Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Majestät.“
„Weshalb seid Ihr wirklich hier?“
Landgraf Guillam blinzelte verwirrt, zuckte hilflos die Achseln und hätte um ein Haar die Pergamentrolle fallen gelassen. „Ich vertrete die Silberbarone, Majestät. Man hat mich gebeten, ihre Forderungen zu verlesen.“
„Ihr versteht mich falsch, Hoheit. Ich will wissen, weshalb man ausgerechnet Euch für dieses Amt ausgewählt hat. Ihr scheint nicht allzu viel Erfahrung auf dem Gebiet zu haben.“
„Das ist richtig, Majestät. Vor meiner Ernennung zum Landgrafen kümmerte ich mich um die finanziellen Angelegenheiten Baron Ashcroft s.“
König John wahrte mühsam die Fassung. Ein Buchhalter hatte ihm gerade noch gefehlt. Ein Assassine wäre ihm beinahe lieber gewesen.
„Gebt Eure Liste an den Seneschall weiter, Hoheit! Er wird Euch alles an Waffen und Lebensmitteln aushändigen, was wir entbehren können.“
„Aber da wäre noch die Kleinigkeit von elf Kompanien …“ Landgraf Guillam verstummte, als der Astrologe ein kurzes Lachen ausstieß, und lächelte gequält. „Sagen wir sieben, das wäre ein vernünftiger Kompromiss!“
„Keine Kompromisse“, erklärte der König, „und keine Truppen! Wollt Ihr Euch dazu äußern?“
„Aber nein, Majestät!“, versicherte der Landgraf hastig. „Nicht im Geringsten. Gar nicht. Absolut nicht.“
Er rollte das Pergament zusammen, verneigte sich rasch vor dem König und trat zurück, um sich hinter dem breiten Rücken von Landgraf Blays zu verstecken. König John nickte dem dritten Landgrafen höflich zu. Landgraf Blays erwiderte die Geste mit einer formellen Verbeugung. Seine langsamen, wohl überlegten Bewegungen verrieten Selbstbeherrschung und Disziplin. Er warf Grey einen eisigen Blick zu und sagte mit ruhiger Stimme:
„Ihr habt seit meinem letzten Besuch dazugelernt, Majestät, aber glaubt nicht, Ihr könntet mich einschüchtern! So schnell erschrecke ich nicht. Ich bin Blays von der Domäne Eichenhoff. Ich spreche für Gold.“
König John verneigte sich knapp. „Willkommen an meinem Hof, Hoheit. Verlangt auch Ihr Truppen von mir?“
„Ich spreche als Stellvertreter meines Herrn“, entgegnete Landgraf Blays gelassen. „Wir brauchen mehr Soldaten, sonst sind wir der Finsternis hoffnungslos unterlegen. Unsere Grenzwälle sind der langen Nacht zum Opfer gefallen, und schon durchstreifen Dämonen wie tollwütige Wölfe das Land. Wir halten nicht mehr lange durch, selbst die Steinmauern und Holzbohlen eines massiven Bergfrieds bieten keinen Schutz, wenn das Dunkel hereinbricht. Ihr wisst, ich spreche stets die Wahrheit, Majestät.“
„O ja“, bestätigte König John müde. „Ich weiß. Aber das ändert nichts an meiner Antwort. Ich habe keine Männer mehr, die ich zu Eurer Unterstützung entsenden könnte.“
„Ich werde meinem Herrn Euren Bescheid überbringen“, meinte der Landgraf zögernd. „Aber ich kann Euch gleich sagen, dass er ihn nicht billigen wird.“
„Ihm wird keine andere Möglichkeit bleiben“, warf Grey ruhig ein.
„Es gibt immer eine Möglichkeit“, sagte Landgraf Blays. Seine ruhigen Worte schienen drohend in der Stille zu hängen, und eine Zeit lang schwiegen alle.
„Nun gut“, sagte König John schließlich. „Ihr seid an meinen Hof gekommen, edle Landgrafen, weil Ihr dringend Unterstützung benötigt, und obschon es nicht in meiner Macht steht, die Bitten der Barone zu erfüllen, kann ich Euch zumindest eine Botschaft der Hoffnung und des Trostes mit auf den Weg geben. In diesem Moment sind der Erste Ritter und mein jüngster Sohn unterwegs, um den Erzmagier zur Rückkehr ins Waldland zu bewegen. Wir hoffen auf seine Zauberkunst gegen die Kräfte der Finsternis.“
„Ihr holt ihn zurück?“, fragte Landgraf Blays leise. „Nach allem, was er getan hat?“
„Es ist notwendig“, sagte der Astrologe.
„Eine verzweifelte Lage erfordert verzweifelte Maßnahmen“, erklärte König John. „Deshalb habe ich auch beschlossen, das alte Arsenal wieder zugänglich zu machen und Curtana zu ziehen.“
Einen Atemzug lang starrten ihn alle nur an, dann brach ein ohrenbetäubender Tumult los. Jeder überschrie den anderen und versuchte, sich Gehör zu verschaffen. Die, die dem Thron am nächsten standen, drängten wütend zu den Stufen, und die Leibgarde musste sie mit gezückten Schwertern davon abhalten, das Podest zu stürmen. Das Gezeter schwoll zu einer Lärmwoge an, die gegen die hohe Holzdecke brandete und nicht abebben wollte.
Julia musterte
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