Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
offenen Armen empfangen.“
„Warum sollten sie?“, fragte Julia leise und starrte angestrengt ins Feuer. „Ich kriege keine Mitgift und bin auch sonst keine gute Partie. Sieben Schwestern stehen zwischen mir und dem Thron, immer vorausgesetzt, die Ältesten stimmen meiner Rückkehr zu, und das tun sie ganz gewiss nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil …“ Julia warf ihm einen finsteren Blick zu. „Du lachst mich nur aus.“
„Ich verspreche, dass ich das nicht tun werde.“
„Ich bin abgehauen. Sie wollten mich mit einem Prinzen vermählen, den ich nicht kannte. Aus politischen Gründen. Du verstehst.“
„Ja“, nickte Rupert. Blutlinien.“
„Also lief ich weg. Ich kam nicht mal bis zur Grenze, und da das Reich bereits mit sieben Prinzessinnen gesegnet war und keine achte mehr gebrauchen konnte, schickte man mich in die Drachenhöhle.“ Julia starrte verdrießlich ins Feuer. „Mein Vater unterschrieb den Beschluss. Mein eigener Vater.“
Rupert wollte ihr tröstend den Arm um die Schultern legen, doch sie wich ihm unwirsch aus.
„Keine Sorge“, sagte er ohne große Überzeugung. „Das renkt sich wieder ein. Ich werde einen Weg finden, dich heimzubringen.“
„Ich will nicht heim; für die bin ich gestorben! Ach, manchmal wünschte ich, es wäre so!“
Sie sprang auf und rannte ins Dunkel. Rupert erhob sich, um ihr nachzugehen.
„Nicht.“
Rupert drehte sich um und stellte fest, dass der Drache ihn aus den Schatten heraus beobachtete. „Warum nicht?“
„Sie will nicht, dass du sie weinen siehst“, erläuterte der Drache.
„Oh.“ Rupert scharrte unbehaglich mit den Füßen und setzte sich dann wieder.
„Sie kommt bald wieder“, sagte der Drache und rückte ein Stück näher.
„Ja. Ich würde ihr gern helfen.“
„Natürlich. Julia ist nicht die Schlechteste. Für einen Menschen.“
Rupert lächelte beinahe. „Wir haben alle unsere Probleme.“
„Du auch?“
„Klar, warum sonst hätte ich mich auf diese gottverdammte Queste eingelassen?“
„Ehre, Ruhm, Abenteuerlust?“
Rupert sah ihn nur an.
„Entschuldige“, murmelte der Drache.
„Ich bin ein zweiter Sohn“, sagte Rupert. „Ich kann den Thron nicht erben, solange mein Bruder lebt.“
„Du wolltest nicht deinen eigenen Bruder töten.“ Der Drache nickte mitfühlend.
Rupert schnaubte. „Ich kann den Typen nicht ausstehen. Aber wenn ich ihm sein Recht streitig mache, bricht ein Bürgerkrieg aus, der das ganze Land spaltet. Deshalb befahl mein Vater, dass ich mich auf diese Queste begebe. Er hoffte, du würdest mich töten und so das lästige Problem lösen.“
„Dein Vater wollte dich in den Tod schicken?“
„Ja“, flüsterte Rupert. „Mein Vater. Offiziell sollte ich eine Heldentat vollbringen, um mich des Thrones würdig zu erweisen, doch jeder wusste, worum es in Wirklichkeit ging. Selbst ich.“
„Aber warum hast du es dann durchgezogen? Es bestand keine Notwendigkeit, mich zum Duell zu fordern.“
„Ich bin ein Prinz des Waldkönigreichs“, sagte Rupert. „Ich hatte mein Wort gegeben. Außerdem …“
„Ja?“
Rupert zuckte die Achseln. „Das andere große Problem meiner Familie ist Geld. Wir sind pleite.“
„Pleite? Aber ihr herrscht über das Land! Wie könnt ihr pleite sein?“
„Wir hatten zwei Missernten in Folge, die Barone weigern sich, ihre Abgaben zu entrichten, und wenn wir den Wert unserer Münzen noch mehr vermindern, können wir sie bald als Kronkorken verwenden.“
„Oh“, sagte der Drache.
„Genau. Oh.“
„Das heißt, es wird dir nicht viel helfen, wenn du mich lebend zurückbringst.“
„Nicht wirklich“, gab Rupert zu. „Mal abgesehen von dem Schatz, den angeblich jeder Drache hütet, könnte man für deine Haut einen guten Preis erzielen. Auch für deine Zähne, und was Drachen… “
„Ich weiß, was sie wert sind“, unterbrach der Drache leicht gekränkt. „Aber ich würde mich nur ungern von ihnen trennen.“
Rupert errötete und wandte den Blick ab. „Ich wollte dir auch nur meine Probleme schildern.“
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte der Drache.
„Hört auf zu labern und lasst mich schlafen!“, beschwerte sich das Einhorn mit einem müden Seufzer.
Julia kam aus der Dunkelheit zurück und ließ sich am Feuer nieder. Die anderen hüteten sich, einen Kommentar zu ihren leicht geröteten Augen abzugeben.
„Worüber habt ihr geredet?“, wollte sie wissen.
„Allem Anschein nach befindet sich Ruperts Familie momentan in
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