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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Grundfesten erschüttert.« Die blauen Finger des Wassermannes streckten sich nach Lena aus, und sie erstarrte, erkannte auch, wie sich die beiden Tuavinn anspannten.
    Beinahe zärtlich, aber dennoch eiskalt glitten die Fingerkuppen über ihr Gesicht, ließen kühle Wassertropfen auf ihrer Haut zurück. Der Wassergeist starrte sie an, und auf einmal hatte sie sogar das Gefühl, es wären nicht nur seine Augen, sondern viele, die sie eingehend musterten.
    »Mit Lenas Hilfe wollen wir versuchen, Einheit im Kampf gegen die Rodhakan zu erreichen«, erklärte Maredd eindringlich. »In den Hügeln westlich von Ceadd gibt es einen kleinen Fluss, an dessen Ufer wir aufVertreter der Fürstenstädte treffen werden.«
    »Es ist schwer, eine Einheit zu erzielen, und sie zu bewahren noch viel mehr. Und nicht immer ist sie die Lösung aller Rätsel. Ein Kampf wird an zahlreichen Fronten geschlagen, und oftmals entscheidet er sich im Inneren eines Einzelnen. Ein winziger Tropfen im Meer des Seins mag zwischen Vergehen und Weiterbestehen entscheiden«, sprach der Wassergeist mit klirrenden Worten, die Eispfeilen gleich in Lenas Geist schossen.
    Sie wusste nicht, was er meinte, und an den verwirrten Gesichtern ihrer Begleiter erkannte sie, dass es ihnen nicht besser ging. Doch in ihr machte sich die Gewissheit breit, dass der Wassergeist etwas sehr Bedeutungsvolles von sich gegeben hatte, selbst wenn sie es jetzt noch nicht verstanden.
    Nachdem er Lena und die Tuavinn eine ganze Weile betrachtet hatte, neigte der Wassergeist sein Haupt. »Die Wege des Wassers und der Erde werden euch an euer Ziel führen.«
    »Wir danken Euch, Herr des Wassers«, sagte Maredd.
    »Möge es Elvancor helfen.« Der Wassergeist fing an, sich aufzulösen, Eiskristalle wirbelten um sie herum, stachen schmerzhaft in Lenas Gesicht, und auch Devera scheute.
    »Bleibt dicht zusammen«, rief Maredd.
    Der Naturgeist wirbelte um sie herum, zog sie mit sich in die Tiefe. Lena spürte nur Kälte; Wasser, Gestein sowie Erde rasten um sie herum. Alles rauschte an ihr vorüber. Sie hatte das Gefühl, kaum geatmet zu haben, als sie plötzlich neben einem plätschernden Bach stand, unter ihr die sanften Hügel, hinter denen sich die Türme der Stadt Ceadd emporreckten. Lena war schwindlig geworden, daher hielt sie sich nun an Deveras Mähne fest.
    »Hier liegt kein Schnee«, wunderte sich Etron.
    »Mag sein, dass die Geister der Wolken ihren Eisatem nur über die Berge gelegt haben«, spekulierte Maredd.
    Das Pferd schien diese verrückte Reise deutlich besser verkraftet zu haben als Lena, denn es rupfte bereits am saftigen Gras.
    »Puh, was für eine rasante Tour«, stöhnte Lena.
    »Wir sind durch Wasser und Erde gereist«, erklärte Maredd. »Unter dem See verliefen Quellen und kleine Bäche, aber um an unser Ziel zu gelangen, mussten wir auch das Erdreich durchqueren.« Er deutete auf den sprudelnden Bach. »Der Wassergeist – und es war ein sehr mächtiger – hat sich mit jenen der Erde verbunden. Dafür können wir dankbar sein, sonst wären wir nicht so weit gekommen.«
    »Der war aber irgendwie schon unheimlich, oder?« Schaudernd suchte Lena nach einer Spur des Wasserwesens.
    »Er war zu Eis erstarrt, so wie die Berge von Avarinn.« Mit düsterem Blick sah Etron hinauf in den Nebel, fügte jedoch nichts hinzu.
    Weit im Süden glaubte Lena einen großen Schatten zu erkennen, der am Firmament vorüberzog.
    »Ein Drache«, bestätigte Etron ihre Vermutung. »Dieser Tage sieht man sie selten im Norden.«
    »Weshalb?«, wollte Lena wissen.
    »Das kann niemand sagen. Sie handeln ihren eigenen Gesetzen zufolge.«
    »Manchmal denke ich, sie beobachten die Rodhakan, weil die sich vorzugsweise im Süden aufhalten«, fügte Maredd hinzu.
    »Könnten die Drachen denn die Rodhakan bezwingen?«, fragte Lena aufgeregt.
    »Möglicherweise, aber ich glaube, das ist nicht ihr Bestreben.«
    »Doch wenn sie zu sehr erstarken und das Volk der Drachen bedrohen, würden sie sicher eingreifen.«
    »Mag sein«, stimmte Maredd seinem Freund zu, »aber bislang haben sich nicht einmal die Rodhakan an die Herren der Lüfte herangewagt, soweit es mir bekannt ist.«
    »Wenn sie erst alles andere zerstört haben, werden sie es tun«, prophezeite Etron. »Doch nun sollten wir aufbrechen.«
    Noch bis zur Abenddämmerung ritten sie weiter bergab. Graha kreiste am Himmel und verkündete seinem Freund bald die Anwesenheit von Menschen. So ließen sie ihre Pferde zurück und schlichen sich an jene

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