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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Wesen Elvancors?«
    Ragnar warf einen raschen Blick zurück zu Aravyn und Targon.
    »Sorge dich nicht um deine Freunde«, beschwor ihn der Rodhakan. »Denkst du nicht, wir hätten sie schon längst getötet, wäre dies unser Ansinnen gewesen?«
    Ragnar zögerte, denn dieses Argument war nicht von der Hand zu weisen, konnte aber auch einfach nur Teil des Plans sein.
    »Lass mich erklären, ich bitte dich.«
    »Was auch immer du vorhast«, brachte Ragnar gepresst heraus. »Du bist ein Rodhakan. Der Anam Cara meines Vaters wurde von einem von ihnen ermordet. Niemals hätte er sich ihnen angeschlossen.«
    Nun seufzte sein Gegenüber schwer, und sogar Trauer legte sich über sein Gesicht. »Gavin – sein Tod hat mich schwer getroffen, aber letztendlich zu den Rodhakan geführt. Nicht immer sind sie, wofür man sie hält. Jene beispielsweise, die dich in der anderen Welt gejagt haben, sind dumme, schwache Geschöpfe ohne Weitsicht, und sie waren es, die Gavin getötet haben.«
    »Du bist nicht mein Vater«, wiederholte er und wich erneut zurück. All das, was sein Gegenüber sagte, passte weder zu einem Rodhakan noch zu seinem Vater.
    »Dein erster Hund in Island hieß Bjarki, dein Lieblingspferd war die kleine Schimmelstute Askja. Und der Hügel hinter unserem Haus mit der Quelle – deine Großmutter hat immer behauptet, dort würden Elfen und Trolle hausen.«
    Ragnar erstarrte, hörte atemlos zu. Wie konnte dieser Rodhakan das wissen? Die Worte wirbelten durch Ragnars Kopf. Widerstrebende Gefühle fochten einen Kampf in ihm aus. Er wollte so gern glauben, dass es sein Vater war, der hier vor ihm stand. So lange hatte er ihn vermisst.
    Nun ging Lucas langsam in die Hocke, ließ Ragnar dabei aber nicht aus den Augen. »Als du noch klein warst, habe ich dir immer am alten Holzherd in Großmutters Küche Geschichten erzählt. Die Abenteuer von Elvar, dem kleinen Kobold.«
    Tränen stiegen in Ragnars Augen, und er spürte, wie seine Gegenwehr versiegte. Niemand konnte diese ganzen Details wissen. Niemand – außer seinem Vater.
    Schritt für Schritt trat er näher heran. »Ich verstehe das nicht. Ich … ich kann es nicht glauben«, stammelte er. »Ich hörte, du hättest dich todesmutig auf eine Gruppe Rodhakan gestürzt. Eine Tat, die du nicht überleben konntest.«
    Ragnar schüttelte den Kopf. »Und wenn du wirklich mein Vater bist, weshalb bist du dann nicht schon längst zu uns gekommen? Zu Maredd, Amelia und mir?«
    »Das werde ich dir später erklären. Zunächst jedoch ist es viel wichtiger, dass du verstehst, weswegen ich deine Hilfe brauche. Ich …« Lucas brach ab und erhob sich ruckartig. »Einer deiner Freunde erwacht. Ragnar, ich werde dich erneut aufsuchen. Erzähl ihnen nichts von mir!«
    Damit eilte Lucas davon und ließ Ragnar ratlos zurück. Er sah, wie sich Targon langsam aufrichtete, geschmeidig auf die Füße sprang und zu ihm kam.
    »Leg dich schlafen, wir brechen noch vor der Dämmerung auf«, sagte Targon unfreundlich.
    Wie soll ich jetzt noch schlafen? Ragnars Augen suchten den Wald ab, aber sein Vater war verschwunden. Was sollte das alles bedeuten?
    »Drei Tuavinn sind vollkommen ausreichend!«, wiederholte Fürst Orteagon am nächsten Morgen, was er am Abend zuvor bereits gesagt hatte.
    Maredd hatte für Lena einen Geleitschutz von zehn Tuavinn vorgeschlagen, doch die Fürsten hatten allesamt abgelehnt. Erstaunlicherweise waren sie sich in diesem Punkt einig gewesen. Soeben hatte Maredd dieses Thema erneut angesprochen und zeigte sich nun deutlich unnachgiebiger.
    »Elvancor und ganz besonders die Fürstenstädte sind diesem Mädchen fremd. Sie würde sich sicherer fühlen, von jenen umgeben zu sein, die sie kennt.«
    Orteagon schüttelte den Kopf, und als er sprach, bemerkte Lena, wie alt und müde er doch wirkte. Nicht zuletzt trugen wohl die auffälligen Senklider zu dieser Erscheinung bei. »Die Tuavinn sind starke Krieger«, stellte er fest. »Kämet ihr in Horden, würden sich die Menschen Erborgs fürchten.«
    »So ist es«, stimmte Nemetos zu, und sein Kinn wirkte energischer als je zuvor. Dennoch warf er einen raschen Seitenblick auf Orteagon, so als warte er auf etwas.
    »Niemand spricht von Horden«, wandte Maredd ein. »Fünf bis zehn Tuavinn wären als Begleitung für Lena durchaus angemessen.«
    Ein Vogelschrei am Himmel ließ sie aufblicken, wie auch Maredd und Etron. Graha flog hoch über ihnen hinweg, aber nachdem Etron ruhig blieb, schien zumindest keine Gefahr zu drohen.

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