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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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denn, lasst uns mit den Beratungen beginnen«, krächzte er ohne Umschweife.
    »Das Bergvolk fehlt«, warf Maredd ein.
    »Das wird kaum einen Unterschied machen. Vertritt das Bergvolk nicht ohnehin die Meinung der Tuavinn?« Ein provokativer Unterton schwang in Nemetos’Worten mit.
    »Das Bergvolk ist nicht mit uns verbündet«, versicherte Maredd gelassen. »Es lebt lediglich nach den Lehren der Tuavinn, so wie jene, die lange vor ihnen über die Schwelle traten.« Lena bewunderte Maredd, der sich trotz der Anspielung und der kritischen Blicke der Keltenfürsten nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    »Lehren!« Der dunkelhäutige Nemetos schnaubte. »Ihr wollt uns«, er schlug sich selbst auf die Brust, »zwingen, unser gutes Leben hier aufzugeben. Meint ihr nicht, dass Ihr Euch da zu viel anmaßt?«
    Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
    »Nun gut, dann sind wir eben doch bereits in den Verhandlungen gefangen«, stellte Maredd fest. Seine Augen suchten die Umgebung ab, aber Etron schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Sollten Vertreter des Bergvolkes eintreffen, können wir ihnen berichten, was bisher besprochen wurde«, merkte Ureat an, und Irba nickte grimmig, verschränkte die Arme vor der Brust und sank ächzend auf einer Decke nieder.
    Auch die anderen setzten sich nun. Teils auf niedrige Steine, teils auf Decken oder Felle. Die Wachen verharrten regungslos, aber wachsam hinter ihren Fürsten. Lena blieb in Maredds Nähe, doch ihre Augen suchten Kian, denn sie war gespannt, ob er recht behalten würde mit dem, was er belauscht hatte.
    »Nun gut.« Maredd rückte das Lederband, das seine Haare hinten hielt, zurecht und legte schließlich seine Fingerspitzen aneinander. Dann blickte er in die Runde. »Seit vielen Generationen sitzen wir wieder zusammen, und diese Tatsache erfreut mein Herz.« Er legte eine kurze Pause ein, ließ seine Worte wirken. »Es hat zahlreiche Missverständnisse gegeben, woraus Hass und sinnlose Kämpfe entbrannt sind. Im Angesicht gemeinsamer Feinde, der Rodhakan, hoffe ich, wir können unsere Streitigkeiten nun beilegen. Es war eine jüngere Generation«, er deutete zuerst auf Lena, dann auf Kian, »die glücklicherweise angeregt hat, miteinander zu sprechen und vielleicht zu einem Bündnis zu finden.«
    »Ich nehme an«, warf nun Ureat ein, »selbst wenn es zu diesem Bündnis käme, würde das nichts an eurem Drängen ändern, dass unsere verehrten Fürsten freiwillig in die Nebel der Ewigkeit steigen und Elvancor verlassen.«
    Bedächtig senkte Maredd seinen Kopf. »Dies fänden wir angemessen, denn es entspricht lediglich der natürlichen Ordnung.«
    Sofort traten die Wachen einen Schritt vor, doch Maredd hob die Hand. »Niemals würden wir sie mit Gewalt dazu zwingen, das ist nicht unsere Art. Unser Bestreben ist es nur, euch zu der Erkenntnis zu führen, dass es für den großen Zyklus des Werdens und Vergehens wichtig ist weiterzuziehen.«
    »Es ist schon einmal geschehen«, bellte Fürst Nemetos. »Meinem Bruder wurde mit Gewalt sein Amulett und damit sein von den Göttern geschenktes Dasein hier in Elvancor geraubt.«
    Maredd schloss kurz die Augen, nickte bedächtig, was Lena sehr überraschte. »Dies ist eine Schuld, die einer von uns auf unser Volk geladen hat. Wir haben Euch vor Langem um Verzeihung dafür gebeten.«
    »Würdet Ihr den Mord an einem Bruder verzeihen?« Nemetos’ dunkle Augen funkelten.
    »Nicht wenige Tuavinn sind durch Menschenhand gestorben«, flüsterte Maredd. »Dennoch stehen wir heute vor Euch.«
    »Das alles sind Verbrechen längst vergangener Tage«, schaltete sich Elgetia in das Gespräch ein. Ihr raubvogelartiger Blick bohrte sich in Nemetos’ Augen. »Gegenseitige Anschuldigungen bringen uns nicht weiter.«
    Die Nasenflügel des Fürsten von Crosgan blähten sich, aber er schwieg.
    »Dieser Meinung sind wir ebenfalls, werte Fürstin.« Maredd verneigte sich vor ihr. »Wir Tuavinn werden keinen von Euch gewaltsam in die Ewigkeit schicken – wir hoffen nur darauf, dass Ihr es eines Tages freiwillig tut.«
    »Wir befinden uns hier in der Anderswelt«, Gobannitio reckte sein Kinn vor und breitete dabei die Arme aus, »wohin also sollten wir noch gehen? Was sollte uns hinter den Bergen von Avarinn schon erwarten, wenn nicht ein großes Nichts?«
    Eine Spur von Ungeduld zeichnete sich auf Maredds Gesicht ab. Er strich sich über die Haare, antwortete jedoch freundlich. »Werter Fürst, Elvancor ist nicht das, was Ihr als Anderswelt bezeichnet. Es ist ein

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