Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
einzigen!“
„Spaßverderber“, sagte der Goblin. Dann feixte er, verbeugte sich rasch und hetzte hinter seinen Freunden her. Die Krieger schauten den Goblins nach, bis sie verschwunden waren, und wandten sich dann mit neuem Respekt Rupert zu. Jemand, der es schaffte, eine Schar bewaffneter Goblins einzuschüchtern, ohne auch nur die Stimme zu erheben, war ein Führer, den man ernst nehmen musste.
„Kupferstadt“, sagte der Erste Ritter langsam. „Wir könnten gegen Abend dort sein.“
„Ihr kennt den Ort?“, erkundigte sich Rupert.
„Ein Bergwerk, in dessen Nachbarschaft eine Kleinstadt entstanden ist. Achthundert Menschen leben dort, einschließlich einer halben Kompanie Soldaten. Es kann nicht sein, dass sie der Dunkelheit zum Opfer gefallen sind.“
„Der Düsterwald muss näher sein, als wir dachten“, sagte Rupert. „Achthundert Menschen … ich denke, wir sollten uns den Ort ansehen.“
Der Erste Ritter nickte grimmig und führte den Trupp tiefer in den Wald hinein.
Die Sonne ging rasch unter, als Rupert und der Erste Ritter in Kupferstadt einritten. In den Behausungen der Bergarbeiter brannte kein Licht, und die schmalen Gassen waren voller Schatten. Die Männer spähten ängstlich die stummen Fassaden entlang und rückten ihre Schwerter zurecht. Die Pferde warfen die Köpfe hoch und wieherten furchtsam. Rupert starrte umher, während er seine Leute durch das Städtchen führte, und die vielen unverschlossenen Fenster starrten zurück wie leere schwarze Augenhöhlen. Man sah keine Spuren von Gewalt oder Zerstörung, aber die Häuser wirkten verlassen. Irgendwo in der wachsenden Dunkelheit klapperte der Wind mit einer Tür , und da war niemand, der sie schloss. Rupert bedeutete seinen Männern anzuhalten und zügelte sein Einhorn.
„Herr Ritter …“
„Ja, Hoheit?“
„Haltet mein Einhorn. Ich werde mir einige dieser Häuser näher ansehen.“
„Ich wäre wahrscheinlich von größerem Nutzen, wenn ich Euch Rückendeckung gebe.“
Rupert musterte den Ersten Ritter einen Augenblick lang, dann nickte er und schwang sich aus dem Sattel. Kettenhemden rasselten, als die Gardisten ihre Waffen zogen und die Gasse an beiden Enden absperrten. Rupert nahm die Laterne vom Sattelknauf und versuchte, die Kerze mit Feuerstein zu entfachen.
„Rupert …“, sagte das Einhorn.
„Ah“, sagte Rupert, „du wirst doch nicht zu schmollen aufhören und wieder mit mir reden?“
„Ich habe nicht geschmollt. Ich habe überlegt .“
„Was denn?“
„Hauptsächlich habe ich über dich nachgedacht. Du hast dich verändert.“
„Ach ja? Inwiefern?“
„Nun, zum einen warst du früher vernünftiger. In diesen Häusern könnten sich jede Menge Dämonen verstecken.“
„Ich weiß“, sagte Rupert und grinste breit, als der Docht endlich zu glimmen begann. „Deshalb werde ich mir ja eines ansehen.“ Er schloss die Laterne und hielt sie hoch, während er vorsichtig auf das nächstgelegene Haus zuging. Das Einhorn machte Anstalten, ihm zu folgen, blieb aber stehen, als der Erste Ritter vor der weit offenen Eingangstür zu Rupert aufschloss.
„Bereit, Hoheit?“
„Bereit, Herr Ritter.“
Rupert trat leise über die Schwelle und knallte die Tür gegen die Wand, für den Fall, dass sich etwas dahinter verbarg. Nichts bremste ihren Schwung. Ein lautes Dröhnen hallte durchs Haus und entlockte der Holzdecke einen ächzenden Laut. Rupert ging weiter, dicht gefolgt vom Ersten Ritter, und sah sich um. Schmutzige Strohmatten bedeckten den Lehmboden, auf den kahlen Steinwänden breiteten sich Wasser- und dunkle Schimmelflecken aus. Die rußgeschwärzte Feuerstelle enthielt nur Asche und ein Kohlehäufchen. Ein roh gezimmerter Tisch und vier nicht zusammenpassende Stühle, einer davon ein Kinderstuhl. Holzteller waren gedeckt wie für eine Mahlzeit. Der Raum maß bestenfalls dreimal drei Schritte, und die Decke war so niedrig, dass Rupert unwillkürlich den Kopf einzog. Der Gestank war abscheulich.
Rupert rümpfte angewidert die Nase. „Wie können Menschen so leben?“
„Bergleute sind und bleiben arm“, sagte der Erste Ritter. „Wenn ein Bergarbeiter die vom Aufseher festgesetzten Quoten nicht erfüllt, bekommt er keinen Lohn. Wenn er die Quoten zu leicht erfüllt, schraubt der Aufseher die Forderungen nach oben, bis der Arbeiter sein Pensum nicht mehr schafft. Die Löhne sind niedrig, die Preise hoch; die wenigen Geschäfte hier befinden sich im Besitz der Aufseher. Mit dem Kupfer, das ein
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