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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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liegt nahe am Wald von Wakkarin, kein guter Ort für ein Mädchen von jenseits der Schwelle und für die Tuavinn genauso wenig, wegen der vielen Eiben rundherum. Erborg ist gut geschützt, aber dennoch für Euch zu betreten.« Er verneigte sich vor Maredd und Etron, dann wandte er sich mit spöttischem Grinsen an Fürst Nemetos. »Und in Erborg muss sie im Gegensatz zu Crosgan auch nicht fürchten, ihres Amuletts beraubt zu werden, denn keiner von uns will über die Schwelle in ihre Welt reisen.«
    »Mischt Euch nicht in crosganianische Belange ein, von denen Ihr nichts versteht, Gobannitio!« Die Adern an Nemetos’ Hals begannen heftig zu pochen, sodass Lena dachte, sie müssten auf der Stelle platzen. »Und solche Worte von einem Feigling …«
    »Schweig, Nemetos!« Fürstin Elgetia sprang in die Höhe, Nemetos tat es ihr gleich.
    Doch Etron trat zwischen sie, groß, beeindruckend und ruhig. »Erborg scheint die beste Wahl zu sein, aber wie wollt Ihr Schutz für Lena garantieren?«
    »Gastfreundschaft ist ein unumstößliches Gebot unseres Volkes«, versicherte Orteagon ihm. »Selbst in Tagen des Krieges haben wir dieses Gebot stets gewahrt.«
    »So ist es«, bestätigte Nemetos.
    Der Fürst von Erborg machte eine einladende Handbewegung. »Selbstverständlich werden auch Gäste aus den übrigen Städten willkommen sein, um Lena von jenseits der Schwelle zu lauschen.«
    Fragt mich eigentlich auch mal jemand ?, dachte Lena. So gern sie helfen wollte, aber eine Ansprache in einer großen Stadt vor Hu nderten oder gar Tausenden Leuten, das war ihr nicht geheuer.
    Zum Glück legte Maredd in diesem Moment den Arm um ihre Schultern. »Wir würden uns gerne mit Lena beraten und Euch später unseren Entschluss mitteilen.«
    Leise murmelnd erhoben sich die Fürsten, begaben sich ein Stück abseits, tuschelten miteinander.
    Maredd fasste Lena am Arm. Sie gingen in Richtung der Pferde, und Ragnars Großvater atmete tief durch, bevor er begann. »Ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist, mit ihnen zu gehen.«
    »Das bin ich auch nicht. Aber wäre es nicht ein Zeichen, sich gegenseitig zu vertrauen, wenn ich es tue?«
    »Sicher wäre es das«, stimmte er zu.
    Sie lächelte zaghaft. »Und sie erlauben mir immerhin, drei Begleiter zu wählen.«
    »Aus dir spricht großer Mut, Lena. Dennoch bereitet mir diese Forderung Unbehagen. Weshalb solltest du vor dem Volk sprechen, wenn am Ende sowieso die Fürsten entscheiden.« Maredd rieb sich das Kinn. »Andererseits trägt es vielleicht zum besseren Verständnis bei. Zumindest sollten wir versuchen, weitere Tuavinn als deinen Geleitschutz herauszuhandeln.«
    »Aber ihr seid doch ohnehin nur zwei.«
    »Graha könnte zu den Höhlen fliegen.«
    »Richtig.« Lena nickte bedächtig. Ihr war selbst nicht ganz wohl bei der Sache, aber sie wollte diese Gelegenheit, etwas für Elvancor zu tun, nicht nutzlos verstreichen lassen. Das hier war Ragnars Welt, und obwohl ihr der Gedanke merkwürdig vorkam, es war auch irgendwie ihre eigene geworden.
    »Nur mit ausreichendem Schutz lassen wir deine Reise nach Erborg zu«, betonte Maredd noch einmal.
    »Gut«, sagte Lena. »Lass uns zurückgehen.«
    Festen Schrittes trat Maredd mit Lena an seiner Seite auf die Fürsten zu. »Wir haben Folgendes zu sagen …«

Kapitel 20
    Versuchung
    R agnar hatte das Gefühl, sein Herz würde aussetzen. Er konnte nicht mehr atmen, sich nicht bewegen. Noch immer fragte er sich, ob das Licht der Monde ihm einen Streich spielte, ob es mit seinen silbrigen Strahlen dieses vertraute Gesicht in die Dunkelheit zeichnete, um ihn zu verspotten. War das ein Trugbild, eine Illusion?
    »Komm zu mir! Es tut gut, dich zu sehen.«
    Ragnar zuckte nun, da der Mann endlich sprach, zusammen.
    »Vater?«, stammelte er.
    Die Gestalt erschien ihm so vertraut, selbst wenn Lucas nun, im Gegensatz zu früher, seine grauen Haare lang trug. Doch die dunkelblauen Augen waren die gleichen, auch die Stimme und selbst die Gesten waren so, wie er sie in Erinnerung behalten hatte. Auch Größe und Statur entsprachen der seines Vaters – und auch Ragnars eigener –, soweit er dies unter dem Umhang erkennen konnte.
    »Du bist tot«, sagte er dennoch, »oder«, langsam hob er sein Schwert wieder auf, »ein Rodhakan in Lucas’ Gestalt. Du kannst nicht mein Vater sein.«
    »Vielleicht bin ich, was du Rodhakan nennst. Aber was sind Rodhakan, was sind Tuavinn?«, fragte der andere und machte eine weitläufige Handbewegung. »Sind wir nicht allesamt

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