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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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lassen, ganz gleich, ob sie die Tuavinn mögen oder nicht.«
    »Dann bleibe ich auch hier.« Lena setzte dazu an, ihren Bogen zu spannen, aber Ragnar schüttelte den Kopf. »Selbst wenn du treffen würdest, wir haben keine Pfeile, die den Rodhakan Schaden zufügen.« Er hob sein Schwert in die Höhe. »Das hier ist alles, was ich ihnen entgegenzusetzen habe.« Ungeduldig wandte er sich dem Abhang zu. »Und jetzt geh schon. Je schneller du zurück bist, umso eher erhalte ich Hilfe.«
    »Ragnar, sie sind in der Überzahl!« Grenzenlose Angst durchströmte jede Faser ihres Körpers, Panik, Ragnar noch einmal zu verlieren, erfasste sie.
    Doch er drückte sie nur kurz an sich. »Ich werde mich nicht mitten hineinstürzen, aber zumindest denen helfen, die fliehen können.« Energisch schob er sie von sich. »Und jetzt reite endlich los!«
    Lena wusste, sie würde ihn von seinem Vorhaben nicht abbringen können. Also schwang sie sich in den Sattel, galoppierte unter Bäumen hindurch und kümmerte sich nicht darum, dass Äste und Dornen ihr Gesicht zerkratzten. Ragnar, bitte pass auf dich auf!
    Noch immer drangen Schreie zu Ragnar herauf, erfüllten ihn mit Entsetzen. Er musste versuchen, zumindest ein paar dieser Menschen zu retten. Vielleicht würden sie sogar die Kunde weitertragen, dass die Tuavinn ihnen nichts Böses wollten. In einem weiten Bogen umrundete er die Klippe, rutschte den vor ihm liegenden Steilhang hinab, suchte immer wieder Deckung. Einen der Männer hatte er in diese Richtung fliehen sehen. Konnte er ihn in Sicherheit bringen? Adrenalin tobte durch Ragnars Körper, jeder Muskel war angespannt, seine Sinne geschärft. Er würde die Rodhakan spüren, wären sie in seiner unmittelbaren Nähe, doch das war im Augenblick nicht der Fall. Hundert Schritt von ihm entfernt preschte ein reiterloses Pferd an ihm vorbei, Ragnar konnte sogar die Panik des Tieres wahrnehmen. Er spähte hinter einem Felsen hervor, entdeckte einen Mann, der vollkommen kopflos flüchtete. Dabei schaute er ständig über die Schulter, strauchelte, rappelte sich auf, nur um schließlich doch zu Boden zu stürzen.
    Ragnar eilte zu ihm, sah sich nach Feinden um, konnte jedoch keine Schattengestalten ausmachen.
    Als er den Mann am Rücken berührte, schrie dieser auf. Wild und unkontrolliert schlug er um sich, und plötzlich bohrte sich das Messer des Mannes tief in Ragnars Arm.
    »Beruhige dich! Und verdammt noch mal sei leise.« Wütend schlug er dem Mann sein Messer aus der Hand und betrachtete flüchtig seinen blutenden Arm, aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. »Gegen die Rodhakan ist dein Messer ohnehin nutzlos!«, rief Ragnar.
    Doch der Fremde hörte ihm gar nicht zu. Schweißnass klebte ihm das Haar am Kopf, seine Augen waren so weit aufgerissen, dass sie beinahe aus den Höhlen quollen. Sein Mund formte unzusammenhängende Laute, und nur allmählich gab er seine Gegenwehr auf, als Ragnar seine Hände mit aller Kraft festhielt.
    »Sei ruhig, ich bringe dich von hier fort.«
    »Dort … sie …« Die zitternde Hand des Mannes deutete in die Richtung, aus der er gekommen war.
    »Ich weiß«, versuchte Ragnar ihn zu beruhigen. »Ich bringe dich in Sicherheit.«
    »Wirklich? Mein Name … ist … Tu… Tundor …« Wieder blickte er sich um – und blieb stocksteif stehen.
    In diesem Moment spürte auch Ragnar, wie sich Schatten zwischen den Bäumen verdichteten. Zuerst nur ein einzelner Mann, dann ein weiterer, ein schemenhafter Wolf folgte sowie eine wabernde Gestalt, die noch gar keine feste Form hatte.
    Ragnar zog sein Schwert. »Lauf fort. Ich bin ein Tuavinn und kann sie aufhalten.«
    Der Mann starrte ihn verblüfft an, sein Blick flackerte zwischen Ragnars Klinge und den Schattenkreaturen, die sie einkreisten, hin und her.
    »Tuavinn«, flüsterte er, drehte sich abrupt um und floh den Berg hinab.
    Weit kam er nicht, wie Ragnar voller Grauen bemerkte. Der Rodhakan in Wolfsgestalt schnellte sofort auf ihn zu und trieb Tundor zurück neben Ragnar.
    »Kannst du … sie besiegen?«, stammelte der Kelte. Er zitterte am ganzen Körper, und angesichts der wachsenden Anzahl der Rodhakan war diese Frage mittlerweile lächerlich, aber vermutlich klammerte er sich einfach an den Gedanken.
    »Mein Schwert kann sie verletzen«, antwortete Ragnar ausweichend. Lena, bitte beeile dich, ich brauche Hilfe!
    Langsam und drohend schloss sich der Kreis um Ragnar und Tundor.

Kapitel 16
    Verschollen
    U nter normalen Umständen hätte sich

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