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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war.
    Sergento Perinha atmete hörbar auf. »Jetzt wird sich die Station gleich in einen Ameisenhaufen verwandeln«, sagte er. »Und der Tenente Ribateio wird als erster losbrüllen.«
    Die Mission Santo Antônio war 1965 von italienischen Patres vom Orden ›Das Blut Christi‹ gegründet worden. Mit vier Booten waren Missionare den Rio Parima hinaufgefahren, bis sie eine lichte Stelle im Regenwald, direkt am Fluß, gefunden hatten, die für eine Siedlung wie geschaffen schien.
    »Hier werden wir bleiben«, sagte damals der Pater Giumeldo Catini, lenkte sein Boot an den flachen Strand des Flusses, stieg an Land und breitete die Arme wie zu einem Segen aus. »Hier wird unsere Mission stehen. Meine lieben Brüder, wir werden eine schwere, aber schöne Arbeit haben. Danken wir Gott.«
    Die Patres knieten nieder, beteten voll Inbrunst und gingen dann an die Arbeit. Zuerst stellten sie ein paar Zelte auf, erkundeten die nähere Umgebung und trafen mitten im Regenwald, auf einer kleinen Rodung, auf ein Dorf der Yanomami-Indianer. Es waren kleine bis mittelgroße Menschen mit hellbrauner Haut, die völlig nackt in ihren mit Palmstroh gedeckten Holzhütten lebten; nur die Männer trugen um die Hüften ein gedrehtes Wildfaserseil, mit dem sie ihren Penis hochbanden. Das Dorf, das shabono genannt wurde, was Lichtung heißt oder großer Platz in der Mitte, war kreisförmig angelegt, so daß es wirklich einen großen Platz gab, auf dem sich das Leben der Yanomami abspielte: Vom Erntefest im Januar, wenn die Pijiguão-Palme reifte, über die Tänze, wenn man Gäste empfing oder sich zu einem Kriegstanz versammelte, bis zu den Zeremonien der Medizinmänner und der Verbrennung der Toten.
    Diese Menschen hatten noch nie einen Weißen gesehen und empfingen daher die Patres mit angespannter Neugier, stumm, lauernd, Bogen, Pfeile und Speere in den Händen, während die Mütter ihre Kinder an sich zogen.
    Ungehindert gingen die Patres durch das Shabono, nur begleitet vom Häuptling, der mit verkniffenem Gesicht duldete, daß sie auch in die Hütten blickten und den Kindern Bonbons und Schokolade schenkten. Aber obwohl ihnen die Brüder zeigten, daß man das Geschenk essen konnte, stopfte keines der Kinder ein Bonbon in seinen Mund, bevor der Häuptling nicht selbst eins probiert und dann mit einem Lächeln zum Essen freigegeben hatte.
    Dieses Shabono umfaßte ungefähr 250 Menschen, eine große ›Lichtung‹ also, denn meistens zählt eine Yanomami-Gruppe nicht mehr als hundert. Die malocas , wie sie ihre runden oder langgestreckten Hütten nannten, waren von einer verblüffenden Sauberkeit. Die Hängematten, in denen sie schliefen, aber auch die Kranken lagen und die Alten, denen das Gehen schwerfiel, waren aus breiten oder gebündelten schmalen Rindenbaststreifen geknüpft. Schlaufen an den beiden Enden hielten die Hängematten an in den Boden gerammten Baumstämmen fest. Auch aus in Streifen zersplissenen Lianen machte man Hängematten; sie ließen sich schnell herstellen, waren bis zu zwei Meter lang und unverwüstlich. Das Knüpfen der Hängematten war Männerarbeit, während die Frauen für das Material sorgten.
    Nach vier Stunden verließen die Patres wieder das Dorf und kehrten zu ihrem provisorischen Zeltlager am Rio Parima zurück. Der Häuptling, von den anderen Männern nur dadurch zu unterscheiden, daß er um seine Taille einen breiten, aus Baumwollfäden gedrehten Gürtel trug, begleitete sie noch ein Stück durch den Regenwald, blieb dann stehen und blickte ihnen nachdenklich nach.
    Die Patres atmeten sichtlich auf, als sie wieder allein waren. Einer von ihnen hatte die Malocas und das Shabono fotografiert, auch die Männer, Frauen und Kinder und die Hängematten, die über oder neben den Feuern hingen. Feuer war das wichtigste im Leben der Yanomami: Um die Feuerstelle, die jede Familie besaß, kreiste ihr ganzes Dasein, vom Essen bis zum Schlafen. Nachts wurde es kalt, sank die Temperatur oft auf nur acht Grad, und da sie alle nackt schliefen, so wie sie auch am Tag nackt herumliefen, war das Feuer neben den Hängematten für sie lebensnotwendig.
    Niemand hatte das Fotografieren des Patre verhindert, man wußte ja nicht, was er da machte mit dem schwarzen Kasten, in dem ein leuchtendes Auge – das Objektiv – steckte. Es tat nicht weh, es richtete keinen Schaden an, es war ein Teil dieser merkwürdigen weißen Menschen, die nicht nackt waren, sondern ihre Körper bedeckten mit einer Kleidung, die weder aus Bastfasern

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