Das Reich der Dunkelheit
Sombra“, sagt der Anwalt, „das, was wir vorhaben, ist vollkommen legal. Alles geschieht in Absprache mit Señor Adragón.“
Mein Vater legt Sombra eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. Stromber wartet geduldig, bis sich die Wogen glätten. Erst als wieder völlige Stille eingekehrt ist, fährt er fort: „In den nächsten Tagen werden einige Architekten herkommen. Keine Sorge, sie werden nur ein paar notwendige Veränderungen vornehmen. Dieses Gebäude muss dringend modernisiert werden. Wir werden das Sicherheitssystem ausbauen, die Aufzüge und die elektrischen Leitungen erneuern, einige Zwischenwände einziehen und die Ausstattung der Räume verbessern … Ich werde das frühere Arbeitszimmer von Señor Adragón erhalten und dort jederzeit für Sie zu sprechen sein. Señor Adragón wird in das Büro in der ersten Etage umziehen … Das wäre alles, was ich Ihnen für den Augenblick zu sagen habe.“
„Gut, wenn es dazu keine weiteren Fragen gibt, erkläre ich die Sitzung hiermit für beendet“, verkündet Del Hierro. „Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“
Die drei erheben sich von ihren Stühlen, steigen vom Podium und verlassen den Saal. Wir bleiben fassungslos zurück. Stromber, der leicht humpelt, wirft mir einen flüchtigen Blick zu, dem ich auszuweichen versuche, was mir jedoch nicht ganz gelingt.
„Arturo, du gehst jetzt besser in die Schule“, sagt Papa zu mir. „Dann kannst du noch am restlichen Unterricht teilnehmen.“
„Tu, was dein Vater dir sagt, Arturo“, ermahnt mich Sombra. „Es ist besser so.“
Ich schaue auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass ich rechtzeitig zur Pause in der Schule sein kann. Also nehme ich meinen Rucksack und mache mich auf den Weg.
An der Eingangstür fängt mich ein Wachmann ab und sagt zu mir: „Señor Stromber möchte mit dir sprechen, Arturo. Du sollst in sein Büro kommen.“
„Ich muss in die Schule. Sagen Sie ihm, ich werde ihn später aufsuchen.“
„Tu, was du willst, aber vergiss nicht, er ist jetzt hier der Chef“, erwidert der Wachmann. „Du musst es wissen.“
„Schon gut, dann geh ich eben gleich rauf“, sage ich folgsam. „Aber ich verpasse nur ungern den Unterricht.“
„Du bist ein braver Junge, Arturo. Stromber erwartet dich in seinem Büro.“
Ich steige langsam die Treppe hinauf, um Zeit zu gewinnen, und überlege fieberhaft, was er wohl von mir will. Seit unserem Duell im Keller sind wir uns nicht mehr begegnet, und ich nehme an, dass er mit mir über den Vorfall sprechen will. Einen Kampf auf Leben und Tod kann man schließlich nicht einfach so vergessen!
Ich klopfe zweimal an die Tür und warte. Sekunden später ertönt eine Stimme und gibt mir die Erlaubnis einzutreten.
„Komm rein, Arturo … Komm rein, mein Junge.“
„Señor Stromber, Sie haben mich rufen lassen?“
„Komm erst mal rein, ich werd dich schon nicht fressen …“
„Es ist spät, ich muss in die Schule.“
„Es ist für alles ein wenig zu spät, Kleiner. Du hast sicher gemerkt, dass es nicht gut ist, sich mit mir anzulegen. Erinnerst du dich noch an das, was unten im Keller passiert ist?“
„Ja, natürlich erinnere ich mich noch daran. Vor allem, wenn ich Sie so hinken sehe, Señor Stromber.“
„Ach nein, wir haben also gute Laune, was?“
„Sie haben davon angefangen. Warum haben Sie mich herbestellt?“
„Ich will dir einen Vorschlag machen. Du hast ja gehört, dass ich jetzt praktisch der Herr der Stiftung bin, und daran wirst auch du nichts ändern können. Ich habe die absolute Macht über alles, was sich im oberirdischen Teil des Gebäudes abspielt. Und bald schon werde ich auch über die Keller verfügen können. Es wird nicht mehr allzu lange dauern.“
„Na gut, und weiter?“
„Wenn du mir das Geheimnis verrätst, nach dem ich suche, gebe ich euch alles zurück und verschwinde.“
„Geheimnis? Was für ein Geheimnis meinen Sie?“
„Das Geheimnis, das dich wieder lebendig gemacht hat, nachdem ich dich dort unten getötet habe. Das meine ich!“
„Sie fantasieren, Señor Stromber! Ihre Machtgier hat Sie um den Verstand gebracht. Ich war niemals tot!“
„Klar, und du hast mir nie einen Schlag verpasst, und wir haben nie mit Schwertern gekämpft! Verkauf mich ja nicht für dumm!“
„Ich bin spät dran, ich muss jetzt los. Einen guten Tag noch.“
„Du machst einen Fehler! Das wird deinen Vater teuer zu stehen kommen. Sehr teuer!“
„Lassen Sie meinen Vater in Ruhe!“
Wütend
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