Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
fassen. Aber er wirkt rastlos, gelegentlich unbeherrscht. Es mag sein, dass sich das ändert, wenn er erst mit seinem Anam Cara vereint ist.«
    Lenas Stimmung sank auf den Nullpunkt. Aravyn , dachte sie, doch dann hörte sie wieder Eryn zu.
    »Sicher können wir jedoch nicht sein. Ragnar ist der Erste seiner Art.« Sie legte Lena ihre freie Hand auf den Unterarm. »Ich weiß, du hast ihn sehr gern. Hilf ihm, soweit es in deiner Macht steht, aber sei vorsichtig.«
    »Ja, das werde ich.«
    Nun galt Eryns Aufmerksamkeit wieder Gheros. Er war noch immer bewusstlos und gab lediglich ein leises Stöhnen von sich, als Eryn die Wunde an seinem Kopf auswusch und anschließend mit der Paste bestrich.
    »Kann ich irgendetwas für ihn tun?«, fragte Taramin unglücklich.
    »Sei einfach für ihn da.« Eryn sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an. »Wenn es eine vergiftete Waffe gewesen wäre, hätte er schon längst Fieber und Schüttelfrost.«
    »Aber er ist so bleich und wacht einfach nicht auf!«
    »Diese Kopfwunde ist ernst und schwächt ihn.« Nun kniete sich Eryn neben Gheros, besah sich kopfschüttelnd sein Bein und nahm es dann in beide Hände. »Halt ihn gut fest, Taramin.«
    Als ein laut knackendes Geräusch ertönte, presste Lena die Hand vor den Mund und wandte sich schnell zur Seite. Ein erneutes Knacken, Gheros schrie trotz seiner Bewusstlosigkeit auf, und Lena spürte einen heftigen Würgereiz. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter.
    »Komm.« Etron führte sie aus der Höhle heraus.
    Draußen im Freien atmete Lena tief durch und sah entschuldigend zu Etron auf. »Tut mir leid.«
    »Ich kann das ebenfalls nicht gut ertragen«, sagte er überraschend.
    »Im Ernst?«
    Er kratzte sich verlegen am Bart. »Eryn hat Graha einmal einen gebrochenen Flügel gerichtet. Da musste ich mich übergeben.«
    Lena begann zu lachen, dann räusperte sie sich. »Ich wollte dich nicht beleidigen, aber du … du wirkst so beherrscht und stark. Das wundert mich einfach.«
    »Ich kann andere nicht leiden sehen.« Behutsam schob er Lena vorwärts. »Komm.«
    »Wohin?«
    »Wir suchen Holz für deinen Bogen.«
    »Aber …« Unruhig sah sie sich um. »Was ist, wenn Ragnar zurückkommt.«
    »Wir gehen nicht weit fort.«
    »Wo willst du denn hin?«
    Der Krieger blieb stehen, musterte sie eine Weile und sagte dann: »Der Tag ist gekommen, an dem du deinen eigenen Bogen erhalten sollst.«
    »Und weshalb ausgerechnet heute?«
    »Weil der Tag gekommen ist.«
    Lena schürzte die Lippe. »Ach, und das hast du zu entscheiden?«
    »Nein, der Wald.« Ohne weiter auf Lena einzugehen, hastete er mit großen Schritten davon.
    »Mann, Mann, Mann, diese Tuavinn-Weisheiten machen mich wahnsinnig.« Noch einmal sah Lena sich um, doch nichts rührte sich. Die Aussicht auf einen eigenen Bogen ließ sie schließlich hinter Etron hereilen. Der schweigsame Krieger führte sie eine Weile durch den Wald, den Berg hinauf, zwischen hohen, zackigen Felsen hindurch.
    »Woher holen wir denn das Holz für meinen Bogen?«, erkundigte sich Lena.
    Etron verkürzte seine Schritte, sodass sie ihn einholen konnte. »Zu welchem Baum fühlst du dich besonders hingezogen?«
    Überrascht zog sie die Nase kraus. »Ehrlich gesagt, habe ich mich noch niemals zu einem Baum hingezogen gefühlt.«
    »Hm.« Etron strich sich über seinen Bart. »Dann solltest du versuchen, deine Sinne zu öffnen.« Seine Hand fuhr über seinen eigenen dunklen Holzbogen, den er über seiner Schulter hängen hatte. »Mich hat das Holz des Ebenaci stets fasziniert. Stark, aber dennoch biegsam, und der Tuavinn-Legende nach soll es das Böse abwehren.«
    »Diesen Baum kenne ich gar nicht – so wie viele Bäume hier.« Sie ließ ihren Blick über die zahlreichen Laub- und Nadelbäume schweifen.
    »Es ist nicht vonnöten, all ihre Namen zu kennen. Du musst dich nur ihrer Magie öffnen.«
    Diese Art zu denken war Lena wieder einmal sehr fremd. Dennoch achtete sie nun genauer auf die unterschiedlichen Baumarten. Die Bäume mit den kleinen, rötlichen Blättern, die so leise im Wind raschelten, fand sie hübsch, aber ob das Etrons Meinung nach ausreichen würde?
    Langsam gingen sie weiter, und irgendwann machte Etron sie auf einen schätzungsweise drei Meter hohen Baum mit handtellergroßen grünen Blättern aufmerksam. Kleine orangefarbene Früchte hingen von seinen Ästen, der dunkle Stamm bestand aus zwei ineinander verwachsenen Teilen, die sich in die Höhe schraubten. »Das ist ein

Weitere Kostenlose Bücher