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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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»Ständig haben sie sich gestritten, aber jetzt tut sie mir entsetzlich leid.«
    »Sie lieben sich sehr – auch wenn sie das selten zeigen«, sagte Eryn wehmütig. »Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hatte er Glück und hat nicht viel von dem Gift abbekommen. Dann kann er es unter Umständen mit der Kraft seiner Anam Cara überstehen.«
    »Denkst du?«
    »Durch den Bund mit seiner Anam Cara verbinden sich auch die Lebenskräfte. Dies kann dem Verletzten helfen.«
    Sie waren in jenem Teil der Höhle angelangt, in dem in hölzernen Kisten, Tongefäßen und Krügen Lebensmittel und Kräuter gelagert waren. Bedächtig roch Eryn an einer kleinen Tonschale und nickte dann.
    »Das wusste ich nicht. Es muss schön sein, so tief miteinander verbunden zu sein«, sagte Lena mehr zu sich selbst.
    »Es ist wunderbar, aber nicht immer einfach.«
    »Wie lange ist Morqua denn schon deine Anam Cara?«
    Unschlüssig hob Eryn ihre Schultern. »Einige Menschengenerationen, würde ich sagen. Ich hatte meine Ausbildung in der Waffenkunst erst seit einer Weile abgeschlossen und konnte mit den Geistern Elvancors in Kontakt treten, da traf ich Morqua.«
    Die Bergkatze ließ sich auf ihre Hinterpfoten sinken, ihren langen, getigerten Schwanz legte sie zwischen ihre Vorderpfoten, bevor sie sich darauf niederließ. Eryn fing an, ätherisch duftende Kräuter zu zerstampfen, und fügte schließlich eine Flüssigkeit hinzu.
    »Warst du jemals mit einem Mann zusammen – ich meine, so wie Amelia und Maredd?«
    Ein Schmunzeln huschte über Eryns Gesicht. »Mit einem Tuavinn und zuvor mit einer Frau vom Bergvolk.«
    »Ach, wirklich?«
    »Einige von uns Tuavinn fühlen sich zum gleichen Geschlecht hingezogen, manche auch zu beiden. Amelia hat gesagt, in deiner Welt wäre das nicht anders, wenn auch nicht die Regel.«
    »Ja, das stimmt.« Plötzlich musste Lena an Timo denken. Wie ging es ihm? Ihr altes Leben war so weit entfernt und gleichzeitig so nah.
    »Und was ist aus den beiden geworden?«
    Ein trauriges Lächeln erschien auf Eryns Gesicht. »Nuria war ein Mensch, ich wusste immer, dass wir eines Tages getrennt werden würden. Es geschah, bevor ich Morqua begegnete, und manchmal dachte ich, sie wäre meine Anam Cara.«
    »Aber sie war es nicht«, flüsterte Lena.
    »Nein, und als ich Nuria in die Nebel der Ewigkeit begleitete, war ich sehr traurig, aber ich weiß, eines Tages werde ich sie wiedersehen.« Gespannt hörte Lena zu und bemerkte, wie ein Lächeln, vermutlich der Erinnerung entsprungen, über Eryns Gesicht huschte und ihre kantigen Züge sehr viel weicher machte. »Eine Weile blieb ich allein, dann traf ich Targon, mit dem ich eine sehr leidenschaftliche Beziehung führte.«
    »Targon? Dieses Ekel?«, entfuhr es Lena.
    »Er war nicht immer so. Der Tod seines Bruders und auch der seines Anam Cara durch die Hand eines Rodhakan haben ihn verbittern lassen. Früher war er ein äußerst faszinierender Mann – wenn auch kein einfacher, das muss ich zugeben.«
    »Aber eure Beziehung hat trotzdem nicht gehalten.«
    »Nein, Morqua konnte ihn nicht leiden, und ihr fühle ich mich stärker verbunden.«
    »Kluges Tier«, brummelte Lena, und sie vermutete, die Bergkatze hatte sie verstanden, denn sie kam zu ihr und drückte sich an ihr Bein.
    »Na, offenbar hast du eine Verbündete gefunden«, schimpfte Eryn gutmütig.
    »Targon hasst Ragnar«, behauptete Lena.
    »Ich denke nicht, dass Hass der richtige Begriff ist.« Während sie mit einem hölzernen Mörser in der Schüssel rührte, ging Eryn langsam zurück zu Taramin und Gheros. »Im Grunde fürchtet er Ragnar, so wie viele von uns. Ragnar kann Übergänge nach Elvancor auch außerhalb der Kraftorte schaffen.« Eryn atmete tief ein und stieß die Luft anschließend wieder heftig aus. »Das ist noch niemandem jemals zuvor gelungen und macht Ragnar auch gefährlich. Deshalb lehnt Targon Aravyns Beziehung zu Ragnar ab. Er hat Angst, auch seine Nichte zu verlieren.«
    »Und du, hast du Angst vor ihm?«, wollte Lena wissen. Sie beobachtete die große Kriegerin sehr genau, und Eryn ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.
    »Ich mag Ragnar, nicht zuletzt, weil er der Enkelsohn von Maredd und Amelia ist, und mittlerweile nenne ich ihn sogar einen Freund. Dennoch«, sie zögerte, rang sichtlich nach Worten, »dennoch denke ich, wir müssen gut auf ihn achten. Es ist etwas Unberechenbares an ihm.«
    »Was meinst du denn damit?«, hakte Lena nach.
    »Ich kann es nicht wirklich in Worte

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