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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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ehrfürchtigen Gesichtern über das Schmuckstück gebeugt, und Oma Giselas Finger fuhren ganz behutsam die verschlungenen Linien ab.
    »Wen denn?« Sie klang richtig geistesabwesend.
    »Einen Tuavinn-Krieger.«
    Wie vom Blitz getroffen ruckten die Köpfe von Walter Krause, Carsten und Oma Gisela gleichzeitig in die Höhe, und Lena hätte nicht zu sagen vermocht, wessen Mund weiter offen stand.
    »Ich bin gleich wieder hier.« Sie eilte aus dem Raum, und noch bevor die Tür ins Schloss fiel, hörte sie hinter sich aufgeregtes Getuschel.
    Draußen im Garten war alles stockdunkel. »Etron?«, rief sie verhalten.
    Sekunden später löste sich seine Gestalt aus den schemenhaften Umrissen der Büsche.
    »Möchtest du mit hineinkommen? Meine Oma und zwei weitere Männer, von denen ich niemals gedacht hätte, dass sie über Kraftpunkte und die Magie der Kelten Bescheid wissen, sind dort und würden dich gerne kennenlernen.«
    Der große Krieger verneigte sich leicht. »Es wäre mir eine Ehre, und auch wenn ich Behausungen wie diese meide, so werde ich deinem Wunsch doch nachkommen.«
    »Sie können auch in den Garten kommen«, überlegte Lena. »Ist nur ein bisschen kalt.«
    »Nein, ich begleite dich. Zudem liegt diese Behausung auf einer machtvollen Kraftlinie. Kein Rodhakan kann sich unerkannt nähern.«
    »Ach wirklich?«, staunte Lena.
    »In der Tat. Dieses Haus ist ebenso geschützt wie jenes, in dem du vor Kurzem deine Großmutter gesucht hast.«
    »Deshalb haben mich die Rodhakan damals also dort in Ruhe gelassen!« Endlich ergaben so viele Dinge einen Sinn. Als Luvett und Everon sie verfolgt hatten, hatte sie sich im Haus ihrer Großmutter sicher gefühlt, auch wenn sie das rational nicht hatte erklären können. Vielleicht war das ja ihre instinktive Gabe gewesen, von der Oma Gisela vorhin gesprochen hatte.
    Lena ging Etron voran, öffnete ihm die Haustür. Mit wachsamen Augen trat er ein, wobei sich der hochgewachsene Krieger unter dem Türrahmen ducken musste. Etron schaute sich aufmerksam, aber auch voller spürbarer Anspannung um. Lena führte ihn in Richtung von Herrn Krauses Wohnzimmer und öffnete die Tür. Schweigen erwartete sie, Köpfe wurden neugierig emporgereckt.
    »Darf ich vorstellen: Etron von den Tuavinn.«
    Auf eine äußerst beeindruckende Art und Weise füllte der Krieger den Raum aus. Natürlich hielt er den Bogen in der Hand, der mit Pfeilen gefüllte Köcher war auf seinen Rücken geschnallt. Drei staunende Augenpaare starrten ihn an. Es war so still in dem Raum, dass man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können.
    Der Tuavinn verbeugte sich, stellte sich neben Lena und wartete ab.
    »Jetzt seid ihr sprachlos«, kicherte sie. »Also, Etron, das hier ist meine Oma Gisela, von der ich dir erzählt habe. Der ältere Herr ist Walter Krause, ein Bewahrer des keltischen Druidentums, und der etwas jüngere Mann, dem auf äußerst unvorteilhafte Weise der Unterkiefer heruntergeklappt ist, ist mein Onkel Carsten.«
    Nun schloss Carsten den Mund wieder. »Freche Göre«, knurrte er und verneigte sich. Etron ließ er dabei nicht aus dem Blick.
    »Bewahrer und Hüter der Kraftorte sind meinem Volk bekannt«, sagte Etron mit dunkler, ruhiger Stimme. »Meine Vorfahren haben euch in alten Tagen geführt und unterrichtet.«
    Walter Krause nickte gebannt, der sonst so gefasste und disziplinierte General wirkte etwas durcheinander. Schließlich räusperte er sich jedoch. »Sie sind … ich meine, Ihr seid …«
    »Sagen Sie einfach du, Herr Krause, alles andere verwirrt die Tuavinn«, unterbrach Lena ihn.
    Der General hob eine Augenbraue. »Nun gut, du bist nicht der erste Tuavinn, dem ich begegne.«
    »Nicht?«, riefen Lena und ihre Großmutter wie aus einem Mund.
    »Nein, im Sommer diesen Jahres kam ein schwer verletzter Mann zu mir, der dir sehr ähnelte. Ich bin mit den alten Legenden meiner Vorväter vertraut, in denen die Tuavinn-Krieger beschrieben wurden. Leider lebte jener Krieger nicht lange genug, um mir seinen Namen zu verraten. Er bat mich nur, einen Jungen zu schützen, der in einer Hütte am Wald lebt. Weshalb, war mir nicht klar.«
    »Ragnar«, flüsterte Lena, und Etron nickte ihr bedächtig zu.
    »Dann handelte es sich um Gavin. Lucas schickte ihn hierher, um seinen Sohn zu suchen und ihn zu beschützen. Ich danke dir vielmals, Walter Krause, dass du den Unseren vor den Rodhakan geschützt hast. Sag, was hast du mit Gavins Körper getan?«
    »Walter genügt«, versicherte der General,

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