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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Ragnars Kontakt mit den Rodhakan wissen?
    »Du hast etwas bemerkt, nicht wahr?«, schlussfolgerte Arihan aus ihrem Schweigen, dann seufzte er tief. »So ist es mit vielen, die das Blut von Mensch und Tuavinn vereinen. Finden sie nicht ihren Anam Cara beizeiten, werden sie rastlos, manchmal sogar aggressiv, und sind leicht von jenen zu beeinflussen, die nicht nur Gutes für sie im Sinn haben.«
    Es war Lena bewusst, wie genau Arihan sie beobachtete, und auch wenn vieles von dem zutraf, was er gesagt hatte, bemühte sie sich um eine neutrale Miene.
    »Besonders schlimm ist es, wenn einer von ihnen seinen Seelenfreund verliert«, fügte er noch hinzu.
    »Das hat Maredd mir auch schon erzählt.«
    »Das mag sein … nur …« Arihan brach mit gerunzelter Stirn ab.
    »Was? Jetzt sag schon«, drängte Lena.
    Wieder dieser Blick, der Lena an einen Raubvogel erinnerte, der eine Maus erspäht hatte. »Es ist etwas, wofür mich die Tuavinn ebenfalls verurteilt und aus ihren Reihen ausgeschlossen haben. Doch noch heute bin ich davon überzeugt.«
    »Wovon sprichst du?«
    Arihan atmete tief durch, blickte hinauf in die Baumwipfel und begann zu erzählen. »Ich lebe schon länger in Elvancor als Maredd, Targon oder sogar Etron. Ich war schon hier, als die ersten Rodhakan erschienen.«
    »Und was soll das mit Ragnar oder den anderen Tuavinn mit Menschenblut zu tun haben?«
    Erneut zögerte er, und als er sprach, kamen seine Worte gepresst aus seinem Mund. »Ich denke, die Rodhakan sind in Wirklichkeit Mischlinge aus Mensch und Tuavinn, die ihren Anam Cara verloren und diesen Verlust nicht verwunden haben.«
    »Wie bitte?«, fragte Lena entsetzt. »Wie kommst du denn darauf?« Sie spürte, wie es ihr kalt um die Nase wurde, ahnte sie doch, was Arihans Worte bedeuteten.
    »Ich habe viele Tuavinn-Mischlinge gekannt, denen ihr Seelenpartner genommen wurde. Und eines war ihnen gemein: Sie waren nicht mehr sie selbst! Bald schon wandten sie sich von allem ab, was uns Tuavinn ausmacht. Auch wenn man ihnen helfen wollte, ihnen versicherte, sie würden ihren Anam Cara eines Tages wieder treffen – die meisten von ihnen ließen sich von ihrer Verzweiflung übermannen. Ein grenzenloser Hass überkam sie, eine Wut auf jene, die ihnen die zweite Hälfte ihres Selbst genommen hatten. Sie stürzten sich in waghalsige Kämpfe, bei denen sie starben, was die Geister Elvancors sehr erzürnte, denn sie hassen es, wenn Leben verschwendet wird. Manche verschwanden auch einfach und wurden nicht mehr gesehen.« Arihan fuhr sich über die Augen. »Manche von uns wollten gar verfügen, dass sich Mensch und Tuavinn nicht mehr körperlich vereinen dürfen, um zu verhindern, dass Ähnliches geschieht.«
    »Aber daran hat sich niemand gehalten, nicht wahr?«
    »Richtig. Wie gesagt, auch ich gehörte zu denen, die verlangten, dass das Blut der Tuavinn rein bleibt. Immerhin bestand die Gefahr, dass unser Volk sich dadurch nach und nach selbst vernichtet.«
    Seine Offenheit verwunderte Lena, aber Arihan fuhr bereits fort: »Inzwischen bin ich jedoch der Überzeugung, dass alles einem höheren Zweck dient, der für uns nicht immer erkenntlich ist. Elvancor wandelt sich, so wie sich auch deine Welt stets gewandelt hat. Früher gab es keine Menschen hier, doch nun sind sie ein Teil unseres Landes. Sie gehören ebenso hierher wie Bergkatzen und Drachen.«
    »Das ist ja schön, aber ich verstehe nicht …«
    »Warte, Lena.« Arihan hob die Hand. »Bei vielen Mischlingen stellte ich eine Veränderung fest. Im Gegensatz zu reinblütigen Tuavinn wirkten sie verletzlicher und angreifbarer ohne ihren Seelenfreund. Uns Tuavinn umgibt eine für die meisten unsichtbare Hülle aus Energie. Bei den Menschen ist diese weniger stark ausgeprägt, bei Tuavinn mächtig und beinahe undurchdringlich.«
    »Meine Oma nennt es Aura«, flüsterte Lena.
    »Deine scheint im Übrigen ungewöhnlich stark zu sein.«
    »Das hat sie ebenfalls gesagt.«
    »Dann ist sie eine kluge Frau. Sag, schlummert in euren Adern das Blut der Tuavinn?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste«, lachte Lena.
    »In jedem Fall verblasste die Hülle, diese Aura, bei jenen Tuavinn-Mischlingen, von denen ich sprach. Irgendwann hatte ich beinahe den Eindruck, sie würden sich manchmal regelrecht auflösen, nicht mehr greifbar sein. Lange war ich mir nicht sicher, was mit ihnen vorging. Bis zu jenem Tag, als ich einem solchen Tuavinn gegenüberstand.«
    »Und was war mit ihm?«
    »Du musst wissen, ich kannte Tion, den

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