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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nördlichen und einen südlichen Flusslauf. Von dort kehrten die Barkassen zur
»Morantor« zurück.
Die »Morantor« setzte ihre Fahrt in Richtung Süden fort und folgte der Küste Nieder-Elbianas bis zu einer weiteren Flussmündung, bei dem es sich um einen gewaltigen, breiten Strom handelte, dem Isidorn den Namen »Nur« gab; der größte Strom Athranors hatte der Legende nach so geheißen. Das Land südlich des Nur erhielt den Namen Nuranien.
Diesmal ließ Kapitän Isidorn keine Barkassen aussetzen, sondern die »Morantor« selbst flussaufwärts rudern. Teilweise
war der Nur so breit, dass es möglich war, die Segel zu setzen und sogar gegen den Wind zu kreuzen.
Immer weiter ging die Fahrt zunächst nach Westen. Der Nur war die Grenze zwischen zwei deutlich verschiedenen Landschaften, die sich offenbar auch in der Bodenbeschaffenheit unterschieden. Im Norden die fruchtbaren, grasbewachsenen Ebenen Nieder-Elbianas, im Süden das karge, felsige Hochland Nuraniens. Mit der Zeit zog sich der Nur immer weiter nordwärts, und an seinem südlichen Ufer wurde das nuranische Hochland durch einen dichten, bis in das flache Uferwasser wuchernden Urwald abgelöst. Ein Chor unheimlicher Stimmen drang aus dem Dunkel dieses Waldes, dumpfe, grollende Laute, aber auch schrille Schreie. Manchmal bewegte sich etwas im Unterholz, und Äste und Zweige knackten, oder man hörte leises Rascheln und Schaben.
»Fühlt Ihr es auch?«, fragte Isidorn, während er aufmerksam in diesen finsteren, von unheimlichem Leben erfüllten Wald starrte. »Dies ist ein Ort, an dem Magie wirksam ist. Und zwar auf eine so mächtige Weise, wie ich es zuvor nie erlebt habe.«
»Ohne Zweifel«, stimmte Maltanuir zu, der seegeborene Steuermann, der am Ruder der »Morantor« stand. »Nicht einmal an der Küste der Insel des Augenlosen Sehers oder als wir gegen den magischen Sturm ankämpften, der uns von der zwischenländischen Küste fernhielt, haben meine Sinne etwas Vergleichbares empfunden.« Die Elben verfügten über einen feinen Sinn für Magie, der zwar unterschiedlich stark ausgeprägt, aber bei jedem von ihnen vorhanden war.
»Vielleicht sollten wir besser umkehren«, fügte der
Steuermann hinzu.
Doch Isidorn war anderer Ansicht. »Wenn jenseits der Grenzen unseres neuen Reichs Gefahren lauern, sollten wir sie zumindest kennen«, entschied er.
An einer günstigen Stelle ging die »Morantor« vor Anker, und Isidorn begab sich mit ein paar seiner Männer an Land, um einen besseren Eindruck von diesem geheimnisvollen Waldreich zu bekommen. Mit ihren Schwertern bahnten sich die Elben den Weg durchs Unterholz. Myriaden von Insekten schwirrten durch die Luft und wurden durch die Schwertstreiche, mit denen sich die Eindringlinge den Weg frei machten, noch zusätzlich aufgescheucht. Leichte Magie hielt diese Quälgeister einigermaßen auf Distanz. Aber Isidorn und seine Gefährten merkten schnell, dass diese Zauberformeln, die jedem Elben geläufig waren, in diesem Dschungel längst nicht so wirksam waren wie sonst.
»Entweder haben wir uns während der Seereise zu wenig darin geübt«, meinte Isidorn, denn im Nebelmeer waren sie nicht von Insekten belästigt worden, »oder diese Viecher haben sich gegen Magie immunisiert, weil sie in diesen Wäldern seit Urzeiten wirkt.«
Sie lauschten – und auf einmal hörten sie in der Ferne dunkel raunende Stimmen. Gleichzeitig spürten sie, dass der Einfluss der Magie immer größer wurde, je weiter sie vordrangen.
Raschelnde Bewegungen zwischen den Bäumen ließen sie aufschrecken. Die Baumkronen ragten ungewöhnlich hoch empor, und ihre Kronen bildeten ein geschlossenes Dach, das kaum Licht durchließ. Riesige Faultiere, die man auf den ersten Blick für moosbewachsene Holzverwachsungen halten konnte, hingen mit ihren Krallenpranken an den Baumstämmen und bewegten sich derart langsam, dass es selbst den Elben kaum auffiel.
Geflügelte Affen sprangen in den Ästen umher. Sie glichen den Ouroungour von der Insel des Augenlosen Sehers,
allerdings waren sie deutlich kleiner, und ihre Flügel waren verkümmert; sie dienten nur noch zum Gleitflug von Baum zu Baum oder um sich mit heftigem Flügelschlag aus großer Höhe zu Boden sinken zu lassen. Vor allem aber waren diese Wald-Ouroungour vollkommen friedlich. Neugierig, aber scheu näherten sie sich den Elben. Als Isidorn eine unbedachte Bewegung machte, wichen sie sofort kreischend zurück, nur um wenig später erneut näher zu kommen. Sie trugen keine Kleidung oder

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