Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
aufgesetzt. Der Gardeoffizier an ihrer Seite griente unverschämt.
Julia runzelte die Stirn. „Habe ich etwas Komisches gesagt?“
Lady Cecelia kicherte wie ein kleines Mädchen.
„Rupert, meine Liebe, ist nur dem Namen nach Prinz. Den Thron wird er nie besteigen. Der fällt eines Tages seinem älteren Bruder zu. Ach, Harald! Ein Prinz, wie er im Buche steht. Charmant, wohlgeformt und ein Tänzer von Gottes Gnaden. Alle Frauen schwärmen von ihm … ach, was könnte ich Euch alles über ihn erzählen, meine Liebe!“
„Vergesst Harald“, fiel ihr Julia ins Wort. „Erzählt mir mehr von Rupert!“
„Rupert“, sagte Lady Cecelia gereizt, „ist zu nichts zu gebrauchen. Er kann weder tanzen noch singen, geschweige denn dichten, und er hat absolut keine Ahnung, wie man eine Dame behandelt.“
„Genau“, grinste der Offizier. „Deshalb reitet er auch noch sein Einhorn.“
„Er ist kein richtiger Mann“, schnurrte Lady Cecelia, „ganz im Gegensatz zu meinem Gregory.“
Der Gardeoffizier ließ geschmeichelt die Muskeln spielen.
„Rupert“, fuhr Lady Cecelia fort, „ist ein fader, geistloser …“
„… rückgratloser kleiner Widerling“, sagte der Offizier. Beide lachten höhnisch.
Also blieb Julia keine Wahl, als den Gardisten mit dem Knie und die Dame mit der Faust außer Gefecht zu setzen.
Am anderen Ende des Hofes beobachtete Rupert erstaunt, wie der Offizier nach vorn kippte und die Hofdame der Länge nach zu Boden ging. Einer der Begleiter des Ersten Ritters zog sein Schwert und trat einen Schritt vor. Rupert trat ihm die Beine weg und setzte ihm die Schwertspitze an die Kehle.
„Gute Reflexe“, lobte der Erste Ritter. „Ihr habt Fortschritte gemacht, Hoheit.“
„Danke“, antwortete Rupert knapp. „Behaltet diesen Spaßvogel da im Auge, während ich mich um Julia kümmere!“ Er schob das Schwert in die Scheide, eilte quer über den Hof und konnte Julia gerade noch davon abbringen, Lady Cecelia mit der Stiefelspitze zu bearbeiten.
„Nicht hier und jetzt! Ich möchte dich erst mit meinem Vater bekannt machen. Wenn du willst, zeige ich dir später jede Menge Leute, die du verprügeln kannst, lohnendere Opfer als dieser traurige Wicht! Die echten Widerlinge treiben sich nicht auf dem Hof, sondern in der Nähe des Throns herum.“
Julia fiel es schwer, ihr Werk zu unterbrechen, aber sie ließ zu, dass er sie wegführte.
„Ich vermute, sie haben dich beleidigt“, sagte Rupert.
„So was in der Art, ja“, sagte Julia.
„Vergiss es“, sagte Rupert begütigend. „Sie werden es sicher nicht wieder tun.“
„Niemals“, versprach eine schwache männliche Stimme hinter ihnen.
Rupert schüttelte lachend den Kopf. Schon jetzt war abzusehen, dass es Julia Mühe bereiten würde, sich wie eine Dame zu benehmen.
Der Erste Ritter verbeugte sich tief, als Julia und Rupert zurückkamen. „Wenn Ihr mir folgen wollt, Prinzessin Julia, hier entlang, bitte!“
Julia nickte huldvoll, nahm den Arm, den ihr der Erste Ritter anbot, und ließ sich die Treppe nach oben führen. Die vier Wachen folgten in diskretem Abstand. Rupert wandte sich dem Drachen und dem Einhorn zu.
„Ich dachte, die Eskorte sei für dich“, sagte der Drache.
„Kaum“, sagte Rupert. „Nun steht da nicht so rum; kommt mit zum König!“
„Alle beide?“, fragte das Einhorn ängstlich.
„Aber sicher!“, erklärte Rupert mit einem Lächeln. „Ich werde jede Unterstützung brauchen, die ich kriegen kann. Beeilt euch, sonst bringt Julia noch jemanden um!“
Rupert tigerte ungeduldig durch das enge Vorzimmer und warf wütende Blicke auf das fest verschlossene Portal, das in die große Halle führte. Der Erste Ritter war vorausgeeilt, um dem König zu melden, sein Sohn sei eingetroffen, worauf die schweren, alten Flügeltüren wie schon so oft dröhnend vor Ruperts Nase zugefallen waren. Wieder einmal redete man sich da drinnen über seine Zukunft die Köpfe heiß.
„Was immer sie vorschlagen, meine Antwort lautet nein“, dachte Rupert entschlossen. Ich habe den Düsterwald nicht besiegt, um mich von meiner intriganten Verwandtschaft erneut in den Tod schicken zu lassen.
Er blieb stehen und horchte an der Tür. Anhaltendes Stimmengewirr drang durch das massive Holz, was darauf schließen ließ, dass sich trotz der späten Stunde fast der gesamte Hofstaat versammelt hatte. Rupert schmunzelte. Die Höflinge hassten es, um diese Zeit zu arbeiten, weil dabei die wichtigen Dingen des Lebens zu kurz kamen,
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