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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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wohl nur Brigida und Ceridwenn allein.«
    »Wer sind die beiden?«, wollte Lena wissen.
    »Unsere Göttinnen der Weisheit«, erklärte Kian.
    »Oh, Göttinnen«, murmelte Lena.
    »Du stammst doch aus der Welt jenseits der Schwelle«, polterte Ureat. »Betet man dort nicht mehr zu den Göttern unserer Vorfahren?«
    »Also, ehrlich gesagt, hat sich in dieser Beziehung so einiges geändert«, erwiderte sie mit einem vorsichtigen Lächeln.
    Der alte Mann kratzte sich an der Wange. »Hm.« Sein Blick wanderte zu den Tuavinn. »Ihr wollt uns ja auch unsere Götter nehmen.«
    »Wie kann man denn den Menschen einen Gott wegnehmen?«, brummte Etron neben Lena.
    »Wir wollen Euch nichts nehmen«, versicherte Maredd. »Ehrt sie, wenn ihr das möchtet. Nur versuchen wir seit Generationen, Euch davon zu überzeugen, dass kein Gott oder kein höheres Wesen ein Opfer in Tier- oder Menschengestalt erwartet.«
    »Seitdem ich denken kann, wurden weder in Talad noch in Ceadd Menschenopfer dargebracht«, stellte Ureat richtig.
    »Dafür jedoch Tiere, die nicht dazu bereit waren, in die Ewigkeit zu gehen«, warf Etron ein.
    »Seit wann kümmert es Euch, ob jemand bereit ist, in die Ewigkeit zu gehen?«, brauste Ureat auf. »Ihr wollt unsere verehrten Fürsten …«
    »Fangt doch nicht schon jetzt an zu streiten«, verlangte Lena, was Kian die Augenbrauen in die Höhe ziehen ließ. Anerkennend neigte er den Kopf zu ihr. Vielleicht, weil sie es wagte, einen der Ältesten Talads zu unterbrechen.
    »Wir sind doch hier, um Missverständnisse aus der Welt zu räumen.«
    »Richtig, Lena«, stimmte Maredd zu, dann deutete er zu Ureat hin eine Verbeugung an. »Wir sollten unsere Standpunkte darlegen, wenn alle versammelt sind. Aber eins möchte ich euch sagen. Niemals würden wir ein Leben ohne Zustimmung der betreffenden Kreatur nehmen.«
    »Es sei denn, es will das unsere beenden«, fügte Etron hinzu.
    »Das ist ein Pfad, den auch ich beschreite«, lenkte nun Ureat ein.
    Erleichtert stieß Lena die Luft durch die Nase aus, trank von dem Wasser und genehmigte sich einige der Früchte. Nun hieß es also abzuwarten.
    Ruhelos wälzte sich Ragnar auf seinem Lager hin und her. Neben ihm lag Aravyn, tief schlafend, ihr anmutiges Gesicht und die nackten Schultern nur vom sanften Licht der Kristalle in dem kleinen Höhlenraum beleuchtet. Erst vor Kurzem hatten sie sich geliebt, doch diesmal ohne die Leidenschaft, von der sich Ragnar zu Beginn ihrer Beziehung durchströmt gefühlt hatte. Nachdenklich nahm er eine von Aravyns langen Haarsträhnen in die Hand. Er liebte diese junge Tuavinn noch immer, aber etwas hatte sich verändert. Reichte ihm Aravyn plötzlich nicht mehr, um ihn vollständig auszufüllen? Oder rührte diese seltsame Leere in ihm daher, dass er sich Sorgen um Lena machte, ständig an sie denken musste? Was würde bei dieser Unterredung herauskommen? Konnten sich Tuavinn und Menschen nach dieser langen Zeit endlich versöhnen? Die Enge des Höhlenraumes drohte ihn zu erdrücken. Schließlich zog er sich leise an, legte seine Decke über Aravyns Schultern, damit sie nicht fror, und schlich hinaus.
    Kalte Nachtluft empfing ihn. Raureif und die letzten Schneereste knirschten unter seinen Füßen.
    Nicht nur die Sorge um Lena ließ ihn rastlos umherwandern, sondern auch die Gedanken an die Rodhakan. Was hatten sie ihm sagen wollen? Auf eine seltsame Weise verspürte er den Drang, sie erneut aufzusuchen, so gefährlich und dumm das auch sein mochte. Die schemenhaften Umrisse zweier Gestalten ließen ihn verharren. Langsam schlich er näher, vernahm kurz darauf leise Stimmen.
    Vorsichtig lugte er hinter einem Felsen hervor und erspähte Eryn und Targon. Hielten sie draußen Wache? Normalerweise war das nicht nötig, solange die Kraftlinien stark waren.
    »Wenn die Menschen mitbekommen, dass wir Späher schicken, könnten sie sich hintergangen fühlen«, redete Eryn aufTargon ein.
    Dieser schüttelte energisch den Kopf. »Und sofern auch sie mehr als die verabredeten Krieger in den Bergen verstecken, könnte es für Maredd und Etron gefährlich werden.«
    »Und für Lena«, fügte Eryn hinzu.
    »Ja, für das Mädchen ebenfalls«, stimmte Targon widerwillig zu. »In jedem Fall ist es besser, ich reite zu ihnen.«
    »Ich weiß nicht.«
    Mehr wollte Ragnar gar nicht hören. Die anderen machten sich ebenfalls Gedanken, also rannte er zur Hütte zurück und weckte Aravyn auf.
    »Was ist denn?«, murmelte sie schlaftrunken.
    »Zieh dich an. Targon

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