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Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)

Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)

Titel: Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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das Tor lautlos aufschwang und eine kleine Gestalt ins Mondlicht trat. Sie war noch kleiner und schmaler als die beiden Kobolde der O’Connors, und dennoch strahlte sie Würde aus.
    »Was wünscht ihr zu so ungewohnter Stunde?«, erkundigte sich der Kobold, der eine Art Brille aus geschliffenen Steinen auf der Nase trug. Sein Schädel über dem von Falten durchzogenen Gesicht war kahl.
    »Wir sind auf der Suche und hoffen, du kannst uns helfen«, sagte Brock und trat mit einer Verbeugung vor. »Brock, ehrenwerter Hauswichtel der Familie O’Connor, und Finola, Koboldin«, stellte er vor.
    »Und diese Kinder ?«, wollte der Kobold wissen.
    Sie nannten auch ihre Namen und deuteten eine Verbeugung an. Nur Finola musterte den fremden Kobold herausfordernd und grinste ihn frech an.
    »Ich bin Darragh«, stellte der sich vor. »Hüter des Archivs von Cong. Auf meinen Ruf stehen mehr als zwei Dutzend Wichtel bereit, Unterlagen nach meinen Anweisungen aufzuräumen und vom Staub zu befreien, auszubessern und zu sortieren.« Seine Stimme wurde plötzlich schärfer. Er stemmte die Arme in die Hüften und beugte sich ein wenig nach vorn. »Aber auch, darauf zu achten, dass nicht ein Blatt verloren geht!«
    Brock winkte ab. »Wir wollen ja gar nichts mitnehmen. Wir suchen nur nach einer Auskunft, die du uns ganz sicher geben kannst. Du kennst dich doch sicher in den Archiven gut aus? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier im Rathaus zwischen Dachboden und tiefstem Keller auch nur einen Aktenordner gibt, mit dessen Inhalt du nicht vertraut bist.«
    Die Schmeicheleien schienen zu wirken. Das Männchen warf sich in die Brust. »Da hast du ganz recht«, sagte es.
    Mona und Patrick zwinkerten einander zu. Diplomatisch begabt schien der Hauswichtel jedenfalls zu sein – ganz im Gegensatz zu Finola. Man konnte ihr geradezu ansehen, dass ihr eine unverschämte Bemerkung durch den Kopf ging, die sie unbedingt loswerden wollte. Sie öffnete den Mund, doch Brock versetzte ihr einen solchen Rippenstoß, dass sie nur ein Keuchen ausstieß und wie ein Taschenmesser zusammenklappte.
    »Ja, heb es dir besser für später auf«, raunte ihr Patrick zu. »Der dort scheint mir nicht sehr humorvoll.«
    Der Archivar warf Finola einen misstrauischen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Brock und forderte ihn höflich auf, mit seinen Begleitern einzutreten.
    Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Stolz wie ein Schlossherr zeigte er ihnen die große Halle und die Sitzungssäle. Dann führte er sie in den hinteren Teil, in dem das Archiv des Ortes untergebracht war.
    »Nun, mit welchen Auskünften kann ich euch dienlich sein?«
    Brock erklärte ihm, dass sie nach den genauen Grenzen der Ländereien der Mac Dubh im Jahr 1847 und nach einer noch älteren Kapelle auf dem Grund der O’Connor suchten, die zu dieser Zeit möglicherweise schon seit Längerem abgebrochen oder verfallen sein mochte.
    »Später stand da ein Wegkreuz«, erinnerte Mona, »für den heiligen Patrick, das es heute aber auch nicht mehr gibt.«
    Der Kobold kratzte sich seine dünne Nase und schob die Brille mit den geschliffenen Edelsteinen hoch. »Hm, eine interessante Aufgabe. Lasst mich mal sehen.«
    Er stieß einen Pfiff aus, und nur Augenblicke später schienen aus allen Ecken und Nischen Kobolde hervorzuquellen. Sie trugen alle braun-grün karierte Schürzen, die bis zum Boden reichten, und runde Käppchen aus dem gleichen Stoff. Sie stellten sich wie zu einer Parade auf und verneigten sich vor Darragh.
    »Der hat seine Truppe gut im Griff«, murmelte Patrick.
    Darragh wiederholte die Aufgabe und klatschte dann in die Hände. Die Kobolde sausten davon, schneller, als man ihrem Weg mit den Augen folgen konnte.
    »Und nun?«, wollte Patrick wissen.
    »Ich kann euch noch ein wenig herumführen«, bot Darragh an. »Es wird sicher nicht lange dauern, bis wir das Gewünschte in den Händen halten.«
    Der Kobold ging voran und sprach über allerlei Gemälde, Rüstungen und Waffen, die an den Wänden hingen oder auf kleinen Podesten standen, doch Mona hörte ihm nicht richtig zu. Sie spürte, wie ihre Anspannung immer mehr zunahm, bis sich ihr Bauch so verkrampfte, dass sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Würden die Kobolde wirklich herausfinden, wo sie ihre Suche beginnen mussten? Und würden sie dann den Weg finden und den Schatz schon bald in ihren Händen halten?
    Da kam ein Kobold mit einer Papierrolle in den Händen das Treppengeländer heruntergerutscht und

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