Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
die schnarchenden Männer und rüttelte seinen Bruder energisch an der Schulter. Dieser grunzte unwillig und wollte seine Hand abschütteln.
»Steh auf«, drängte Darian und zog ihn energisch nach oben. »Wir werden gerettet.«
Verschlafen wischte sich Atorian über die Augen. »Was redest du denn? Hast du geträumt?«
»Nein, Mia ist hier. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber sie bringt uns nach draußen.«
»Was sagst du?« Nun war Atorian hellwach. Sein Blick fiel auf die schnarchenden Wachen, während Darian hektisch erzählte, dass Mia bei Nordhalan war und versuchte, ihn zu befreien.
»Im Namen der Götter!« Plötzlich kam Leben in Atorian. Er stürzte zu den bewusstlosen Wachen, fesselte sie mit ihren eigenen Gürteln, und nahm ihnen ein kurzes Schwert und die Peitsche ab. »Das wird hilfreich sein.«
Die beiden Brüder nickten sich zu, dann rannten sie in Richtung von Nordhalans Zelle, vor der bereits eine schmale Gestalt in einem Umhang stand. Atorian warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu und dieser nickte.
»Bekommst du die Zelle auf?«, fragte Darian aufgeregt.
»Ich weiß nicht.« Mia schien hochkonzentriert, hatte beide Hände ausgestreckt und murmelte beständig Zauberformeln vor sich hin. Darian bemerkte sehr wohl, wie neugierig sein Bruder seine Gefährtin musterte.
Nordhalan stand währenddessen sichtlich angespannt hinter den Gittern. »Haltet euch nicht auf, flieht ohne mich.«
»Nein«, rief Darian entschieden.
»Es nützt Albany nichts, wenn ihr wieder gefangen werdet. Falls ihr wirklich nach draußen kommt, könnt ihr mich zu einem späteren Zeitpunkt befreien.« Der eindringliche Blick des alten Zauberers bohrte sich in den der Brüder.
»Versuch es weiter«, verlangte Atorian währenddessen und spähte nervös um die Ecke. »Falls jemand kommt, halte ich ihn auf.«
»Verdammte Narren, ihr könnt doch nicht …« Bevor Nordhalan jedoch seinen Satz beenden konnte, schwang die Gittertür lautlos auf und der alte Zauberer starrte Mia sprachlos an.
»Der Zauber war nur von draußen zu lösen«, erklärte sie. »Er war nicht sehr schwierig zu erspüren, jedoch für Nordhalan in seiner Zelle nicht zu brechen.«
»Aber wie willst du denn aus den Minen herauskommen, Aramia?«, fragte Nordhalan nach.
»Die Elementarwesen.« Lächelnd ließ Mia eine wolkenartige Bergsylphe auf ihrer Hand landen. »Sie werden uns helfen.«
»Oh, Aramia!« Nordhalan umarmte sie erleichtert, dann machten sie sich rasch auf, denn aus der Ferne hörte man das Geräusch schwerer Stiefel auf hartem Fels.
Mia schlug ein rasches Tempo an und erzählte unterwegs, dass sie nicht die vielbenutzten Gänge nehmen konnten, durch welche die Wachen gingen. Während einer Rast, in der Darian, sein Bruder und Nordhalan schwer atmend an der Wand lehnten, sagte sie: »Ich allein konnte mich gut verbergen, aber jetzt sind wir zu viert. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
»Das sehe ich auch so, aber wie soll das gehen?«, erkundigte sich Atorian misstrauisch, der Mia in dem unbeleuchteten Seitengang sicherlich ebenso wenig sehen konnte wie Nordhalan oder Darian.
»Die Bergsylphen werden mich führen.«
»Das hoffe ich.«
»Man kann sich auf Mia verlassen«, flüsterte Darian ihm zu.
»Eine Nebelhexe«, zischte Atorian, und in Darian keimte Wut auf. Aber er schluckte sie rasch herunter, denn er wusste um die lang gehegten Vorurteile in Albany, und wenngleich er seinem Bruder von seiner Liebe zu ihr erzählt hatte, so war ihm doch bewusst, dass Atorian nicht viel davon hielt.
Viele Meilen wanderten die Gefährten durch die dunklen Gänge. Nordhalan hatte vorgeschlagen, magisches Licht zu erzeugen, aber Mia hatte davon abgeraten.
»Ich kann auch im Dunkeln sehen, einen Vorteil muss es ja haben, wenn Dunkelelfenblut durch die eigenen Adern fließt.«
Darian hielt abrupt an, als ihn die kräftige Hand seines Bruders hart am Arm packte. »Sie ist eine Dunkelelfe?«
»Nur zur Hälfte.«
»Aber …«
»Sie hat mich aus der anderen Welt geholt, sie ermöglicht unsere Flucht, was bitte hast du an ihr auszusetzen?« Darian bemerkte selbst, wie gereizt seine Stimme klang.
Atorian antwortete nicht und eilte stattdessen hinter den anderen her. Als sie auf ein kleines Rinnsal stießen, das an der Wand des engen Tunnels hinablief, hielten sie erneut an, um ihren Durst zu stillen. Als irgendetwas an Darians Füßen entlangstrich, schrie er unterdrückt auf.
Beruhigend nahm Mia seine Hand, während sie
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