Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Wange begannen in Erinnerung an die scharfen Krallen zu pochen. Er gab Julia die Fackel, tat einen Schritt nach vorn und sp ä hte angespannt ins Dunkel. Raschelnde, knackende Ger ä usche drangen an sein Ohr, dann erkannte er im Fackelschein die Umrisse grotesk verzerrter Gestalten, die vor und hinter der Reisegruppe kauerten, dahinhuschten und -glitten. Gl ü hende Augen stierten unverwandt aus den Schatten der modrigen B ä ume. Rupert schwang sein Schwert, aber der kalte Stahl vermochte ihm keine Sicherheit zu geben.
„Das ist unmöglich“, sagte er dumpf. „D ä monen jagen nie in Rudeln. Das weiß jeder.“
„Offenbar halten sich diese D ä monen nicht an die Regeln“, sagte der Drache. „Komm bitte zur ü ck. Mir ist unwohl, wenn du dich zu weit von uns entfernst.“
Rupert ließ sich zu den anderen zurückfallen. Die D ä monen kamen noch näher.
„Warum greifen sie nicht an?“, fragte Julia leise.
„Bring sie nicht auf dumme Ideen“, murmelte das Einhorn. „Möglicherweise k ö nnen sie einfach nicht glauben, dass jemand so bl ö d ist, in diese Falle zu rennen. Ich kann es auch nicht glauben und tue es trotzdem.“
„Sie haben Angst vor dem Drachen“, sagte Rupert.
„Wie überaus vernünftig von ihnen“, sagte der Drache.
Rupert versuchte zu lächeln, aber es fühlte sich mehr wie eine Grimasse an. Es bedurfte all seiner Selbstbeherrschung, nicht blindlings mit dem Schwert um sich zu schlagen. Angst krampfte ihm den Magen zusammen und zitterte in seinen Armen, aber er wollte ihr nicht nachgeben. Noch nicht. Im Gegensatz zur Dunkelheit konnte man Dämonen bek ä mpfen. Er umklammerte sein Schwert fest und st ü rmte los. Die D ä monen verschmolzen mit dem Dunkel und verschwanden. Erleichtert seufzte Julia tief auf, und das Fackellicht flackerte plötzlich unruhig, als sie ihren H ä nden schließlich gestattete zu zittern. Rupert funkelte in das teilnahmslose Dunkel ringsum, erbost, dass die D ä monen der Konfrontation ausgewichen waren und damit verhinderten, dass er Trost und Befreiung durch mutiges Handeln fand. Er rammte sein Schwert wieder in die Scheide und f ü hrte die Gruppe tiefer in die endlose Nacht.
Später erreichten sie eine kleine Lichtung und rasteten eine Weile, um ihre Kräfte vor dem Weitermarsch zu sammeln. Julia machte in der Mitte ein Feuer, während Rupert Fackeln in den Boden rammte, um die Grenze zum Wald zu markieren. Sie mussten keine Vorsicht mehr walten lassen; es war klar, dass die Dämonen ihr Lager ausfindig machen konnten, wann immer sie Lust dazu hatten. Rupert entzündete die letzte Fackel und zog sich rasch ans lodernde Feuer zurück. Die tanzenden Flammen vertrieben das Dunkel, und die Wärme des Feuers löste nach und nach seine Erstarrung. Rupert sah sich mit gerunzelter Stirn um, während er ermattet neben Julia zu Boden sank. Bei der Hinreise war ihm der Düsterwald längst nicht so kalt vorgekommen. Er entsann sich auch nicht an diese Lichtung. Mit einem Achselzucken warf er einen weiteren Ast ins knisternde Feuer und zog den Umhang enger um sich. Auf der anderen Seite des Feuers sah er das Einhorn, das im Halbdunkel vor sich hin döste. Der Drache streifte am Rand der Lichtung umher, wahrscheinlich, um Dämonen zu vergraulen. Rupert sah verstohlen zu Julia hinüber. Die Prinzessin saß zitternd in die einzige freie Decke gewickelt und hielt die Hände über das zuckende Feuer.
„Hier“, sagte Rupert schroff und nahm seinen Umhang ab. „Du frierst.“
„Du auch“, antwortete Julia. „Mir geht es gut.“
„Bist du sicher?“
„Klar.“
Rupert beharrte nicht auf seinem Angebot.
„Wie lange noch, bis wir den Düsterwald hinter uns haben?“, fragte Julia, als sich Rupert den Umhang wieder über die Schultern geworfen hatte.
„Ich weiß nicht“, gab er zu. „Die Naturgesetze scheinen hier nicht mehr zu gelten. Meine erste Reise könnte Tage oder Wochen gedauert haben; man verliert im Dunkeln jegliches Gefühl für die Zeit. Zumindest haben wir diesmal Feuerholz und genug zu essen und zu trinken. Das sollte einen Unterschied machen.“
„Du hast den Düsterwald ohne Licht und Proviant durchquert?“ Julia sah Rupert einen Augenblick mit widerstrebender Bewunderung an und senkte dann rasch den Blick. Als sie weitersprach, war ihre Stimme betont kühl. „Erzähl mir mehr von deiner Burg.“
„Alt“, meinte Rupert mit einem Lächeln. „Du wirst sie mögen.“
„Ja?“
„Natürlich, und meine Leute werden dich mit
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