Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
dieser Prinz ist klüger, als man ihm zutraut, und leider scheine ich recht zu behalten. Der frühere Harald war kein Problem; mit dem wären wir fertiggeworden. Aber dieser neue Harald – ich weiß nicht. Er hat begriffen, dass er als König von unseren Gnaden nie mehr als eine Marionette der Barone sein wird.“
„Zweifellos“, stimmte Darius zu und faltete herablassend die fetten Hände über dem Bauch. „Aber was kann er tun? Wenn er uns an die k önigliche Leibgarde verrät, hat er die Gelegenheit, vorzeitig König zu werden, ein für allem al verpasst, und sobald er sein Ziel erreicht hat, wird er merken, dass er uns mehr denn je braucht. Aller Voraussicht nach ist Rupert bis dahin zurückgekehrt, in Begleitung des Ersten Ritters und des Erzmagiers. Nein, Herrschaften! Harald braucht uns, und wenn wir die Sache richtig anpacken, wird er uns immer brauchen.“
„Der Erzmagier beunruhigt mich“, sagte Blays. „Was ist, wenn er und der Erste Ritter den Plan fassen, Harald zu stürzen und stattdessen Rupert zu krönen?“
„Wenn sich der Erzmagier nicht sehr verändert hat, dann ist es ihm verdammt schnuppe, wer das Zepter schwingt, solange alle tun, was er befiehlt. Er hat sich nie sehr für Politik interessiert.“
„Was ist mit Rupert und dem Ersten Ritter?“
„Der Erste Ritter war immer loyal gegenüber dem ältesten Sohn“, sagte Darius langsam. „Für Rupert hatte er nie Zeit. Ich glaube nicht, dass er ein Hindernis darstellt. Mit einiger Überredungskraft könnten wir ihn sogar dazu bringen, dass er Rupert für uns erledigt.“
Er blickte auf und bemerkte, dass die Landgrafen Guillam und Bedivere immer noch standen. „Nehmt doch Platz, meine Herren, sonst sieht es hier so unaufgeräumt aus.“
Guillam nickte rasch, trat auf den Stuhl zu, der ihm am nächsten stand, und ließ sich auf der Kante nieder. Seine blassblauen Augen blinzelten in einem fort, und er lächelte Darius und Cecelia unsicher zu, als wolle er sich für seine Anwesenheit entschuldigen. Bedivere stand in Habachtstellung, mit geradem Rücken, die Hand in der Nähe des Schwerthefts. Er traf keine Anstalten, es sich bequem zu machen, und Darius musterte ihn eingehend. Bedivere hatte sein zerrissenes Kettenhemd und das Wams gewechselt, und wenn man von einer gewissen Bleichheit absah, deutete nichts mehr auf die Schmerzen hin, die ihm Grey zugefügt hatte. Aber trotz seines gelassenen Gesichtsausdrucks und der ebensolchen Haltung war er nicht entspannter als eine Katze, die vor einem Mäuseloch lauerte.
Den Mann umgab eine eisige Ruhe, als warte er nur auf den nächsten Befehl zum Töten. „Wer weiß“, dachte Darius, „vielleicht tut er das ja.“
Blays wischte sich verdrießlich ein paar Spinnweben vom Ärmel. „Ihr solltet Euren Geheimgang auf Vordermann bringen, Darius! Die Akustik ist schrecklich, und an den Wänden gedeiht Schimmelpilz.“
„Es zog auch sehr“, beschwerte sich Guillam. „Es würde mich nicht wundern, wenn ich mich während der langen Warterei erkältet hätte. Was ist das überhaupt? Ich hatte den Eindruck, der Tunnel, in dem wir standen, erstreckte sich über Meilen.“
„Stimmt“, bestätigte Darius. „Er ist Teil des Lüftungssystem s.“ Er seufzte leise, als er die verständnislose Miene des Landgrafen sah, und beschloss, die Sache um der guten Beziehungen willen zu erklären. „Hoheit, Euch ist sicher schon aufgefallen, dass meine Gemächer wie die meisten anderen Räumlichkeiten dieser Burg keine Fenster besitzen. Damit die Luft in den Räumen nicht stickig wird und uns alle vergiftet, muss sie fortwährend zirkulieren. Die vielen Lücken und Tunnel in den Burgwällen sind so angelegt, dass sie Frischluft ansaugen und die Abluft ins Freie leiten. Ich habe im Laufe der Jahre viel Zeit damit verbracht, dieses enorme Labyrinth zu erforschen und in Karten einzutragen. Meine besonderen Ortskenntnisse haben sich schon des Öfteren als ungemein nützlich erwiesen, wenn es darum ging … Informationen zu sammeln.“
„Damit erübrigt sich vermutlich das Lauschen an Schlüssellöchern“, spottete Blays.
Darius lächelte höflich. „Zumindest werdet Ihr nicht leugnen, Hoheit, dass uns die Lüftungskorridore im Ernstfall einen ausgezeichneten Fluchtweg bieten.“
„Vielleicht“, sagte Blays. „Aber Ihr solltet besser wegen dieser Regaltür etwas unternehmen, es dauert zu lange, sie zu öffnen und zu schließen. Im Notfall wäre das verdammt hinderlich.“
Darius zuckte die Achseln.
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