Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Atorian zurief: »Hör auf, blind mit dem Schwert herumzufuchteln!«
Atorians einzige Reaktion bestand in einem wütenden Knurren, und seine Klinge schrammte weiterhin gegen die Wand.
»Das war nur ein Tiefengnom«, versuchte Mia die nervösen Männer zu beruhigen. »Wenn man sie nicht reizt, sind sie harmlos.«
»Es macht mich verrückt, nichts zu sehen«, brummte Darian.
Während sie von dem Proviant aßen, den Mia mitgebracht hatte, lehnte er sich neben sie an die Wand. Tausende Fragen schossen ihm durch den Kopf, er wollte endlich wissen, weshalb sie ihm jahrelang verschwiegen hatte, dass sie lebte, sich auf der Nebelinsel versteckt gehalten hatte. Gleichzeitig kam es ihm nicht richtig vor, sie jetzt, wo sie gekommen war, um ihn zu befreien, gleich mit Vorwürfen zu überschütten. Stattdessen nahm er die Gelegenheit wahr, ihr zu erklären, weshalb er sie, nachdem Lilith ihn von seiner Sucht geheilt hatte, nicht sofort auf der Nebelinsel gesucht hatte.
»Ich wollte zuerst meine Fehler in Ordnung bringen, bevor ich dir wieder unter die Augen trete«, begann er unsicher. »Aber wie es aussieht, habe ich nur noch mehr Fehler begangen.«
Sie nahm seine Hand und rang selbst nach Worten. »Ich muss dir auch …«
Die beiden wurden unterbrochen, als Atorian hektisch aufsprang. »Da kommt jemand!«
Tatsächlich hörte man entfernte Stimmen. Kurz darauf war der fahle Schein einer Fackel zu sehen.
»Verdammt.« Mia zog Darian an der Hand in die Höhe und rannte los.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als der Gang sich immer weiter verengte. Bald hatten die etwas kräftiger gebauten Männer Probleme voranzukommen, und schließlich standen sie an einem so engen Spalt, dass selbst die schlanke Mia nicht hindurchpasste.
»Es ist zu eng, wir müssen zurück«, sagte sie resigniert.
»Ich dachte, du kennst den Weg.« Atorians Stimme hatte einen nervösen und auch deutlich gereizten Klang angenommen.
»Elementarwesen haben kein Gefühl dafür, wo ein Mensch durchpasst und wo nicht«, stellte sie richtig.
»Diese Erkenntnis kommt leider zu spät!«, raunte Atorian. »Dann sag deinen Elementarwesen wenigstens, sie sollen die Männer hinter uns auf eine ebenso falsche Fährte schicken.«
»Lass sie!«, rief Darian wütend.
»Verliert jetzt nicht die Nerven«, verlangte Nordhalan, dessen Stimme in der Dunkelheit ruhig und gefasst klang.
Mia ging jedoch ohnehin nicht auf Atorian ein, sondern trat ein paar Schritte zurück und sagte dann leise: »Dort oben ist eine Höhle, vielleicht auch ein weiterer Gang. Wenn wir hinaufklettern, finden uns die Wachen nicht, und vielleicht können wir sogar von dort aus weitergehen.«
Darian hatte zwar keine Ahnung, wo ›dort oben‹ war, aber er vertraute Mia und das im wahrsten Sinne des Wortes blind.
»Haben das deine Elementarwesen gesagt?«, fragte Atorian herausfordernd, und es war offensichtlich, dass er Darians Einstellung keineswegs teilte.
»Nein«, Mias Stimme blieb gelassen, »aber wenn du einen besseren Vorschlag hast, nur zu.«
»Kämpfen«, knurrte Atorian.
»Das hat keinen Sinn, wir wissen nicht, wie viele es sind.«
»Ich bin der König von Northcliff, und wenn wir keinen anderen Weg finden, werden wir uns in den Kampf stürzen, und dann übernehme ich das Kommando.«
»Du magst der König von Northcliff sein, aber du bist nicht mein König«, erwiderte Mia trocken. »Wir Nebelhexen haben keinen König und brauchen keinen König, und nachdem ich herausgefunden habe, wer Samukal wirklich ist, habe ich mir geschworen, niemals wieder Respekt vor einem Reinblüter zu haben, wenn der sich diesen nicht auch zuvor verdient hat.«
Darian hörte, wie Atorian scharf die Luft einsog, und sosehr er die wieder erstarkte Hoffnung und den Kampfeswillen seines Bruders auch begrüßte, sosehr beunruhigte ihn diese Wandlung in diesem prekären Moment.
»Jetzt hört auf zu streiten«, versuchte Nordhalan zu beschwichtigen. »Aramia hat Recht. Sicher könnte ich Magie einsetzen, aber wir wissen nicht, wie viele Männer hinter uns her sind. Jetzt schweigt und klettert.«
Der bestimmenden Worte des Zauberers wegen schnaubte Darians Bruder entrüstet, stimmte schließlich aber doch noch zu, die Wand hinaufzuklettern, als Nordhalan für einen Augenblick magisches Licht über seinen Händen aufflammen ließ. Tatsächlich tat sich über ihnen eine kleine Höhle auf, die nach kurzer Untersuchung jedoch nicht weiterführte. Rasch löschte Nordhalan das Licht wieder, denn die Stimmen
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