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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wachsen.
Doch inzwischen hatte sich die Stimmung unter den Elben in vielerlei Hinsicht geändert. Sie alle waren lebenszugewandter und deutlich optimistischer geworden. Selbst bei vielen, die vom Lebensüberdruss bereits gezeichnet gewesen waren, hatte sich das Gemüt aufgehellt, und das Beispiel der Königin hatte viele Elbinnen dazu veranlasst, ebenfalls schwanger zu werden oder ihre bereits uralten Leibesfrüchte endlich wieder wachsen zu lassen.
»Es ist wie in einem Traum«, sagte Ruwen einmal zu
Keandir, als sie allein in ihrem Zelt waren. Sie legte dabei die
Hände auf den sich immer deutlicher hervorwölbenden Bauch.
»Ein Traum, von dem ich niemals geglaubt habe, dass er mehr sein könnte als eben nur ein Traum, Kean.«
Keandir lächelte. »Ich weiß, was du meinst, Ruwen. Es ist die Kraft der Imagination, die alles Neue hervorbringt. Wenn ich die Baustellen von Elbenhaven sehe, dann sehe ich bereits das, was daraus werden wird.«
»Ähnlich ergeht es mir mit Andir und Magolas«, entgegnete Ruwen. »Sie sind bereits da, obwohl sie noch nicht geboren wurden. Ich spreche mit ihnen. Ich spüre ihre Bewegungen, und ich höre ihren Herzschlag, nachdem die Heilerin mich darin unterwiesen hat, darauf zu achten und dieses feine Pochen von all den anderen Wahrnehmungen meines Körpers zu unterscheiden.«
Ein milder Zug trat auf Keandirs Gesicht. In diesen Momenten fühlte er eine starke Verbundenheit mit Ruwen, von der er glaubte, dass sie durch nichts erschüttert werden könnte. Das waren die Augenblicke, in denen ihn keinerlei Selbstzweifel plagten und er zutiefst davon überzeugt war, den richtigen Weg zu gehen – allen düsteren Ahnungen zum Trotz.
»Wie sehr hat sich unser aller Leben verändert«, murmelte er, und es war ihm anzumerken, wie ergriffen er war. »Und das in einer Spanne von wenigen Monaten. Einer Zeitspanne, die uns früher wie ein Augenaufschlag in einem Ozean der Langeweile und des Gleichmaßes vorgekommen wäre.«
Ihre Blicke trafen sich. Keandir strich seiner Gemahlin zärtlich über das Haar und die Wangen. Sein Blick verlor sich in ihren dunklen Augen, die vor Glück zu leuchten schienen. Aber der König war aufmerksam genug, um zu bemerken, dass da auch noch etwas anderes war in diesen Augen. Eine Nuance, die mit dem Glück, das sie zu empfinden schien, nicht übereinstimmte. Wie ein kleiner dunkler Fleck auf einem blütenweißen Gewandt. Ein Makel. Ein Schönheitsfehler.
Etwas, dass das elbische Empfinden für Gleichmaß und
Harmonie auf jeden Fall unterschwellig störte.
Ruwen wiederum begriff sofort, dass ihr Gemahl diese Regung in ihren Zügen bemerkt hatte und sie ihm eine Erklärung dafür geben musste. »Wir kennen uns zu gut, als dass der eine dem anderen etwas verbergen könnte«, stellte sie fest. »Also werde ich es gar nicht erst versuchen. Es wäre sinnlos.«
Keandir nickte und sah sie prüfend an. »Ja, das ist wahr.« Ruwen schluckte. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. »Ich
wollte dir eigentlich nicht deinen Traum von Elbiana trüben, denn ich weiß, dass du all deine Kraft dafür aufwenden musst, um ihn in die Tat umzusetzen. Und doch gibt es da etwas, was ich dir nicht länger verschweigen kann.«
Keandirs Augen verengten sich, eine Falte erschien auf seiner Stirn. »Wovon sprichst du? Was immer es auch sein mag, du kannst mir vertrauen.«
Ein melancholisches Lächeln spielte um ihre Lippen. In ihren fein geschnittenen Zügen spiegelten sich Furcht und Zuversicht, Glück und Traurigkeit wider. »Das brauchst du mir nicht zu versichern, Kean – das weiß ich nur zu gut.«
Er fasste sie sanft bei den Schultern. »Worum geht es also?«
»Um einen Traum, den ich hatte, während du auf der Insel des Augenlosen Sehers warst.«
»Ein Traum?« Keandir lachte erleichtert. »Wenn es weiter nichts ist.«
»Du selbst hast gerade über die Macht der Imagination gesprochen. Und was sind Träume anderes als Vorstellungskraft – von einer Intensität, wie wir sie im Wachzustand kaum je erleben.«
Das Gesicht des Königs veränderte sich, er zog die Augenbrauen zusammen und machte einen nachdenklichen Eindruck, während er leise sagte: »Ja, das ist wahr.«
»Es ging in diesem Traum um Andir und Magolas. Sie kämpften miteinander. Zwei erwachsene Männer – und jeder von ihnen hielt einen dieser entsetzlichen Zauberstäbe in der Hand, die Waffenmeister Thamandor von der Insel mitbrachte.« Sie atmete tief durch, ihr Blick war nach innen gekehrt. Allein die Erinnerung an den

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