Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
„Die Gegengewichte sind uralt, und ich verstehe zu wenig davon, um sie zu reparieren oder zu erneuern. Aber solange sie ihren Dienst tun …“
„Was ist mit dem Umzug?“, fragte Blays plötzlich. „Stellt er ein Hindernis für Euch dar?“
„Ich habe diese Gemächer seit fünfzehn Jahren nicht mehr verlassen“, entgegnete Darius ruhig. „Niemand außer Euch und mir kennt das Geheimnis der Bibliothekswand.“
„Umzug?“ Guillam sah ihn stirnrunzelnd an. „Welcher Umzug?“
„Das erkläre ich Euch später“, sagte Blays. „Darius …“
„Ich will es jetzt wissen!“, blaffte Guillam.
Darius sah Blays an, denn er erwartete, der werde seinen Begleiter in die Schranken weisen, stellte jedoch verblüfft fest, dass er seinen Ärger unterdrückte und Guillam zunickte. „Interessant“, dachte Darius. „Allem Anschein nach hat Landgraf Blays die Dinge nicht so im Griff, wie er jedem weiszumachen versucht.“
„Ihr müss t bedenken“, sagte Blays betont geduldig, „dass diese Burg ihre Bewohner vor gewisse Probleme stellt, da ihr Inneres viel weitläufiger als ihr Äußeres ist. Eines ist der Mangel an Fenstern und Frischluft. Ein weiteres besteht darin, dass es aufgrund der vielen Mauern zwischen den inneren und äußeren Räumen zu extremen Temperaturunterschieden in der Burg kommen kann. Die dicken Steinmauern speichern Hitze, so dass die inneren Räume stets wärmer sind als die äußeren. Deshalb bewohnen der König und seine höchsten Würdenträger im Sommer die angenehm kühlen Außenbezirke der Burg und ziehen sich, wenn der Winter kommt, in die warmen Innenbereiche zurück. Die unteren Schichten pendeln im Gegentakt hin und her, und die, die wie Darius irgendwo zwischen den beiden Extremen rangieren, ziehen überhaupt nicht um. Ist nun auch Euch alles klar, Hoheit?“
„Klingt kompliziert“, meinte Guillam.
„Es ist kompliziert“, bestätigte Darius. „Deshalb spielt der Zeitpunkt unseres Umsturzes eine so entscheidende Rolle. Das allgemeine Durcheinander, das während des Umzugs herrscht, wird unser Vorhaben begünstigen.“
„Danke“, sagte Guillam höflich. „Jetzt verstehe ich.“
„Dann könnten wir jetzt vielleicht zum Geschäft kommen“, sagte Darius drängend. „Es gibt viel zu klären.“
„Was denn?“, fragte Blays. „Unsere Befehle lauteten, den König zu beleidigen und zu isolieren und Prinz Harald auszuhorchen, und das haben wir getan. Was mich betrifft, möchte ich so schnell wie möglich weg von hier. Ich wähle mir die Umgebung, in der ich lebe, lieber selbst aus.“
„Unsere Order lauteten auch, diskret vorzugehen“, blaffte Guillam und errötete leicht. „Nun bleibt dem König dank Bediveres Unvernunft keine andere Wahl, als zu Curtana zu greifen.“
„Das hätte er so oder so getan“, sagte Blays.
„Nicht unbedingt! Vielleicht wäre es uns gelungen, ihn umzustimmen.“ Guillam schüttelte angewidert den Kopf. „Zum Glück habt wenigstens Ihr einen kühlen Kopf bewahrt, Darius. Wenn der König in die Vernichtung Curtanas einwilligt, könnte die Sache noch einen guten Ausgang nehmen.“
„Ihr denkt wirklich, der König würde Curtana preisgeben?“, fragte Blays skeptisch.
„Ich weiß nicht. Möglicherweise. Wenn wir diesen aufbrausenden Berserker in Zaum halten können.“
„Nun hört endlich mit dem Gewinsel auf!“, fiel ihm Bedivere ins Wort. Guillam knurrte wütend, da fuhr Bedivere herum und starrte ihn an. „Ruhe!“, sagte er scharf, und Guillam presste die Lippen zusammen. Das rote Feuer glomm wieder in Bediveres Augen. Guillam spürte, dass er erbleichte. Seine Hände zitterten, und sein Mund war sehr trocken. Bedivere grinste kalt, und der Wahnsinn wich langsam aus seinem Blick, wenigstens so weit, dass er wie immer aussah.
„Bis hierher und keinen Schritt näher!“, flüsterte er.
Dann wandte er sich von dem fassungslosen Landgrafen ab und starrte in die Ferne, gefesselt von etwas, das nur er sehen konnte.
Darius musterte den stumm vor sich hinbrütenden Krieger, ehe er den Griff des Giftdolchs losließ. Er seufzte. Berserker waren in der Schlacht gut und schön, aber in einem Kriegsrat waren sie fehl am Platz. Als Darius zum ersten Mal von Landgraf Bedivere gehört hatte, war er von dem Gedanken angetan gewesen, einen Mann zu haben, der sich auch als Attentäter einsetzen ließ. Aber nun kamen ihm Zweifel. Diesen Mann konnte niemand im Zaum halten.
Sobald die Rebellion vorüber wäre, würde man ihn ausschalten
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