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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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vorüber war, doch in jedem Fall verschoben sich die Kraftlinien deiner Welt und Elvancors und vereinten sich nur noch an wenigen Tagen, sodass der Übertritt nicht mehr zu jeder Zeit möglich war. Zudem brachte die Freundschaft mit den Kelten noch weitere Herausforderungen mit sich.«
    »Welche denn?«, fragte Lena gespannt.
    »Wie du vielleicht bereits weißt, wird für jeden Tuavinn ein Anam Cara erschaffen, ein Seelenfreund. In alten Tagen fanden wir unseren Anam Cara stets hier, in Elvancor. Doch nachdem sich die Völker verbanden, kam es gelegentlich vor, dass der Anam Cara eines Tuavinn in deiner Welt geboren wurde.« Voller Liebe wanderten Maredds Augen zu Amelia, die seinen Blick erwiderte und seine Hand in ihre nahm.
    »Und was ist daran so schlimm?«
    Bedächtig wiegte Maredd seinen Kopf. »Manche von uns waren der Meinung, die Verbindung mit Menschen bringe nichts Gutes, besonders, wenn ein Kind daraus hervorging.«
    Lena blickte ihn verwundert an, und Maredd fuhr fort, wenn auch zögernd. Vielleicht sprach er nicht gerne darüber. »Die Tuavinn von reinem Blute wussten es stets zweifelsfrei, wenn sie ihrem Anam Cara gegenüberstanden, denn es war eine tief gehende Begegnung, geprägt von großer Zuneigung zueinander. Und selbst wenn einer der beiden Seelengefährten vor dem anderen mit der Ewigkeit vereint wurde, so trauerte der Zurückgebliebene zwar, doch wusste er auch zugleich, dass er seinen Anam Cara eines Tages wiedersehen würde. Entweder würde er ihn hier in Elvancor antreffen oder ihm begegnen, sobald auch er sich mit den Nebeln der Ewigkeit vereint hatte.«
    Nicht zum ersten Mal rieb Lena sich die Schläfen. »Ich verstehe aber immer noch nicht, wo nun das Problem bei Kindern liegt, die mit Menschen gezeugt wurden?«
    »Tuavinn, in deren Adern Menschenblut fließt, verhalten sich anders. Sie zweifeln, lassen sich irreführen, vertrauen nicht auf ihre innere Stimme. Und finden sie ihren Anam Cara nicht, werden sie rastlos.« Bei diesen Worten sahen Maredd und Amelia derart betrübt aus, dass sich Lena scheute nachzufragen, aber Amelia sprach mit leiser Stimme weiter.
    »So war es bei unserem Sohn.«
    »Ragnars Vater ist auch hier?«, stieß Lena hervor, dann schürzte sie die Lippe. »Hätte ich mir eigentlich denken können. Er ist ja schließlich auch ein halber Tuavinn, nicht wahr?«
    Maredd nickte bestätigend. »Mir war bis zu Amelias Übertritt nach Elvancor gar nicht klar, dass er mein Sohn ist. Eines Tages brachte Gavin, ein noch sehr junger Tuavinn, Lucas mit hierher. Du musst wissen«, warf er erklärend ein, »ein Tuavinn spürt stets, wenn sein Anam Cara Gefahr läuft, sein Leben zu verlieren. Im Augenblick des Todes wird eine gewaltige Menge an Energie freigesetzt, und wir gehen davon aus, dass diese stets ausreicht, um die Kraftlinien Elvancors mit denen deiner Welt zu verbinden. In jedem Fall brachte Gavin, der Anam Cara unseres Sohnes, Lucas mit hierher. Und auch wenn ich mich sehr zu Lucas hingezogen fühlte, so ahnte ich doch nicht, dass er von meinem Blute ist.«
    »Warte, Maredd, das ist nicht ganz richtig«, widersprach Amelia. »Du hast mir erzählt, du hättest irgendwann, als ich noch in der anderen Welt lebte, ein ganz eigenartiges, drängendes Gefühl verspürt. Damals dachtest du, ich könnte sterben, doch heute gehe ich davon aus, es handelte sich um Lucas.«
    »Ja, das ist korrekt«, gab Maredd zu. »Aber das Gefühl verflog, bis ich die Berge von Avarinn erreichte.«
    »Möglicherweise war es tatsächlich der Zeitpunkt, als Lucas in Irland sein irdisches Leben beendete. Nur kam dir Gavin zuvor.«
    »Das mag durchaus sein.«
    »Alle Tuavinn«, fügte Amelia hinzu, »denen das große Glück gewährt wird, Nachkommen zu zeugen, spüren auch, wenn die von ihrem Blute Gefahr laufen, ihr Leben zu verlieren.«
    »Moment.« Die vielen Informationen wirbelten durch Lenas Kopf. »Dieser Gavin war der Seelengefährte von Ragnars Vater Lucas, und obwohl er ihn gar nicht kannte, hat er über diese weite Entfernung gespürt, dass er stirbt?«
    »Das mag verwunderlich für dich klingen, aber so war es.«
    »Hm.« Ihr kam ein weiterer Gedanke, und sie blickte unsicher von Maredd zu Amelia. »Gavin war ein Mann, richtig?«
    »In der Tat.«
    »Oh, dann ist Ragnars Vater also eigentlich …« Sie zögerte, ihre Augen weiteten sich, und auch wenn Maredd ganz offensichtlich nicht verstand, schüttelte Amelia schmunzelnd den Kopf.
    »Nein, Lena, nicht was du denkst. Die Verbindung mit

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