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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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eine Grimasse. »Was meint ihr, wie oft ich mir in letzter Zeit schon ein normales Leben zurückgewünscht habe?«
    Ihre Oma stand auf, setzte sich auf die Lehne von Lenas Sessel und streichelte ihr über die Haare. »Und genau dieses normale Leben wollte ich auch dir lassen. Als du noch sehr klein warst, hatte ich den Eindruck, du könntest die Kraftorte erspüren. Du hast mich oft begleitet und manchmal erzählt, du würdest Männer und Frauen in hübschen langen Gewändern dort tanzen sehen. Ich dachte, du hättest die Gabe, die Geister zu beobachten, aber als du älter wurdest, hast du nie wieder etwas erwähnt.«
    Lena riss ihre Augen auf. »Daran kann ich mich gar nicht erinnern!«
    »Du warst zwei oder drei Jahre alt.« Oma Gisela lächelte verträumt, offenbar war sie gedanklich in die Vergangenheit abgetaucht, aber schließlich seufzte sie tief. »Ganz sicher haben dir deine Eltern und auch Ramona zu oft eingetrichtert, du sollst dir keine Geschichten ausdenken. Mag sein, dass du deine Gabe unbewusst blockiert hast.«
    »Jetzt kann ich die Geister wieder sehen«, sagte Lena leise und starrte in die Flammen.
    »Ach wirklich?« Oma Gisela klang erfreut. »Carsten kann das ebenfalls. Ich hingegen muss mir noch immer mühsam und in vielen Seminaren und Übungen aneignen, Wesen anderer Sphären überhaupt wahrzunehmen.«
    »Die Hexenwochen?«, grinste Lena. Oma Gisela lachte.
    »Auch die. Außerdem gibt es kleine Gruppen von Interessierten, die sich zusammenschließen und gemeinsam üben.« Sie lächelte ihrem jüngsten Sohn zu. »Carsten hat es weit gebracht, er ist der Leiter eine Gruppe in Spanien, und manchmal kommt er hierher.«
    »Das ist krass, das ist richtig krass!«, rief Lena aus. »Ich habe jahrelang neben euch hergelebt und nichts gemerkt!«
    »Wir halten es für besser, die, die nicht offen ihre Gabe oder ihr Interesse an dem alten Wissen zeigen, ihr normales Leben weiterführen zu lassen«, erklärte Carsten.
    »Und auch wir, die Bewahrer des Druidentums«, warf Walter Krause ein, »greifen nur dann ein, wenn besondere Vorfälle eintreten – so wie in letzter Zeit hier. Ich habe eine massive Schwächung der Kraftorte wahrgenommen, ein regelrechtes Verblassen der Kraftlinien, die alles verbinden. Deine Großmutter hat versucht, die magischen Orte mithilfe von Ritualen zu stärken, wofür ich ihr sehr dankbar bin.« Er nickte Gisela anerkennend zu.
    »Dann haltet ihr also schon seit Jahren solche geheimen Treffen ab?« Nach wie vor war Lena vollkommen verblüfft. Die Tatsache, hier im Kreis solcher Bewahrer, die zudem teils noch mit ihr verwandt waren, zu sitzen, versetzte sie noch mehr in Erstaunen, als Elvancor dies getan hatte.
    »Nein, Lena, ich wusste nicht einmal, dass es Bewahrer wie Walter überhaupt gibt«, widersprach ihre Oma.
    »Und ich erst seit relativ kurzer Zeit«, ergänzte Carsten. »Ich wurde hierherberufen, weil Walter sich mit den anderen Bewahrern in Verbindung setzte, und so kam ich her, in meine alte Heimat. An den Neideckgrotten, wo sich ein Kraftpunkt befindet, haben wir ein Räucherritual durchgeführt und die Mächte der Natur gebeten …«
    »Dann wart ihr das damals!«, rief Lena dazwischen, woraufhin sich die beiden Männer ansahen. »Ich war in der Grotte auf der Suche nach einem Teil des Amuletts, da habe ich Stimmen gehört. Als ich ins Freie kam, dachte ich, dass mir einer der Männer bekannt vorkam. Das warst du, Carsten!«
    »Ja, ich war im Sommer schon einmal hier. Bewahrer in Skandinavien und teilweise auch in den südlichen Ländern haben schon vor längerer Zeit die Schwächung der Kraftorte, von der Walter soeben sprach, festgestellt. Schon damals wurde ich von unserem Bewahrer in Spanien hierhergeschickt, um den Kraftpunkt bei den Grotten zu prüfen, der mit unserem in Spanien verbunden ist.«
    »Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht einmal klar, dass Carsten und Gisela verwandt sind«, fügte Walter Krause hinzu.
    »Diese Schwächung«, überlegte Lena laut, »das waren die Rodhakan.«
    »Diese Schattenkreaturen, von denen du vorhin gesprochen hast?«, fragte Oma Gisela, und ihr Gesicht nahm einen ausgesprochen gespannten Ausdruck an. »Sag, können wir dieses magische Amulett einmal sehen?«
    »Natürlich.« Lena zog es sich über den Kopf, reichte es ihrer Großmutter und grinste dann. »Aber bevor wir weitersprechen, möchte ich noch jemanden holen, gegen den selbst dieses Amulett zu einer nebensächlichen Kleinigkeit wird.« Die drei saßen mit

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