Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
warte!“, brummte sie drohend.
„K ö nnen wir aufbrechen?“, dr ä ngte Rupert. „Mein Einhorn wartet nur zwei Tage auf mich.“
„Du reitest ein Einhorn?“, fragte der Drache. Rupert warf Julia einen Blick zu und merkte, wie ihm die R ö te ins Gesicht stieg.
„Es ist nicht leicht, ein Prinz zu sein. Es hat mit Dynastien zu tun; das Letzte, was ein Herrschergeschlecht brauchen kann, sind Bastarde, die wie Pilze aus dem Boden schie ß en und Anspruch auf den Thron erheben. Also m ü ssen unverheiratete Nachkommen des K ö nigs … enthaltsam leben.“
„Genau“, pflichtete ihm Julia bei. „Deshalb haben mich die Ä ltesten hier heraufgeschickt.“
Der Drache räusperte sich taktvoll. „Ist es weit bis zu deiner Burg?“
Rupert setzte zu einer Antwort an, doch dann blieb ihm keine andere Wahl, als sich an Julia festzuhalten, weil ihm pl ö tzlich schwarz vor den Augen wurde. Seine Knie begannen zu schlackern, und er setzte sich auf den H ö hlenboden, um nicht umzukippen.
„Was ist denn los?“, fragte Julia, w ä hrend sie ihn f ü rsorglich st ü tzte.
„Ich brauche nur eine Verschnaufpause“, murmelte er benommen und fuhr sich mit zitternder Hand ü ber die Schl ä fen. „Ziemlich hei ß hier. Geht gleich wieder.“
Der Drache studierte Rupert eingehend. „Wie bist du den Berg heraufgekommen?“
„Ich bin dem Pfad gefolgt, bis mir Ger ö ll den Weg versperrt hat. Dann habe ich mein Einhorn zur ü ckgeschickt, geschickt das Ger ö ll ü berquert und habe die Treppe genommen.“
„Du hast den ganzen Weg zu Fu ß zur ü ckgelegt? Bei dem Wetter?“ Julia betrachtete Rupert mit neuem Respekt. „Ich kam mitten im Sommer. Ich hatte eine Eskorte von sieben Wachen und ein Pack-Maultier, und dennoch brauchten wir fast vier Tage, bis wir am Ziel waren.“ Sie nahm seine zerschundenen H ä nde in die ihren und zuckte zusammen. „Die sind ja eisig. Wahrscheinlich sp ü rst du deshalb deine Wunden nicht. Du musst bis ins Mark durchgefroren sein. Ein Wunder, dass du dich ü berhaupt auf den Beinen halten konntest.“
Rupert zuckte verlegen die Achseln. „Mir fehlt nichts. Ich bin nur etwas m ü de.“
Julia und der Drache wechselten einen Blick.
„Klar“, sagte der Drache. „H ö r mal, warum w ä rmst du dich nicht eine Weile am Feuer auf, und dann fliege ich euch beide nach unten. Es ist ein guter Tag zum Fliegen.“
„Hmm“, flüsterte Rupert schl ä frig. „Guter Tag … zum Fliegen.“ Das Kinn sank ihm auf die Brust, und der Schlaf schlug wie eine riesige Flutwelle ü ber ihm zusammen. Julia bettete ihn sanft auf Felle, ehe sie seine H ä nde wusch und bandagierte. Rupert merkte nichts davon, aber zum ersten Mal seit Verlassen des Düsterwaldes war sein Schlaf frei von Albtr ä umen.
Ein paar Stunden Schlaf taten Rupert sehr gut. Bald kauerte er nicht gerade elegant auf dem R ü cken des Drachen und umklammerte den Hals des Kolosses, als wollte er ihn nie mehr loslassen. Julia sa ß hinter Rupert und schn ü rte ihm die Luft ab.
„Ich hasse H ö hen“, gestand sie kleinlaut.
„Nicht nur du“, beteuerte Rupert. Er warf einen Blick auf die dunklen Wolken, die den Himmel erfüllten, und schauderte, als ein kalter Windsto ß ü ber den schmalen Felsensims vor dem H ö hleneingang fegte. „Wenn das ein guter Tag zum Fliegen ist, dann m ö chte ich nicht wissen, wie ein weniger guter Tag aussieht.“
„Fertig?“, fragte der Drache und spreizte begeistert die Flügel.
„Äh …“, sagte Rupert.
„Dann haltet euch fest!“, rief der Drache, nahm rasch Anlauf, stie ß sich vom Sims ab und fiel wie ein Stein in die Tiefe. Der Wind pfiff an ihnen vorbei, als sie nach unten sackten, und Rupert kniff die Augen zu. Dann breitete der Drache unvermittelt die Flügel aus und ging nach einer Reihe wenig magenfreundlicher Man ö ver in einen kontrollierten Gleitflug ü ber. Rupert ö ffnete nach einer Weile vorsichtig die Augen und linste am Hals des Drachen vorbei, um einen Blick auf die Landschaft zu erhaschen, ein Entschluss, den er gleich darauf bereute. Weit unten erstreckten sich die bestellten Felder wie ein pastellfarbener Flickenteppich. Das Waldk ö nigreich lag im Norden, bedrängt vom Düsterwald, der sich wie ein Geschwür ins Land fra ß . Rupert schluckte; sein Mund war pl ö tzlich trocken, als der Fuß der Berge mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zukam. Insgesamt w ä re ihm ein Fu ß marsch möglicherweise doch lieber gewesen. Die m ä chtigen Fl ü gel
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