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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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etwa die Jagd, das Saufen und die Weiber. Rupert streckte sich und dachte sehnsüchtig an das Bett mit der dicken Matratze, das in seinen Gemächern seiner harrte. Aber so müde er auch war, er wusste, er würde keinen Schlaf finden, bis er wusste, welche neue Teufelei dem König und seinem Hofstaat eingefallen war. Er warf sich in einen der über alle Maßen unbequemen Besuchersessel und beobachtete seine Freunde.
    Julia hatte ihren Dolch gezückt und benutzte die Familienporträts für Zielübungen. Sie konnte ziemlich gut zielen. Der Drache, der halb im Flur und halb im Vorzimmer lag, versuchte, Rauchringe aus den Nüstern zu blasen, und kaute geistesabwesend an einem jahrhundertealten Gobelin, den Rupert noch nie sonderlich schön gefunden hatte. Das Einhorn … Rupert zuckte zusammen.
    „Hättest du das nicht vorher erledigen können?“
    „Tut mir leid“, sagte das Einhorn kläglich. „Du weißt, dass ich in großen geschlossenen Gebäuden immer Beklemmung bekomme! Ich werde das Gefühl nicht los, das Dach könnte einstürzen und …“
    Rupert schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem geschlossenen Portal zu. Wie oft hatte er vor dieser Flügeltür gestanden und darauf gewartet, seinen Vater sprechen zu dürfen? Seine Gedanken wanderten zurück ins Gestern und fanden wenig Erfreuliches.
    Als er sieben Jahre nach Harald das Licht der Welt erblickt hatte, waren alle überrascht gewesen – und fast alle auf unangenehme Weise. Ein König brauchte einen zweiten Sohn, falls dem ersten etwas zustieß. Aber zwei gesunde, erwachsene Söhne brachten nichts als Ärger. Rupert hatte diese Erkenntnis früh gewonnen; jeder war bemüht gewesen, ihn in diesem Punkt aufzuklären. Er runzelte die Stirn, als Erinnerungen aus den Schatten gekrochen kamen. Die Lehrer, die ihn schlugen, weil er schneller begriff als Harald. Die Fechtmeister, die ihn schlugen, weil er nicht so stark war wie Harald. Die Vasallen, die ihn je nach Lage der Dinge umschmeichelten oder beleidigten. Die Barone, die in seinem Namen Intrigen spannen, und der Erste Ritter, in dessen kalten, dunklen Augen immer der Tod stand.
    Fuchsfeuermoos glomm in mehreren Lampen, die von der niedrigen Decke hingen, aber die Schatten im Vorzimmer ließen sich nicht vertreiben. Es war, als habe er die Dunkelheit in die Burg eingeschleppt. Rupert lehnte sich zurück und seufzte entkräftet. Im Wald war alles so einfach und logisch gewesen. Er musste in die Burg zurückkehren, weil das Waldland ihn brauchte. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Der Wald brauchte ihn nicht. Er hatte ihn nie gebraucht. Die einzigen, die ihn je gebraucht hatten, waren Julia, der Drache und das Einhorn. Seine Freunde. Ruperts Lächeln wurde sanfter, als er dies dachte, und er ließ sich die Worte genüsslich durch den Kopf gehen. Er hatte nie Freunde gehabt. Man hatte dem Prinzen nie erlaubt, mit Kindern einfacher Herkunft zu spielen, und seine Familie … er war erst fünf Jahre alt gewesen, als seine Mutter starb. Harald hatte ihn verspottet und gequält, und sein Vater hatte ihn auf eine Queste geschickt, um sich ein Problem vom Hals zu schaffen.
    Rupert schüttelte den Kopf, um die dunklen Gedanken zu vertreiben. Er hatte zweimal den Düsterwald durchquert, Dämonen besiegt und den Regenbogen beschworen. Zum Henker mit seinem Vater, dem Hofstaat und dem verdammten Ersten Ritter.
    Sie hatten versucht, ihn loszuwerden, und es hatte nicht geklappt. Er war wieder da, ob es ihnen gefiel oder nicht.
    „Wie lange noch?“, fragte Julia und zog ihren Dolch aus dem Auge eines Urahnen.
    Rupert zuckte die Achseln. „Es macht ihnen Spaß, mich warten zu lassen, damit weisen sie mich in meine Schranken.“
    „Das nimmst du so einfach hin?“
    Rupert sah erst Julia, dann das Einhorn und den Drachen an.
    „Bisher schon“, sagte er nachdenklich, „aber es hat sich einiges geändert. Drache …“
    Der Drache, der gerade seine Krallen an einer nutzlos herumstehenden Rüstung schärfte, schaute auf. „Ja?“
    „Siehst du diese Doppeltür?“
    „Ja.“
    „Finde heraus, in wie viele Streichhölzer du sie zerlegen kannst.“
    Der Drache grinste breit, nachdem er das Portal fachmännisch gemustert hatte. Er richtete sich auf, streckte eine krallenbewehrte Pfote aus und tippte die Bohlen damit an. Sie erzitterten unter seiner Berührung. Mit einem feierlichen Nicken zog er sich aus dem engen Vorzimmer zurück und drehte sich draußen im Korridor um. Rupert, Julia und das

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