Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
wickelten. Der D ä mon zerrte w ü tend an den Str ä ngen und fletschte in lautloser Pein die F ä nge, als das Netz eine klare, z ä he Fl ü ssigkeit absonderte; wo sie zu Boden tropfte, stieg Rauch auf. In angewiderter Faszination beobachtete Rupert, wie der matt um sich schlagende D ä mon in einem riesigen pulsierenden Kokon verschwand, der ihn von Kopf bis Fu ß umh ü llte. Die letzten zuckenden Bewegungen erstarben, als das Gespinst sein Mahl verzehrte.
Rupert senkte m ü de sein Schwert und st ü tzte sich darauf, um den schmerzenden R ü cken zu entlasten. Blut lief ihm in den Mund, und er spie es aus. So also sah ein Held aus? Mit s ä uerlichem Grinsen begann er eine Bestandsaufnahme. Die pr ä chtige, auf Hochglanz polierte R ü stung war mit halb getrocknetem Schlamm verschmiert und wies tiefe Kratzspuren von den Krallen des D ä mons auf. Alle Glieder taten ihm weh, und sein Sch ä del dr ö hnte. Er tastete mit zitternder Hand nach seinem Gesicht und zuckte zusammen, als er Blut auf seinem Kettenhandschuh entdeckte. Beim Anblick von Blut, insbesondere seinem eigenen, war ihm schon immer schlecht geworden. Er schob das Schwert in die Scheide und setzte sich schwerf ä llig am Wegesrand nieder, ohne auf den schmatzenden Schlamm zu achten.
Alles in allem, fand er, hatte er sich wacker geschlagen. Es gab nicht viele Menschen, die einem D ä mon begegneten und der Nachwelt davon berichten konnten. Rupert warf einen Blick auf den nun reglosen Kokon und schnitt eine Grimasse. Nicht die heldenhafteste Art zu gewinnen und ganz sicher nicht die ritterlichste, aber der D ä mon war tot und er am Leben, und genau das hatte er bezweckt.
Er streifte seine Panzerhandschuhe ab und inspizierte mit den Fingern vorsichtig die Verletzungen im Gesicht. Breite, tiefe Risse verliefen vom Augenwinkel bis zum Mund hinab. „Die musst du auswaschen“, dachte er halb bet ä ub, „sonst riskierst du eine Infektion!“ Er sch ü ttelte den Kopf und sah sich um. W ä hrend des Kampfes hatte es zu regnen aufgeh ö rt, aber die Sonne senkte sich bereits dem Horizont entgegen, und die Schatten nahmen zu. Die N ä chte brachen in j ü ngster Zeit immer fr ü her herein, und das zu Beginn des Sommers. Von den ü berh ä ngenden Ä sten fielen unausgesetzt Tropfen, und ein dumpfer, fauliger Geruch hing in der unbewegten Luft. Rupert betrachtete den Kokon und begann zu fr ö steln, als ihm in den Sinn kam, dass er sich mit dem Schwert einen Weg durch das Gespinst hatte bahnen wollen. Raubtiere gab es in vielerlei Gestalt, besonders im Schlingforst.
Er seufzte resigniert. M ü de oder nicht, es war Zeit, seinen Weg fortzusetzen.
„Einhorn! Wo bist du?“
„Hier“, erschallte eine h ö fliche Stimme aus den tiefsten Schatten.
„Kommst du heraus oder muss ich dich holen?“, knurrte der Prinz. Nach kurzem Z ö gern erschien das Einhorn zaghaft auf dem schmalen Weg. Rupert starrte es so übel gelaunt an, dass es den Blick senkte.
„Wo warst du, als ich im Kampf mit dem D ä mon meinen Hals riskierte?“
„Versteckt“, sagte das Einhorn. „Das erschien mir das einzig Logische.“
„Warum hast du mir nicht geholfen?“
„Nun“, sagte das Einhorn ruhig, „weil ich mir dachte, dir wäre mit meiner Hilfe wenig gedient, wenn du mit Schwert und voller R ü stung nichts gegen den D ä mon hättest ausrichten k ö nnen.“
Rupert seufzte. Irgendwann w ü rde er lernen, dass es keinen Sinn hatte, mit dem Einhorn zu diskutieren.
„Wie sehe ich aus?“
„Abscheulich.“
„Danke.“
„Vermutlich bleiben ein paar Narben zur ü ck“, f ü gte das Einhorn hilfreich hinzu.
„Toll. Genau, was ich brauche.“
„Ich dachte, Narben im Gesicht seien der Schmuck des wahren Helden?“
„Wer immer sich das ausgedacht hat, sollte sich mal auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Diese gottverdammten Barden … hilf mir auf, Einhorn!“
Das Einhorn eilte neben ihn. Rupert umklammerte den Steigb ü gel und zog sich langsam aus dem Dreck. Das Einhorn blieb geduldig stehen, w ä hrend Rupert ermattet an seiner Flanke lehnte, in der Hoffnung, seine Schmerzen w ü rden wenigstens so weit nachlassen, dass er sich in den Sattel schwingen konnte.
Das Einhorn musterte ihn besorgt. Prinz Rupert war ein hochgewachsener, gutaussehender J ü ngling Mitte zwanzig, aber das Blut, die Schmerzen und die Ersch ö pfung ließen ihn um zwanzig Jahre ä lter wirken. Seine Haut war bleich und schwei ß bedeckt, seine Augen gl ä nzten
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