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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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dich gedacht.« Er sah ihr in die Augen, und sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, denn in all der Aufregung der vergangenen Tage war ihr Kian kaum einmal in den Sinn gekommen. Andererseits musste sie zugeben, dass er ihr zuvor hin und wieder durch den Kopf gespukt war – eine seltsame Sache.
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen«, entschloss sie sich schließlich die Wahrheit zu sagen, ohne zu viel von sich preiszugeben.
    Nun fasste Kian sie am Arm, warf einen Blick zum Feuer und flüsterte: »Lena, ich konnte den Teil eines Gesprächs belauschen. Die Fürsten wollen dich nach Erborg bringen. Ich weiß nicht, wozu. Aber ich konnte hören, wie sie sagten, sie würden dir erlauben, drei Begleiter zu wählen. Bitte wähle mich. Ich konnte nicht herausbekommen, was sie vorhaben, aber ich möchte dich beschützen.«
    Verwirrt trat Lena einen Schritt zurück. »Aber was soll ich denn in Erborg?«
    »Das weiß ich nicht.« Ein erneuter, diesmal gehetzt wirkender Blick zum Feuer. »Bitte verrate mich nicht, mein Onkel wäre zornig, wenn durch mich das Treffen gefährdet wird, und er weiß auch nichts davon. Aber ich will dein Bestes.«
    »Puh.« Sie fuhr sich durch die Haare, und als sie bemerkte, dass Maredd sie beobachtete, schob sie Kian vorwärts.
    »Komm, wir gehen zurück und warten ab, was diese Beratung bringt.«
    »Wirst du mich erwählen?«, drängte er noch einmal.
    »Ja, wenn es sein muss«, versprach sie schnell. Ganz kurz fasste sie seine Hand und drückte sie. »Danke, dass du mich vorgewarnt hast.«
    »Das erfreut mein Herz, Lena.«
    Keiner der Geister Elvancors war erschienen, um Targon, Aravyn und Ragnar ihre Reise zu verkürzen. Selbstverständlich machte Targon Ragnar dafür verantwortlich. In raschem Tempo waren sie nach Süden geritten, über Bergpässe und Hänge hinab, hatten sich kaum eine Pause gegönnt und waren, wo es ging, galoppiert. Zumindest über Ragnars Reitkünste konnte sich Targon nicht beschweren. Mittlerweile hielt er mit den Tuavinn mit.
    Aravyn zuliebe übernahm er jetzt die unbeliebte zweite Wache, in der dunkelsten und stillsten Phase der Nacht. Aber er mochte diese Stille, wenn sich die Tiere Elvancors größtenteils zur Ruhe gelegt hatten und nur wenige Wesen leise durch das Unterholz schlichen. Targon und Aravyn lagen unter dem Stamm einer knorrigen Buche, die nur von fünf erwachsenen Männern hätte umfasst werden können.
    Sternenlicht fiel auf Aravyns im Schlaf so sanfte Gesichtszüge. Diese Tuavinn-Kriegerin verzauberte ihn noch immer, ließ sein Herz höher schlagen. Plötzlich hoben die Pferde die Köpfe, auch Ragnar zuckte zusammen. Mehrere Schritte entfernt, am Rande seines Gesichtsfeldes, glaubte er einen Schatten zu erkennen. Schon war er drauf und dran, seine Gefährten zu wecken, doch da bedeutete ihm die Gestalt mit einer Geste näher zu kommen. Hektisch sah er sich um, doch er konnte keine weiteren Schattenkreaturen ausmachen. Normalerweise traten Rodhakan stets in Gruppen auf. Aber war das überhaupt ein Rodhakan? Zerrissenheit breitete sich in ihm aus. Einerseits wollte er seine Gefährten warnen, andererseits drängte ihn etwas, diesem Ruf zu folgen. Ohne seine Begleiter aus den Augen zu lassen, schlich Ragnar näher. Er zog sein Schwert aus der Scheide, hielt den Griff fest in der Hand.
    »Ragnar, komm zu mir, niemand wird dir ein Leid antun.«
    Die Stimme, leise und drängend, hatte er schon einmal gehört, und die Männergestalt, die sich vor ihm in der Finsternis abzeichnete, erschien ihm fest wie ein Wesen aus Fleisch und Blut. Keinesfalls wirkte sie so substanzlos, wie es für Rodhakan so bezeichnend war. Dennoch trat Ragnar nur zögernd heran. Er wollte sich nicht in die Irre führen, wollte seine Gefährten keinesfalls im Stich lassen. Doch als die Gestalt einen weiteren Schritt nach vorne machte, kam Wind auf, und das Licht der Monde fiel durch eine Lücke in den Baumkronen auf das Gesicht des Mannes. In diesem Augenblick glitt Ragnars Schwert aus seinen zitternden Händen – und er hatte das Gefühl, die Zeit würde stillstehen.
    Gegen Mittag des nächsten Tages vernahm Lena den Schrei eines Bussards am Himmel. Sie bemerkte, wie Maredd und Etron Blicke wechselten. Der Krieger mit der Narbe im Gesicht ließ von Lenas Bogen ab, der langsam Form annahm. Auch Maredds Hand lag nicht weit entfernt von seinem Schwert.
    Doch bald wurde klar, dass sich vier Reiter ganz offen, durch ein grünes Tal, dem Lagerplatz näherten.
    Ureat spähte

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