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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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bildeten das Abbild einer Kriegerin mit einem Bogen, der Bogen verwandelte sich in einen dicken Ast, und die Geistergestalt schwebte über dem Wasser. Dann flogen sie alle zu dem Busch, es krachte leise, die Wesen erhoben sich kurz darauf mit einem dicken, dunklen Ast, den sie direkt vor die Füße von Lena und Etron legten. Anschließend stoben die Schlehengeister auseinander und vereinten sich wieder mit ihrem Busch, wo nun eine breite Lücke klaffte.
    »Was hatte denn das jetzt zu bedeuten?«
    Ehrfürchtig verbeugte sich Etron vor dem Schlehenbusch, schöpfte Wasser in seinen Lederbeutel und hob den Ast auf. »Sie haben dir die Ehre gewährt, ihr Holz zu nehmen. Komm, wir brechen auf.«
    Nur widerstrebend verließ Lena diesen magischen Ort und erzählte Etron unterwegs, was ihr der Schlehengeist gezeigt hatte. Der Tuavinn war deutlich weniger verwundert als sie.
    »Ein Teil deiner Vision ist Wahrheit geworden. Du solltest bald zurückkehren.«
    »Um was zu tun?«
    Kurz huschte ein Schmunzeln über Etrons Gesicht. »Ich denke, was sich in dem Krug befunden hat, war Schlehenwein. Wir stellen ihn gerne her, und viele Geister geben sich gelegentlich den fleischlichen Genüssen hin.«
    »Geister trinken Alkohol?«, staunte Lena.
    »Ich weiß nicht, ob sie ihn tatsächlich trinken so wie wir, aber sie fühlen sich geehrt, wenn aus den Früchten ihrer Büsche etwas Edles gebraut wird.«
    »Na gut.« Sie sah zu dem leicht gebogenen Ast. »Dann werde ich mich demnächst mit einem Krug Wein auf den Weg machen.«
    »Und ich schnitze dir einen Bogen – wenn es dir recht ist.«
    »Und ob mir das recht ist!« Lena lachte auf. »Ich hätte keine Ahnung, was ich tun soll.«
    »Ich werde dir einen Bogen bauen.« Seine dunklen Augen wanderten an ihr hinab. »Die Schlehe ist eine mächtige Pflanze. Wehrhaft, schön anzusehen, und sie soll sogar Wünsche erfüllen. Sie passt zu dir.«
    »Vielen Dank, Wünsche erfüllen kann nie schaden!«
    Zurück bei den Höhlen krampfte sich Lena das Herz zusammen. Weder Ragnar noch die andern, die ihn suchten, waren heimgekehrt.
    »Wie geht es Gheros?«, wollte sie von Eryn wissen, nicht zuletzt, um sich abzulenken.
    »Er ist erwacht. Wie es aussieht, hat er kein Gift abbekommen. Sein Kopf dröhnt, und das Bein wird einige Tage brauchen, um wieder zusammenzuwachsen, aber Taramin ist bei ihm und sehr erleichtert.«
    »Wenigstens eine gute Nachricht«, murmelte Lena und nahm einen Teller Suppe entgegen, den Amelia ihr reichte.
    »Aber so schnell heilt doch kein Bruch«, wunderte sie sich. »Von der Kopfwunde ganz zu schweigen.«
    »Das ist bei Tuavinn nicht ungewöhnlich«, erklärte Amelia.
    »Stimmt, Ragnar hat mir auch erzählt, dass bei ihm immer alles sehr schnell heilt.« Sie schluckte schwer und ließ ihren Teller mit Suppe sinken. Ragnar!
    »Lena, er wird bald hier sein.« Amelia umarmte sie, aber auch das brachte nur wenig Trost.
    Die Monde standen schon hoch am Himmel, als Lena von der Höhle zu Amelias Hütte ging. Niemand war nach Hause gekommen, keine Nachricht von Ragnar. Sie wickelte sich in eine der warmen Decken, denn sie fröstelte. Doch die Kälte in ihrem Inneren ließ sich nicht verdrängen. Lange dauerte es, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte, aber auch die Nacht brachte kein Vergessen, sondern nur wirre Albträume.

Kapitel 17
    Freud und Leid
    W ie viele der Fürsten wohl tatsächlich hierherkommen werden?«, überlegte Ureat mit einem Blick hinauf zu den Monden. Noch waren sie nicht gefüllt, aber ihr Schein erhellte den dunkler werdenden Himmel. Heute waren sie an der vereinbarten Stelle eingetroffen und warteten nun auf die Tuavinn und die Fürsten oder deren Vertreter aus den Städten.
    »Sie werden alle kommen, denke ich.« Mit einem Schleifstein schärfte Kian seine Waffe, ließ Unebenheiten und Kerben verschwinden. Eine Arbeit, die ihn schon immer beruhigt hatte und bei der er seine Gedanken schweifen lassen konnte. »Niemand kann sich eine derart wichtige Unterredung entgehen lassen.«
    »Vermutlich nicht.« Onkel Ureat zog sich die Decke bis zur Nasenspitze.
    Im Schutz einer Felsgruppe hatten sie ihr Lager errichtet.
    Eine Plane aus zusammengenähten und geölten Lederstücken war zwischen zwei Felsen gespannt und würde sie auch vor starkem Regen schützen. Das Feuer prasselte behaglich und verströmte einen beruhigenden Schein.
    Bald werde ich Lena wiedersehen ,dachte Kian. Häufig hatte er während der Reise an das Mädchen gedacht. Wie war es ihr bei den

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