Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
diese Schatzsuche entgehen lassen.«
»Du kennst uns ja schon erstaunlich gut«, hörte er Finolas Stimme, ehe sie unter den triefenden Zweigen eines Busches auftauchte. Brock folgte ihr.
»Ja, da habt ihr richtig vermutet. Ich dachte schon, ihr macht euch heute gar nicht mehr auf den Weg.«
»Wir brauchen Abendsonne, du erinnerst dich?«, sagte Patrick.
»Sonne?« Finola reckte ihr Gesicht dem Regen entgegen. »Wo ist hier Sonne? Ich kann sie nicht sehen.« Ihre Locken hingen ihr bereits durchnässt über den Rücken herunter. Auch ihr Kleid und Brocks Kittel und Hose waren nass, was die Kobolde offensichtlich nicht störte.
Kylah nickte düster, obwohl sie weiter mit ausladenden Schritten vor ihnen herstapfte. »Nein, keine Sonne, und so wie es aussieht, wird sie sich heute auch nicht mehr zeigen.«
»Und was tun wir dann hier draußen?«, erkundigte sich Finola. »Nicht, dass ich was gegen Regen hätte.«
»Ich schon«, brummte Brock, nahm seinen Hut vom Kopf, wrang ihn aus und setzte ihn sich dann wieder auf.
»Wir können ja schon einmal die ersten Punkte überprüfen und dann – sobald die Abendsonne scheint – nach dem Felsen suchen«, schlug Patrick vor und fügte gleich hinzu: »Wie weit ist es denn noch bis zu diesem Grenzstein?«
»Nicht allzu weit«, gab Kylah zurück, ohne sich umzudrehen oder auch nur innezuhalten. Sie stapfte unbeirrt in ihren durchweichten Turnschuhen voran.
Mona stolperte hinterher. Ihre Gummistiefel waren nicht gerade für lange Wanderungen geeignet, und sie fürchtete, bald Blasen zu bekommen. Cera trottete an ihrer Seite und warf ihr immer wieder einmal einen vorwurfsvollen Blick zu, so als wolle sie darauf hinweisen, dass man ihretwegen diesen Ausflug gern beenden könnte. Doch die Freunde und die beiden Kobolde gingen weiter, bis Kylah endlich anhielt und auf eine Gruppe von drei seltsam verkrüppelten Bäumen zeigte.
»Hier muss es sein. Hier enden die Ländereien der O’Connor und begannen die der Mac Dubh, wenn der Kobold es richtig eingezeichnet hat.«
Sie suchte unter einem der Bäume Schutz und holte die Karte heraus. Patrick und Mona beugten sich darüber. Ja, das schien so zu stimmen.
Kylah drehte sich ein Stück und zeigte auf einen Weg, der im spitzen Winkel zurück nach Südosten über die Ländereien der O’Connor verlief.
»Und das muss der Weg sein, der zur Kapelle des heiligen Patrick führt, oder genauer gesagt zu der Stelle, wo sie einmal gestanden hat.«
Tropfen begannen die Tinte zu verwischen, doch Mona kam es so vor, als habe Kylah mit ihrer Vermutung recht. Schnell faltete sie die Karte wieder zusammen und gab sie Patrick, in dessen Regenmanteltasche es im Augenblick vermutlich am trockensten war.
Sie machten sich auf den Weg. Es war gar nicht so weit. Bereits nach wenigen Minuten erreichten sie die Einmündung des Weges auf die alte Landstraße. Hier sollte also die Kapelle und später das Kreuz gestanden haben. Sie sahen sich um und suchten unter den tief hängenden Zweigen der Bäume, konnten aber nur ein paar angehäufte Steine finden, von denen sie nicht wussten, ob sie einst zur Kapelle gehört hatten oder nur Reste einer Feldmauer waren, wie es sie in Irland überall gab.
Die Kinder blieben stehen und sahen einander an. »Gut. Gehen wir davon aus, dass dies die richtige Stelle ist. Dann müssen wir in gerader Linie zum Grenzstein zurück.« Kylah reckte den Hals und stöhnte.
»Wie soll das gehen, wenn wir ihn von hier aus nicht sehen?«, wandte Mona ein, die ebenfalls versuchte, die Stelle mit den drei Krüppelbäumen zu entdecken.
»Die Birken dort vorne verdecken uns die Sicht«, verkündete Patrick, der ein Stück weitergegangen war. »Wenn die Bäume nicht wären, könnte man die Stelle sehen.«
»Vermutlich war das alles hier damals nicht so hoch bewachsen«, vermutete Mona.
Sie schickten Patrick nach vorne, bis er die drei Krüppelbäume an der Grenze sehen konnte. Er dirigierte dann die anderen, damit sie sich in gerader Linie auf den Grenzstein zubewegten. Mal gingen sie ein Stück auf dem Weg, dann wieder durch nasses Gras und Morast. Während Mona ihren Bruder nicht aus den Augen ließ und – je nachdem, was er ihr anzeigte – mehr nach links oder nach rechts drängte, sah Kylah zum Lough hinunter, ob die Insel schon zu sehen war. Sie hatten die Stelle mit den Birken bereits hinter sich gelassen und kreuzten wieder einmal den Weg, als Kylah einen Schrei ausstieß.
»Da! Das ist die Insel, und ich kann das Kreuz
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