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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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fiel auf, dass der Erste Ritter seine Laterne zurückgelassen hatte, um mit beiden Händen die schwere Streitaxt schwingen zu können.
    „Bereit, Hoheit?“
    „Bereit, Herr Ritter. Ihr kennt dieses Bergwerk, also übernehmt am besten die Führung!“
    „Natürlich, Hoheit.“ Der Erste Ritter schritt ruhig in den schräg nach unten führenden Tunnel, ins Dunkel. Rupert folgte ihm auf den Fersen, die Laterne hoch über den Kopf erhoben. Den Schluss bildeten die vier Gardisten. Rupert starrte besorgt auf den Rücken des großen Kämpfers. Der Mann schien grimmig entschlossen, seine einstige Angst vor der Mine zu verdrängen. Diese Haltung konnte ihn zu einer Kühnheit verleiten, die sie alle in den Tod stürzen würde.
    Der Stollen fiel gleichmäßig ab. Rupert musste gebückt gehen, um nicht mit dem Kopf gegen die niedrige Decke zu stoßen. Die von Löchern und Rissen zerfressenen Wände waren hier und da von modrigen, moosbewachsenen Holzpfosten gestützt. Dicke Klumpen bleicher Schwämme quollen aus den Fugen zwischen Wand und Boden, und in der Luft lag ein schwach süßlicher Geruch. Rupert blickte finster. Der Geruch beunruhigte ihn; er kam ihm eigenartig vertraut vor. Schon bald wurde der forsche Schritt des Ersten Ritters langsamer. Er spähte zögernd umher, als quälten ihn unangenehme Erinnerungen. Rupert hörte, dass sich die Gardis ten hinter ihm im Flüsterton unterhielten, und hin und wieder stieß jemand einen unterdrückten Fluch aus, wenn er ins Stolpern geriet oder vergaß, den Kopf einzuziehen. Rupert starrte angestrengt ins Dunkel, aber der Lichtschein der Laterne reichte kaum über die Gestalt des Ersten Ritters hinaus.
    Unvermittelt weitete sich der Tunnel zu einer Höhle von gut dreißig Schritt Durchmesser. Etwa in ihrer Mitte klaffte ein breites Loch. Über seiner Öffnung war eine schwere Förderhaspel errichtet, von der ein dickes, robustes Tau nach unten hing. Der Erste Ritter befahl den Gardisten mit einer Handbewegung, die Kurbel zu betätigen, und Rupert erkannte das Prinzip eines simplen Lasten- und Personenaufzugs. Er beugte sich vorsichtig über den Rand des Lochs und spähte in die Schwärze. Der kränkliche Geruch wurde sofort stärker.
    „Das stinkt, als läge da unten Aas“, murmelte einer der Männer angewidert, während er sein Schwert in die Scheide schob und seinen Kameraden half, die schwere Kurbel zu drehen. Das Tau wurde straff und begann sich dann langsam um die Haspel zu wickeln, als der Aufzug widerstrebend nach oben kam. Rupert trat vom Rand des Schachts zurück und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er erkannte, warum ihm der süßliche Geruch so vertraut vorkam: Es war der gleiche Fäulnisgestank, der im Düsterwald geherrscht hatte.
    Er beobachtete, wie die schwere Eisenhaspel das Seil aufrollte, und versuchte auszurechnen, wie tief der Schacht ins Erdinnere führte. Nach einer Weile gab er auf, weil ihn das Ergebnis beunruhigte, und schlenderte zum Ersten Ritter hinüber.
    „Ist das der einzige Weg in die Tiefe?“, flüsterte er.
    „Ja, Hoheit“, sagte der Erste Ritter. „Einer der Gardisten wird als Erster nach unten fahren und die Lage peilen. Sobald er das Zeichen gibt, dass alles in Ordnung ist, werde ich nach weiteren Leuten schicken, die sich um die Winde kümmern, und wir folgen ihm.“
    Rupert blickte finster. „Ich überlasse einen Mann ungern allein seinem Schicksal.“
    „Ihr seid Prinz“, sagte der Erste Ritter. „Ihr dürft Euer Leben nicht unnötig aufs Spiel setzen.“
    Rupert zog spöttisch eine Braue hoch und wandte den Blick ab, weil in diesem Moment der Aufzug schlingernd aus dem Dunkel auftauchte. Einer der Männer fluchte leise, der andere schlug ein Schutzzeichen. Die aus breiten Eichenbohlen gezimmerte Plattform wirkte verschrammt und wie von Säure zerfressen, und die letzten Meter des Seils waren schwarz angesengt. Die Soldaten ließen hastig die Kurbel einrasten, und dann erstarrten alle, als aus dem Schacht ein Laut heraufdrang, ein langgezogenes, glitschig-saugendes Geräusch, das sich zu einem dumpfen Stöhnen steigerte, so tief und grollend, dass es die Felsen der Höhle zum Erzittern brachte.
    Rupert trat vor und starrte grimmig die übel zugerichtete Holzplattform an. „Haltet Euch bereit, Herr Ritter! Ich gehe runter.“
    „Nein, Hoheit!“, widersprach der Erste Ritter mit fester Stimme. „Das ist zu riskant.“
    „Deshalb muss ich hinunter. Wer diesen Schacht angelegt hat, ist viel zu tief in die Eingeweide

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