Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
schön, dich unversehrt wiederzusehen!“, donnerte eine Stimme aus dem Hintergrund, und Rupert sah, wie die Höflinge eine Gasse bildeten, um Harald durchzulassen. Sein Bruder war jeder Zoll der sagenumwobene Held, groß, stattlich und gutaussehend, zumindest für den Geschmack des Volkes. Er klopfte Rupert auf den Rücken und zerdrückte ihm zur Begrüßung fast die Hand.
„Interessanter Drache, den du uns da gebracht hast, mein lieber Junge“, fuhr er heiter fort, „allerdings ist es üblich, die Dinger zu töten, ehe man sie anderen Leuten ins Haus schleppt.“
„Du kannst es ja versuchen“, grinste Rupert, während er sich unauffällig die tauben Finger massierte. Harald musterte den Drachen, der sich mit gespaltener Zunge die Lefzen leckte und ihn hungrig ansah.
„Später“, versprach Harald und wandte sich rasch ab, um Julia mit einem strahlenden Lächeln zu beglücken. „Wie ich sehe, hat sich dein Geschmack in puncto Frauen gebessert. Willst du uns nicht vorstellen?“
„Ich habe das Gefühl, einer von uns beiden wird das bereuen“, murmelte Rupert. „Prinzessin Julia vom Hügelland, darf ich Euch meinen Bruder vorstellen? Harald, Prinz des Waldkönigreichs.“
Obwohl Rupert an temperamentvolle Reaktionen gewöhnt war, wenn es um seine Freunde ging, erstaunte es ihn doch, dass der gesamte Hofstaat vor Entsetzen zu erstarren schien. Julia sah Haralds ausgestreckte Rechte an und stieß ein lautes Zorngebrüll aus. Haralds Kinnlade klappte nach unten, nachdem er seinerseits einen Blick auf Julias Hand geworfen hatte. Er trat einen Schritt zurück und suchte vergeblich nach besänftigenden Worten. Julia war im Begriff, sich auf Harald zu stürzen, aber Rupert erkannte die Zeichen des Sturms und umklammerte die Prinzessin von hinten.
„Was ist denn nun schon wieder los?“, fragte er entkräftet. „Musst du mit jedem Streit anfangen?“
„Das ist er!“, kreischte Julia und versuchte, sich von ihm loszureißen.
„Ich weiß, dass er das ist!“, blaffte Rupert. „Ich habe euch einander gerade vorgestellt, weißt du noch?“
Julia hörte zu strampeln auf, und Rupert gab sie argwöhnisch frei. „Du verstehst nicht“, murmelte sie dumpf. „Das ist der Prinz, den ich heiraten sollte, der Typ, vor dem ich in die Berge geflohen bin!“
Rupert schloss kurz angewidert die Augen. Immer wenn er alles im Griff zu haben schien …
„Konntest du das nicht früher sagen?“
„Ich erfuhr nie seinen Namen, Rupert. Man hat ihn mir nie gesagt. Man verlobte uns, als wir noch Kinder waren. Die Vermählung hätte am Tag meiner Volljährigkeit stattfinden sollen, und als Ehepfand tauschten unsere Väter gravierte Weißgoldringe. Ich trage meinen seit meinem vierten Lebensjahr. Es ist der gleiche, den ich eben bei Harald entdeckt habe.“
Rupert starrte Harald an, der alle Hände voll damit zu tun hatte, die Reste seiner Fassung nicht zu verlieren.
„Stimmt das? Du bist ihr Bräutigam?“
„Nun ja, mein lieber Junge, ich war es zumindest, aber …“
„Aber was?“
„Nun, schließlich lief sie weg“, sagte Harald gereizt. „Vater blieb nichts anderes übrig, als mir eine neue Braut zu besorgen, ganz nettes Ding, die Tochter eines Barons. Anständige Mitgift, beste politische Verbindungen. Dank deiner …“
„Dank deiner, Rupert“, sagte der König, dessen trockene, kühle Stimme Haralds Worte mühelos übertönte, „wird uns, da dieser Ehevertrag mit dem Hügelland nie aufgelöst wurde, wohl keine andere Wahl bleiben, als ihn zu erfüllen. Noch eine Katastrophe, die du uns zu melden hast?“
„Lass mich nachdenken“, antwortete Rupert. „Mir fällt sicher noch etwas ein.“
Harald schlenderte von dannen und unterhielt sich im Flüsterton mit dem König, während Rupert sein Bestes tat, die tobende Julia zu besänftigen.
„Ich heirate ihn nicht“, fauchte sie. „Eher gehe ich ins Kloster.“
Rupert erschrak bei der Vorstellung von Julia in einem Kloster, bemühte sich aber, ruhig zu bleiben.
„Du musst ihn nicht heiraten“, beschwichtigte er. „Ich finde eine andere Lösung.“
Julia schniefte misstrauisch und musterte Harald.
„Er ist dein Bruder – wie ist er so?“
„Reich, charmant, viel Erfolg bei Frauen. Drei gute Gründe, jemanden zu hassen. Aber Harald ist außerdem ein aufgeblasener, pedantischer, gelegentlich hart arbeitender Blödmann, der die Meinung vertritt, Spaß sollte jedem streng verboten sein, der nicht dem Hochadel angehört. Als ich noch ein Kind
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