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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Dämonen, zerriss und zerfetzte sie. Um ihn auf der blutbesudelten Erde häuften sich die Toten und die Sterbenden, aber immer noch drängten Dämonen heran. Julia rammte einem Gegner den Dolch bis zum Heft ins vorquellende Auge und stieß den zuckenden Kadaver mit dem Fuß zur Seite. Das Einhorn galoppierte an ihre Seite, um sie zu schützen; Hufe und Horn trieften von Blut, Rupert wirbelte hierhin und dahin und gebrauchte sein Schwert mit tödlicher Sicherheit, aber für jeden Dämon, der fiel, tauchte ein neuer auf.
    Seine Arme und sein Rücken schmerzten, und jedes Mal, wenn er die Klinge niedersausen ließ, erschien sie ihm ein wenig schwerer, aber er kämpfte wild entschlossen weiter. Der monatealte Zorn brach sich Bahn, und er fletschte die Zähne wie ein Wolf, als er einen Feind nach dem anderen niedermetzelte.
    Dann war der Kampf vorbei. Die Dämonen verschmolzen wieder mit dem Dunkel, ohne ihre Toten mitzunehmen. Rupert senkte das Schwert und schaute sich um, sein Atem ging stoßweise. Die Lichtung war leichenübersät, und als sein Zorn abebbte, fror Rupert, und ihm war ein wenig schlecht. Man hatte ihn den Umgang mit dem Schwert gelehrt, wie es sich für einen Königssohn geziemte, aber die neu entdeckte Lust am Töten beunruhigte ihn. Freude an einem Blutbad war Dämonenart. Das Blut, das von seiner Klinge troff, ekelte ihn plötzlich an, und er schob sein Schwert in die Scheide, ohne sich die Mühe zu machen, es abzuwischen. Er schluckte trocken und hielt nach seinen Gefährten Ausschau. Der Drache schien so gut wie unversehrt zu sein; das frische Blut an seinen Zähnen und Klauen stammte von den Feinden. Das Einhorn hatte auch nur ein paar Kratzer abbekommen, obwohl sein weißes Fell blutverschmiert war. Julia wirkte kühl bis ins Herz, während sie ihren Dolch säuberte, aber ihre Hände zitterten. Rupert schüttelte langsam den Kopf. Ohne den Zorn, der ihn angetrieben hatte, fühlte er sich schwach und zittrig, aber schon hörte er wieder das Rascheln und Knacken jenseits der Lichtung. Er wandte sich dem Drachen zu.
    „Wende den verdammten Zauber an“, sagte er knirschend. „Noch so ein Sturmangriff, und sie werden uns überrollen.“
    Der Drache nickte. „Es liegt ganz an dir, Rupert. Zuerst wirst du ein Licht in der Ferne sehen, eine Art Leuchtfeuer, und dann wird dir die wilde Magie einen Weg weisen. Folge ihm. Das ist der Gang auf dem Regenbogen. Was du finden wirst, hängt von dir ab.“
    Rupert starrte in die Dunkelheit hinaus, und eine Stimme in seinem Inneren sagte: „Ich kann nicht.“ Es war ihm schwer genug gefallen, mit Fackeln und Gefährten in den Düsterwald zurückzukehren, aber sie aufzugeben und ganz allein in die Schwärze einzudringen …
    „Habe ich nicht schon genug getan? Ich kann nicht zurück ins Dunkel gehen. Ich habe Angst“, dachte er.
    „Rupert?“
    „Ich habe Angst“, dachte er erneut. Laut sagte Rupert: „Wirke den Zauber.“
    „Mach dich bereit“, sagte der Drache. „Ich brauche einen Augenblick, um mich zu sammeln.“
    Rupert nickte und schlenderte hinüber zum Einhorn.
    „Beschützt du Julia, falls mir etwas zustoßen sollte?“
    „Mit meinem Leben“, versprach das Einhorn. „Ich kann nämlich sehr heroisch sein, wenn ich keine andere Wahl habe.“
    „Das war mir klar“, lächelte Rupert.
    Das Einhorn scharrte unsicher mit den Hufen. „Alles in allem war ich schon auf schlimmeren Questen, Hoheit.“
    „Ich hasse den Gedanken, wie die gewesen sein müssen.“
    „Ach, sei schon endlich still“, sagte das Einhorn voller Zuneigung. „Pass auf dich auf, wenn du auf dem Regenbogen wandelst. Ich habe mich an unsere Kabbeleien gewöhnt.“
    Rupert schlang dem Einhorn die Arme um den Hals, und als er sich von seinem Reittier abwandte, stand unvermittelt Julia vor ihm. Sie gab ihm ein Taschentuch.
    „Ein Gunstbeweis“, sagte sie. „Der Held trägt immer einen bei sich.“
    „So etwas wollte ich schon immer haben“, brummte Rupert. Er schob das Seidentüchlein in sein zerfleddertes Lederwams. „Ich werde dieses Unterpfand unversehrt zurückbringen.“
    „Bring Hilfe mit, das ist die Hauptsache.“ Plötzlich beugte sie sich vor und küsste ihn. „Ach, und komm selbst unversehrt zurück, sonst bin ich dir auf ewig böse.“
    Sie rannte in die Schatten. Rupert fuhr sich mit der Hand scheu über die Lippen. Zumindest in diesem Punkt hatten die Minnesänger nicht gelogen. Der Drache kam zu ihm.
    „Bist du bereit?“
    Rupert starrte ins Dunkel.

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