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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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in tiefer Dunkelheit liegend. »Wir … gleich … sind wir da«, japste Lena.
    Etron beäugte argwöhnisch die Häuser, berührte mit seinen Fingerspitzen Autos und Motorräder, während sie weitergingen. Vor Katrins Elternhaus hielten sie an, und Etron öffnete neugierig eine Mülltonne und rümpfte die Nase, was Lena zum Lachen brachte.
    »Welch seltsame Dinge bewahrt ihr in diesen Truhen auf?«
    »Das wird weggeworfen, verbrannt«, kicherte Lena. Dann sah sie zu den erleuchteten Fenstern des Hauses und scheute sich auf einmal zu klingeln. »Etron, kannst du warten? Ich muss erst mit meiner Oma reden.«
    »Selbstverständlich. Ich ziehe mich zwischen die Bäume zurück.« Mit einem Sprung setzte er über den Gartenzaun und verschwand hinter den Hecken.
    Lena nahm all ihren Mut zusammen, klingelte an der Haustür und überlegte, wie sie am besten beginnen sollte. Der General öffnete. Hoch aufgerichtet, die Schultern gestrafft und wie stets das kurze graue Haar und den Schnurrbart akkurat frisiert. Nun betrachtete er sie verwundert und sagte dann: »Katrin ist nicht hier!«
    »Ich weiß, Herr Krause, aber ich muss ganz dringend mit meiner Oma sprechen.«
    »Nun gut. In dieser Angelegenheit kann ich dir weiterhelfen.« Er machte eine einladende Handbewegung, und Lena trat ein. Walter Krause marschierte energischen Schrittes durch den Flur, Lena folgte ihm. Wie sie wusste, bewohnte er zwei Zimmer im Erdgeschoss, und aus seiner »Kaserne«, wie Katrin so schön zu sagen pflegte, drang Lichtschein. Er öffnete die Tür, und Lena blieb wie vom Donner gerührt stehen. Lediglich Kerzenschein und das flackernde Feuer eines Holzofens erhellten mit ihrem spärlichen Licht den Raum. Was sie allerdings noch mehr in Erstaunen versetzte, war, dass sie nicht nur ihre Oma, sondern auch einen Mann um die vierzig mit kurz geschnittenem braunen Haar vorfand. Beide waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, dennoch flüsterten sie nur. Als Lena das Zimmer betrat, kehrte augenblicklich Schweigen ein, ihre Oma starrte sie mit offenem Mund an, das Gesicht des Mannes drückte Verwunderung aus.
    »Carsten, was machst du denn hier?«
    Ihr Onkel erhob sich, dann zeichnete sich das für ihn so typische spitzbübische Lächeln um seinen Mund ab. Die vereinzelten Sommersprossen auf seiner Nase unterstrichen diesen Gesichtsausdruck noch. »Das ist eine lange Geschichte.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie. »Hey, Kleine, ich habe gehört, was passiert ist. Es tut mir wirklich leid für dich.«
    »Ist schon gut. Aber was in aller Welt macht ihr hier, beim …« Sie räusperte sich, doch Walter Krause kam ihr zuvor. Zu ihrer Überraschung lächelte er, sein strenger Ausdruck war verschwunden.
    »Du kannst gerne General sagen. Dieser Spitzname ist mir bekannt und belustigt mich eher, als dass er mich stört.« Verwirrt blickte Lena vom einen zum anderen. Oma Gisela wirkte so unsicher und beinahe schon verlegen, wie Lena sie noch nie zuvor gesehen hatte. Walter Krause ging wieder zur Tür. »Ich lasse euch allein, sicher habt ihr Wichtiges zu besprechen.«
    »Also, was ist hier los?«, wollte Lena wissen.
    Carsten und ihre Oma wechselten einen Blick.
    »Lena, das ist nicht so einfach, und es ist besser, du vergisst, dass ich hier war.« Damit erhob er sich. »Du wolltest deiner Oma doch etwas Wichtiges erzählen.«

Kapitel 29
    Wächter und Hüter
    M aredd vernahm aufgeregtes Gemurmel aus allen Richtungen. Etwas über hundert Tuavinn aus allen Teilen des Landes, Vertreter der jeweiligen Schwellenhüter, hatten sich in der großen Höhle mit Amelias Gemälden versammelt, um Arihan zu lauschen. Arihan, dem Ausgestoßenen. Besonders Targon machte ein abweisendes Gesicht, hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Doch es war ohnehin nicht Targons Art, leicht zu verzeihen oder jemandem sein Vertrauen zu schenken. Auch Maredd hatte niemals gewusst, was er von Arihan halten sollte, hatte dieser doch zahlreiche Regeln der Tuavinn gebrochen. Dazu kam, dass Maredd schon bei Amelias erstem Besuch geahnt hatte, dass Arihan ein gewisses Interesse an Amelia hegte. Offen hatte der ältere Tuavinn dies nicht zugegeben, doch war stets ein unterschwelliges Knistern zwischen den beiden zu spüren gewesen. Amelia hatte ihm niemals Grund gegeben, an ihrer Treue zu zweifeln, vielleicht empfand sie auch nur eine freundschaftliche Zuneigung zu Arihan. Aber leider war Maredd, auch wenn es anders hätte sein sollen, nicht über derartige Eifersucht erhaben. Darüber

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