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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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gar nicht, wie sie beginnen sollte, sprach von Ragnar, wie sie zur Esperhöhle gegangen war, den Geistern und Rodhakan und wie Maredd sie gerettet hatte.
    Während ihrer Erzählung richtete sich Oma Gisela plötzlich kerzengerade auf, ihre Augen weiteten sich, und bevor Lena dazu kam, ihr zu berichten, dass Ragnar in Elvancor weiterlebte, hob ihre Oma eine Hand. »Du hast einen von ihnen getroffen«, stieß sie hervor.
    »Wen habe ich getroffen?«
    »Einen der alten Lehrmeister!« Aufgeregt sprang Oma Gisela auf. »Lena, ich lasse dich nicht einliefern. Aber sei so gut und warte mit deinen weiteren Erzählungen, bis Walter und Carsten hier sind.«
    »Walter?«, fragte Lena gedehnt. »Du kannst doch nicht im Ernst den General …«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung unterbrach Oma Gisela sie. »Der General ist nicht der, für den du ihn hältst, genauso wenig wie Carsten oder ich. Aber später mehr dazu. Lena, warte kurz, ich hole die beiden.« Schon war Oma Gisela aus dem Raum gerauscht, ihr langer Batikrock wehte hinter ihr her.
    »Na schön, und ich dachte, ich hätte phänomenale Neuigkeiten«, sagte Lena zu sich selbst. Sie rieb sich die Schläfen, einen Moment lang überlegte sie sogar, sich heimlich davonzustehlen, doch da öffnete sich die Tür, und Carsten und der General standen im Raum. Beinahe hätte Lena laut gelacht, als sie sah, wie verdutzt und nahezu ehrfürchtig die beiden sie anstarrten. Noch einmal musste sie alles berichten. Niemand unterbrach sie, niemand fragte nach. Sie hörten nur zu, wechselten Blicke, und lediglich als Lena erzählte, dass sie Ragnar wiedergetroffen hatte, beugte sich ihre Oma zu ihr und streichelte über ihre Wange. »Das ist wunderbar, Lena, und ich bin sehr froh für dich!«
    »Also ihr haltet mich nicht für einen völlig durchgeknallten Teenager, der aus Frust, dass sein bester Freund gestorben ist, irgendwelche Drogen genommen hat und jetzt unter Wahnvorstellungen leidet?«
    »Wäre dir das lieber?«, erkundigte sich Onkel Carsten mit einem angedeuteten Grinsen.
    »Im Augenblick weiß ich das, ehrlich gesagt, nicht«, stöhnte Lena. »Zumindest hätte ich mit mehr Zweifeln gerechnet.«
    »Nun gut«, meinte der General bestimmt. »Lasst uns die Karten auf den Tisch legen.« Er ging zu einem der dunklen Holzschränke, holte eine Flasche heraus und goss jedem zwei Fingerbreit von der Flüssigkeit in ein Glas, dann setzte er sich wieder.
    Lena trank davon und hustete dann. »Puh, was ist das denn?«
    »Ein Kräuterschnaps, altes Familienrezept.«
    »Ich glaube, das können wir im Augenblick gut gebrauchen«, scherzte Carsten.
    »Nun, Lena«, Walter Krause legte einen Finger an seine Nase und blickte ernst in die Runde. »Wir alle«, er deutete auf Oma Gisela, Carsten und sich selbst, »gehören einer uralten und geheimen Gemeinschaft an.«
    »Ach was?« Lena sah ihre Oma an, dann ihren Onkel und den General und schließlich wieder ihre Oma. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, daher nippte sie erneut von dem Kräutertrunk und spürte, wie das Destillat sich seinen Weg zu ihrem Magen bahnte, wo es ein beruhigendes Gefühl verbreitete.
    »Bei unseren Vorfahren, den Kelten, oder besser gesagt, jenen Völkergruppen, die von Südeuropa bis in den hohen Norden Schottlands unsere Welt besiedelten und später als Kelten bekannt wurden, gab es weise Männer und Frauen.«
    »Die Druiden«, ergänzte Lena.
    »Ja, so nennt man sie heute«, stimmte Walter Krause zu.
    »Es gibt alte, sehr geheime Legenden und Mythen, dass sie in früheren Zeiten Hilfe und Führung von machtvollen Wesen erhielten. Sie lehrten sie, im Einklang mit der Natur zu leben, sich weiterzuentwickeln, ja sogar, Dinge zu erlernen, die man als Magie bezeichnen kann.«
    »Die Tuavinn«, hauchte Lena.
    Der alte Mann neigte seinen Kopf. »Nur noch wenige wissen um diese fremdartigen Wesen, denn wie dir sicher bekannt ist, endete ein paar Jahrhunderte nach Christus das Zeitalter der Kelten. Sie wurden besiegt, vertrieben, ob nun von Römern, Germanen oder Griechen. Ihre Kultur ging beinahe unter, auf den britischen Inseln gibt es noch viele stumme Zeugnisse dieser alten Zeit, doch die Überlebenden verstreuten sich in alle Winde und …«
    »Ein Teil ging nach Elvancor.« Lena sah den Mann an, den sie immer für einen nüchternen, wenn auch etwas schrulligen Bürger gehalten hatte. Dass sie nun in diesem Kreis über Druiden und Tuavinn sprach, wollte noch immer nicht so recht in ihren Kopf. »Sind Sie ein

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