Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
klopfte ihr Herz vor Aufregung, und auch Patricks Augen blitzten. »Ich würde mich am liebsten sofort auf die Suche machen!«
»Jetzt? Mitten in der Nacht?«, wandte Kylah ein. »Das geht nicht.«
»Hast du Angst?«, wollte Patrick wissen. »Das hätte ich von dir nicht erwartet. Angst haben ist doch Monas Part.«
»Gar nicht wahr!«, brauste seine Schwester auf, doch Kylah brachte sie zum Schweigen. »Es geht hier nicht um Angst oder Mut. Wie sollen wir bei Nacht den Schattenwurf des Felsens sehen? Es steht ganz deutlich drin, nur in der Abendsonne wirft der Fels den Schatten eines Hundekopfs und verrät die Stelle, wo es in das Gewölbe hinabgeht.«
Kylah hatte wieder einmal recht. Daher verabschiedeten sie sich von den Kobolden der Archivs und dankten Darragh herzlich für seine Hilfe. Er brachte sie zur Tür und verschloss dann das Tor hinter ihnen. Beschwingt liefen die Kinder zur Klosterruine zurück, wo die Pferde noch immer friedlich grasten. Finola, die im Rathaus seltsam zurückhaltend gewesen war, taute wieder auf und schwang sich auf Ceras Rücken.
»Auf geht’s!«, rief sie und reckte ihre kleine Faust in die Luft. »Wir heben den Schatz der O’Connor!«
E s kam Mona wie der längste Tag ihres Lebens vor. Und auch wie der trübseligste. Obgleich Grand Myrna sie bis um zehn schlafen ließ, ehe sie die Zwillinge weckte und zum Frühstück rief, waren die beiden alles andere als ausgeschlafen. Hinzu kam, dass dicke Wolken aufgezogen waren und es wie aus Kübeln goss. Mona drückte sich die Nase an der Scheibe platt, doch außer den herabperlenden Wassertropfen und dem grauen Himmel, aus dem sich immer mehr Regen ergoss, war nichts zu sehen. Keine Wolkenlücke, die Hoffnung auf besseres Wetter versprach. Es war kühl geworden, sodass Grand Myrna den Ofen im Wohnzimmer anheizte. Kylah hatte sich noch nicht blicken lassen, und die Zwillinge hatten keine rechte Lust, auf dem Weg zur Ruine klatschnass zu werden. So saßen sie nur da und hingen ihren Gedanken nach.
»Was ist eigentlich mit euch los?«, erkundigte sich Grand Myrna, die von einer Näharbeit aufsah. »Mona sind schon zweimal die Augen zugefallen und das am hellen Mittag!«
»Heller Mittag ist ja etwas übertrieben«, murmelte Patrick und knipste die Stehlampe an, um mehr Licht auf seinem Buch zu haben, dessen Seiten er seit einer Ewigkeit nicht mehr umgeblättert hatte.
»Ja, das Wetter macht einem ganz trübsinnig und müde«, nahm Mona die Ausrede unter einem Gähnen auf. Dennoch rief Grand Myrna sie zu sich und fühlte ihre Stirn.
»Ihr werdet mir doch nicht etwa krank«, meinte sie, war aber zumindest beruhigt, dass sich Monas Stirn normal anfühlte.
Es regnete noch immer, als Kylah am Nachmittag an die Hintertür klopfte. Grand Myrna bat sie freundlich herein und bot ihr ein Stück von Brendas Apfelkuchen an.
»Und einen heißen Kakao?«, schlug sie vor. »Bei diesem Wetter kann man das gebrauchen.«
Doch Kylah lehnte ab. »Ich dachte, wir gehen ein wenig raus. Cera will doch sicher bei jedem Wetter spazieren gehen!«
Sie warf den Zwillingen einen vielsagenden Blick zu, und obwohl Cera gar nicht begeistert wirkte, stimmte Mona zu und eilte zur Garderobe, um ihren Regenmantel zu holen.
»Gut, dann trinken wir den Kakao später, wenn ihr zurückkommt. Zieht eure Gummistiefel an«, riet Grand Myrna, der es vermutlich nicht entging, dass die Zwillinge plötzlich wie ausgewechselt waren. Alle Müdigkeit war verflogen, und sie drängten sich mit einer Begeisterung durch die Tür in den Regen hinaus, die lediglich die Hündin nicht teilen mochte.
Mona wandte sich noch einmal um und rief »Auf Wiedersehen«. Sie sah, wie die Großmutter die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte.
»Warum nur werde ich den Verdacht nicht los, dass hier etwas vor sich geht, das mir bisher entgangen ist?«
Rasch zog Mona die Tür zu und rannte hinter Patrick und Kylah her. Im Gegensatz zu den Zwillingen trug sie nur Turnschuhe und eine alte Jacke, die jetzt schon an den Schultern dunkel vom Regenwasser war, doch das schien sie nicht zu stören.
»Wo müssen wir hin?«, fragte Mona.
»Nach Westen. Wir suchen zuerst die Stelle auf, an der der Kobold den Grenzstein eingezeichnet hat.«
»Apropos Kobold«, mischte sich Patrick ein und sah sich suchend um. »Wo sind die beiden? Ich habe sie zwar den ganzen Tag über nicht gesehen, doch ich glaube nicht, dass ihnen irgendetwas entgangen ist. Und genauso wenig kann ich mir vorstellen, dass sie sich
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