Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
mpft und dem Düsterwald getrotzt, und er wollte verdammt sein, wenn er sich jetzt von einem albernen Dornenstrauch besiegen lie ß . W ä hrend er mit dem Schwert wild auf das Hindernis einhackte, drang er immer tiefer in das Gestr ü pp ein und schrie auf, als ihm pl ö tzlich Sonnenlicht entgegenflutete.
Rupert hob eine Hand, um die Augen vor dem glei ß enden Licht abzuschirmen, und stolperte blind vorw ä rts. Lange konnte er nur zwischen den Fingern hindurch blinzeln und den Tr ä nen des Schocks freien Lauf lassen. Als er sich endlich an die Helligkeit gew ö hnt hatte, starrte er verbl ü fft auf die Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Er war auf einem steilen H ü gel aus dem Düsterwald getreten und sah zu seinen F üß en einen Flickenteppich aus bestellten Felder: Weizen, Mais und Gerste, die in der Mittagshitze reiften. Lange Reihen hoher Eichen dienten als Windschutz, und Sonnenlicht spiegelte sich hell in glitzernden Fl ü ssen. Niedrige Steinmauern markierten die Ackergrenzen, und ein unbefestigter Fahrweg wand sich zu einem m ä chtigen dunklen Berg, der den Horizont beherrschte und mit seinem Gipfel bis in die Wolken stie ß .
Der Drachenfels.
Rupert riss m ü hsam den Blick von dem bedrohlichen Monstrum los und sah sich in seiner n ä heren Umgebung um. Ihm stockte der Atem. Kein Dutzend Schritte vom Rand des Düsterwaldes entfernt entsprang ein Wildbach aus einer verborgenen Quelle und schoss spr ü hend und sch ä umend zu Tal. Rupert lie ß sein Schwert fallen, stolperte vorw ä rts und sank am Ufer in die Knie. Er tauchte seine Hand in den Bach und leckte vorsichtig seine Finger ab. Das Wasser war klar und rein. Rupert sp ü rte, wie ihm wieder Tr ä nen ü ber die Wangen liefen, als er sich nach vorn beugte und das Gesicht in den Bach tauchte.
Er schl ü rfte gierig das eisige Wasser, verschluckte sich und musste husten. Irgendwie fand er die Kraft, sich von dem Nass loszurei ß en. Wenn er jetzt zu viel trank, w ü rde ihm nur schlecht. Er streckte sich im weichen Gras aus, den Bauch angenehm prall von dem k ö stlichen Nass. Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er lange nichts gegessen hatte, aber das konnte noch warten. Im Augenblick f ü hlte er sich zu wohl, um aufzustehen. Er beobachtete das Einhorn, das sehr beherrscht trank und dann zufrieden das Gras am Ufer zu rupfen begann. Rupert schmunzelte zum ersten Mal seit Tagen. Er st ü tzte sich auf einen Ellbogen und schaute zur ü ck. Der Düsterwald ragte stumm hinter ihm auf, und kein einziger Sonnenstrahl vermochte die d ü stere Barriere zu durchdringen. Ein kalter Windhauch wehte von den morschen, d ü rren B ä umen her ü ber. Rupert lachte dem Dunkel triumphierend entgegen und schmeckte Blut, als seine spr ö den Lippen einrissen, aber das war ihm einerlei.
„Ich habe dich besiegt“, sagte er leise. „Ich habe dich besiegt.“
„Mit meiner Hilfe“, sagte das Einhorn. Rupert drehte sich um und fing einen besorgten Blick seines Reittiers auf. Er streckte den Arm aus und t ä tschelte dem Freund die Schnauze.
„Ohne dich h ä tte ich es nicht geschafft“, sagte Rupert. „Du warst da, als ich dich brauchte. Danke.“
„Bitte“, erwiderte das Einhorn,. „und nun m ö chte ich mich noch eine Weile an diesem herrlichen Gras g ü tlich tun und nicht gest ö rt werden, bis ich satt bin. Habe ich mich klar ausgedr ü ckt?“
Rupert lachte. „Klar. Nur zu; die Sonne steht hoch am Himmel, und ich habe jede Menge Schlaf nachzuholen. Danach zeige ich dir vielleicht, wie man eine Forelle kitzelt.“
„Was geht mich das Vergn ü gen eines albernen Fisches an?“, fragte das Einhorn, aber Rupert schlief schon wie ein Stein.
Rupert und das Einhorn brauchten fast einen Monat, bis sie den Drachenfels erreichten. Regelm äß ige Mahlzeiten und frisches Wasser trugen viel dazu bei, dass sie sich von den Strapazen erholten und neuen Mut fassten, aber der Düsterwald hatte seine Spuren hinterlassen. Jeden Abend, wenn die Sonne purpurrot hinter dem Horizont versank, entfachte Rupert ein gro ß es Feuer, obwohl die N ä chte warm waren und keine gef ä hrlichen Tiere die Gegend unsicher machten, und jede Nacht deckte er die Glut vor dem Einschlafen sorgf ä ltig mit Asche zu, um sicherzugehen, dass sie noch glomm, wenn er vor dem Morgengrauen erwachte. Sein Schlaf war unruhig und von Albtr ä umen geplagt, an die er sich lieber nicht erinnerte. Zum ersten Mal seit seiner Kindheit hatte Rupert Angst im Dunkeln.
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