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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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sie sich enorm verbessert. Auf kurze Distanzen traf sie bereits sehr häufig das Ziel. Das Bogenschießen machte ihr so viel Spaß, dass sie mehrfach am Tag übte, und heute waren sie ein Stück den Berg hinabgeritten, da sie es auch von Deveras Rücken aus versuchen wollte. Hier gab es eine ebene Stelle, die sich hervorragend für das Training zu Pferd eignete. Doch das war wieder eine neue Herausforderung, und Lena schwante, dass es ein weiter Weg war, bis sie auch ein bewegliches Ziel treffen würde.
    Erneut griff sie in ihren Köcher, legte den Pfeil auf und ließ Devera in einen leichten Galopp fallen. Mit dem Blick fixierte sie die Zielscheibe, ließ im letzten Moment die Zügel los, die sie mit einer Hand gehalten hatte, zog den Bogen blitzschnell auf und schoss. Atemlos verfolgte sie die Flugbahn des Pfeils, dachte schon, er würde vorbeizischen, aber dann blieb er eine Handbreit vom Rand der Scheibe entfernt stecken.
    »Wow!« Jubelnd riss Lena die Arme hoch, beugte sich über Deveras Hals und umarmte die Stute. Ragnar warf sie ein triumphierendes Lachen zu.
    »Das war gut.« Er schleuderte einen Apfel in ihre Richtung, den sie geschickt auffing.
    »Lena, ich glaube, mit dem Bogen hast du wirklich deine Waffe gefunden.«
    Skeptisch wartete sie ab, in dem festen Glauben, dass er sie mal wieder aufzog, aber jeglicher Spott blieb aus.
    »Ja, es macht richtig Spaß.«
    »Trotzdem solltest du zumindest gelegentlich mit dem Schwert trainieren und auch waffenlose Selbstverteidigung üben«, ermahnte er sie. »Aravyn hat gesagt, du hättest dich gestern schon wieder gedrückt.«
    »Ich war müde«, antwortete sie ausweichend. Lena hatte nichts dagegen, Selbstverteidigung zu erlernen, im Gegenteil, bestimmt wäre das irgendwann einmal hilfreich, aber noch immer fiel es ihr schwer, auch nur ansatzweise normal mit der hübschen Tuavinn umzugehen. »Heute Abend werde ich mit Amelia üben.«
    »Wirklich?« Argwöhnisch hob Ragnar seine Augenbrauen.
    »Ja, versprochen. Aber sag mal, wo ist Aravyn heute eigentlich?« Sie verkniff sich einen biestigen Kommentar wie: Sonst klebt sie ja auch an dir wie eine Klette .
    »Mit ihrem Onkel am Himmelsfluss. Sie soll üben, mit den Geistern des Wassers zu sprechen.«
    Lena sah ihm ganz genau an, wie ungern er darüber sprach.
    »Ach, komm schon, Ragnar, sei nicht frustriert. Irgendwann wirst du es sicher lernen.« Sie schnitt eine Grimasse. »Bis meine Pfeile so gut treffen wie eure, werden auch noch viele Tage vergehen, und dein Großvater wollte doch gestern mit dir einen Berggeist beschwören, oder nicht?«
    »Das haben wir verschoben.« Ragnars Gesicht wurde wieder unnahbar und verschlossen, aber Lena ließ nicht locker.
    »Mir wirfst du vor, ich wolle mich vor dem Schwertkampftraining drücken und du …«
    »Hörst du das?«, unterbrach er sie, drehte seinen Kopf und zog die Stirn kraus.
    »Netter Versuch, Ragnar, aber so leicht lasse ich dich nicht davonkommen.«
    »Sei ruhig, es ist mein Ernst!« Er eilte zu dem Baum, an dem sein Schwert und der Langbogen lehnten. »Komm mit«, rief er und lief los. Lena folgte ihm zu Pferd über die weitläufige Bergwiese. Zunächst war sie überzeugt, er wolle sie nur von dem ungeliebten Thema abbringen, doch nachdem sie sich dem Rand einer Felsklippe genähert hatten, hörte sie es ebenfalls. Gedämpfte Stimmen drangen zu ihnen herauf, hin und wieder auch das Klappern von Pferdehufen auf losen Steinen.
    Langsam ließ sich Ragnar auf die Knie nieder, robbte das letzte Stück zum Rand. Auch Lena glitt aus dem Sattel und tat es ihm gleich. Als sie in die Tiefe spähte, erkannte sie eine Gruppe von fünfzehn Männern und zwei Frauen. Es waren keine Tuavinn.
    »Sind das Jäger?«, erkundigte sie sich.
    »Ich denke nicht. Kaum jemand dringt so tief in die Berge vor.« Ragnar sah kurz zu ihr herüber. »Höchstens Angehörige des Bergvolks, die einen der Ihren begleiten, der in die Ewigkeit geht, so wie du es kürzlich bei Aravyn gesehen hast.«
    »Ich habe nicht gesehen, dass jemand die alte Frau begleitet hätte.«
    »Sie haben sich von ihr verabschiedet, nachdem sie auf Targon und Aravyn getroffen sind. Später haben die beiden ihnen Sarenas Körper gebracht, denn das Bergvolk begräbt oder verbrennt seine Toten, je nach Tradition.«
    »Hat Aravyn …«
    »Sie konnte das Ritual in den Nebeln kaum in Worte fassen«, unterbrach er sie abweisend, und Lena spürte, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte.
    Stattdessen schlich er geduckt am

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