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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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konzentrieren.“
    Julia verkniff sich eine gereizte Antwort, und der Seneschall beugte sich mit gerunzelter Stirn über seinen Plan. Die Luft wurde schlechter, je weiter der Suchtrupp ins Dunkel vordrang, und Julia spähte angestrengt umher, da das leise Scharren inzwischen den Rand des Lichtkreises erreicht hatte. Die Männer hörten es auch, und einer nach dem anderen zog sein Schwert. „Es sind nur ein paar Ratten“, redete sich Julia ein, aber im Geist sah sie Menschen, die sie aus dem Dunkel heraus beobachteten. Menschen, die durch die lange Abgeschiedenheit sonderbar oder gar verrückt geworden waren. Kinder, die nie eine andere Welt gekannt hatten als den Südflügel.
    Dann stolperte Julia und wäre fast gestürzt, als der Boden plötzlich schwankte und unter ihren Füßen wegsackte. Die Gangwände schienen sich innerhalb weniger Momente auszuweiten und wieder näher zu rücken. In dieser kurzen Zeit verkehrte sich für sie rechts und links, oben und unten. Alles drehte sich wie rasend im Kreis und stand mit einem Ruck wieder still. Dunkel verschlang das Laternenlicht, und sie hörte wütende, entsetzte Stimmen, aber nur schwach, wie von weit weg. Sie wusste, sie musste in Bewegung bleiben, aber jeder Schritt fiel ihr schwerer als der davor, und ihre Muskeln schmerzten von der Anstrengung, die es kostete, sich vorwärtszuschleppen. Ein mächtiger Druck baute sich in ihr auf, drang von außen auf sie ein und versuchte, sie aufzuhalten, aber Julia gab nicht nach. Das war nicht ihre Art. Der Druck erreichte einen Höhepunkt, doch Julia spürte, dass Menschen bei ihr in der Finsternis waren, die sie in ihrem Kampf unterstützten. Sie gaben ihr Kraft und sie ihnen, und gemeinsam warfen sie sich nach vorn. Dann kehrte das Licht zurück, und die Welt stand wieder still.
    Julia ging in die Hocke und keuchte, während sie langsam wieder einen klaren Kopf bekam. Sie war ermattet und in Schweiß gebadet, als wäre sie stundenlang gerannt, aber als sie sich umschaute, erkannte sie, dass sie sich immer noch in dem dunklen Korridor befand. Der schwache Schein kam von einer Laterne in der Hand eines Soldaten, der neben ihr kauerte und fast so elend aussah, wie sie sich fühlte. Julia runzelte plötzlich die Stirn und warf einen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Seneschall lehnte schwach an einer Wand und starrte finster auf einen seiner Pläne, aber von den restlichen elf Männern der Leibgarde war nichts zu sehen.
    „Was zum Henker war denn das?“, fragte Julia, nachdem sie die helfend ausgestreckte Hand des Soldaten unwirsch zur Seite geschoben und sich mit zitternden Knien allein aufgerichtet hatte. „Wo sind unsere Leute geblieben?“
    „Der Südflügel scheint von einer Begrenzung umgeben zu sein, die offenbar entstand, als der Zauber des Astrologen fehlschlug“, meinte der Seneschall nachdenklich, während er pedantisch seinen Plan faltete und einsteckte. Er spähte den Gang entlang, aber das undurchdringliche Dunkel lieferte keine Anhaltspunkte. Der Seneschall schniefte und kehrte ihm den Rücken. „Der Rest der Leibgarde muss sich auf der anderen Seite der Barriere befinden. Typisch. Die Burschen sind nie da, wenn man sie braucht.“
    Julia unterdrückte den Impuls, den Mann an den Schultern zu packen und zu schütteln, bis er zur Vernunft kam, und bedachte ihn mit einem Lächeln. „Seneschall, wir können sie nicht einfach zurücklassen!“
    „Denen ist bestimmt nichts zugestoßen. Wir lesen sie auf dem Heimweg wieder auf. Im Übrigen sind die Leute an ihrer unangenehmen Lage selbst schuld. Uns gelang es, die Barriere zu durchbrechen, weil wir uns nicht geschlagen gaben und am Ende gemeinsam kämpften. Zu dieser Einsicht waren sie unfähig. Ihr Pech, aber einerlei. Wir haben den Durchbruch in den Südflügel geschafft, und nur das zählt. Die ersten Menschen seit zweiunddreißig Jahren … nun kommt schon, meine Liebe, steht hier nicht herum! Es gibt viel zu tun.“
    Damit entriss der Seneschall dem Gardisten die Laterne und marschierte los, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen, und Julia und der Soldat hatten Mühe hinterherzukommen. Während sie dem Seneschall tiefer in den Südflügel folgten, beäugte Julia ihren Begleiter verstohlen. Er war klein und stämmig, mit einem Stiernacken und kräftigen, muskelbepackten Armen. Insgesamt sah er aus wie ein Riese, den man an den Knien abgeschnitten hatte. Er war wahrscheinlich um die vierzig, wirkte durch seine grimmige Miene jedoch ein

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