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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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wurde.
    »Du bedeutest mir auch sehr viel«, gab sie zu und brachte es einfach nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass sie noch nicht bereit war, ihm das zu geben, was er sich vermutlich erhoffte. Eine peinliche Stille entstand zwischen ihnen.
    »Ich denke, wir sollten nun aufstehen«, schlug Kian vor, stützte sich auf seinen Arm und winkelte das gesunde Bein an. Es fiel ihm jedoch schwer, sich zu erheben, und so half Lena ihm auf.
    »Ich kann dir auch etwas zu essen bringen, wenn du lieber liegen bleiben möchtest«, bot sie ihm an.
    »Nein, ich möchte aufstehen, und das Bein wird sicher bald heilen.« Mit ihrer Hilfe verließ er humpelnd sein Lager in dem hohlen Baum. Der Vorraum war menschenleer, die Feuerstelle erkaltet.
    Lena schnappte sich ihren Fellmantel und reichte Kian kurzerhand eine Decke, damit er draußen nicht fror. Zwischen den Bäumen war ein großes Feuer entzündet worden, und zahlreiche Menschen drängten sich darum, meist in dicke Pelze gekleidet.
    »Jetzt schneit es schon wieder«, stöhnte Lena.
    »Ungewöhnlich«, stimmte Kian zu und schaute in den grauen Himmel, der sich über den Talkessel wölbte.
    Vieles war unausgesprochen zwischen ihnen, und an Kians vorsichtigen Seitenblicken erkannte sie, dass er das ebenso spürte wie sie, aber offenbar scheute auch er sich, über letzte Nacht zu sprechen.
    Langsam gingen sie in Richtung des Feuers. Schon von Weitem stach Arihan durch seine Größe hervor. Im Augenblick unterhielt er sich mit Aravyn, die ihrerseits von einigen Menschen angestarrt wurde. Aber auch Ureat mit seiner ungewöhnlichen Gesichtsbehaarung und den ausladenden Körpermaßen war nicht zu übersehen. Ein grauer Wollumhang mit Kapuze schützte ihn vor der Kälte. Als er Lena und Kian erblickte, kam er auf sie zu.
    »Kian, geht es dir besser?«
    »Ja, Onkel, vielen Dank.«
    »Kommt zum Feuer, die Bergleute haben einen vorzüglichen Eintopf gekocht – mit Wild!« Schon stapfte Ureat los, und Kian zwinkerte Lena zu.
    »Onkel Ureat liebt Wild, und in Talad wird es selten gekocht, da sich wenige in die Berge zum Jagen trauen.«
    Über einer kleineren Feuerstelle neben jener, an der sich die Dorfbewohner aufwärmten, hing ein Kessel, der gute zwei Schritt im Durchmesser maß. Darin blubberte es, und als eine jüngere Frau Lena eine Holzschüssel voll reichte, erkannte sie Gemüse, teilweise auch Beeren und einzelne Fleischstücke. Eintopf zum Frühstück erschien ihr seltsam, aber es duftete köstlich, und als sie aß, wurde sie nicht enttäuscht. Das Essen schmeckte würzig und wärmte von innen.
    Nach kurzer Zeit löste sich Arihan aus der Menge und trat zu ihnen. »Ureat und Aravyn berichteten mir von der erneuten Dummheit der Fürsten!«
    »Das Bündnis mit den Rodhakan, ja«, spie Kian regelrecht aus. »Was für eine Schande!«
    »Kannst du mich zu Maredd und den anderen bringen?«, fragte Lena. »Ich möchte wissen, ob es ihnen gut geht.« Vor allem Ragnar ,fügte sie in Gedanken hinzu.
    Arihans ohnehin schon ernste Miene verfinsterte sich. »In der Gemeinschaft der Tuavinn bin ich nicht mehr erwünscht – und das nicht zu Unrecht. Doch sei gewiss, das Bergvolk hat beschlossen, den Dörfern, die weniger gut verborgen liegen, im Kampf gegen Stadtbewohner und Rodhakan beizustehen. Kampffähige Männer und Frauen werden ausgesandt, Schutzbedürftige erhalten Zuflucht.«
    »Das ist ja sehr nett von ihnen«, entgegnete Lena ungeduldig, »aber ich muss zu Ragnar – es ist wichtig!« Heute, an diesem frostigen Morgen, drängte es Lena mehr denn je, bei Ragnar zu sein. Sie hatte Angst, er könne erneut auf seinen Vater treffen, und fürchtete sich vor den Konsequenzen einer solchen Begegnung.
    »Maredds Enkel.« Forschend wanderte Arihans Blick über sie, dann fasste er sie am Arm. »Erzähle mir von ihm.«
    Kian betrachtete sie misstrauisch, aber Lena bedeutete ihm, dass alles in Ordnung sei, und ließ sich ein Stück abseits führen.
    »Was möchtest du wissen?«
    »Ein Wesen der dritten Generation mit Tuavinn-Blut, das ist einzigartig. Ich vernahm, er hätte Pfade nach Elvancor geschaffen, wo zuvor keine waren.«
    Lena fragte sich, wie Arihan das wissen konnte, da er doch so zurückgezogen lebte, aber vielleicht hatte Aravyn mit ihm gesprochen. »Er hat das ohne sein Wissen getan und nur aus dem Willen heraus, Gutes zu tun!«
    »Das möchte ich nicht anzweifeln. Aber sag, hast du seltsame Verhaltensweisen an ihm festgestellt?«
    Lena zuckte zusammen. Konnte Arihan am Ende auch von

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