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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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es bei dir der Fall ist.«
    Kevin schnappte nach Luft, Panik stand in seinem Blick, aber Lena packte seine Haare noch fester. »Ich habe keine Angst vor dir, und ich will dich nie mehr in meiner Nähe sehen. Hast du das ein für alle Mal kapiert?«
    Er stöhnte leise, nickte hektisch, und als Lena ihn losließ, richtete er sich mühsam auf, glotzte sie nur mit offenem Mund an.
    »Verschwinde, Kevin!«
    Es war ganz deutlich, dass Kevin die Welt nicht mehr verstand. Er betrachtete Lena, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, dann humpelte er davon, immer wieder Blicke über die Schulter werfend.
    »Verdammt, hat das gutgetan«, sagte Lena zu sich selbst, wollte den Dolch schon einstecken, aber da blieb Kevin auf einmal stehen.
    »Hat dieser Idiot noch immer nicht begriffen …«, schimpfte sie, erkannte jedoch, was ihn hatte innehalten lassen.
    Ein Schatten löste sich aus dem Gebüsch, wurde dichter und manifestierte sich vor Kevin zu einem Fuchs. Kevin erstarrte und schaute dümmlich zu Lena zurück.
    Nun registrierte sie auch dieses ungute Gefühl in ihrem Inneren. Sie umfasste den Dolch fester, war mit wenigen Schritten bei Kevin.
    »Ich … was … was ist das?«, stammelte dieser.
    »Du hast es nicht verdient, Kevin, aber bleib einfach hinter mir und versuch, deine Angst nicht zu zeigen«, zischte sie.
    Lena wusste selbst nicht, was mit ihr los war, aber sie spürte plötzlich eine Kraft in sich, die früher nicht da gewesen war. Dieser Schattenfuchs war Furcht einflößend, größer als ein Fuchs sein sollte. Boshafte Intelligenz blitzte in den dunklen Augen, die sich auf sie gerichtet hatten. Dennoch spürte Lena – anders als bei ihren letzten Begegnungen mit ihm –, dass dieses Wesen nicht sehr mächtig war. Es hob drohend die Lefzen, duckte sich jedoch und schlich knurrend rückwärts, als Lena den Dolch vor sich hielt und auf ihn zuging.
    »Du weißt, diese Waffe kann dir schaden, Luvett«, sagte sie mit fester Stimme. Sie dachte an Ragnar, den der Schattenfuchs angegriffen hatte, an ihre Eltern, ihre Oma, denen Gefahr drohte. Etwas in ihr geriet in Bewegung, wie Wellen von Energie, die von innen nach außen wogten.
    »Du … sprichst mit einem … Fuchs«, jammerte Kevin.
    »Halt die Klappe!«
    Sie hörte, wie er lautstark schluckte, achtete jedoch nicht auf ihn und drängte den Fuchs weiter in den Wald zurück. Kurz überlegte sie, den Dolch zu werfen, doch wenn sie ihr Ziel verfehlte, würde sie schutzlos sein.
    Da nahm sie eine flüchtige Bewegung von rechts wahr, ein kurzes Aufblitzen, dann ein Zischen. Luvett jaulte, fiel zu Boden und löste sich mit einem entsetzlich hohen Schrei in Luft auf.
    »Etron!«, rief Lena erleichtert.
    Undeutlich im Abendlicht erkennbar, groß, beeindruckend und mit seinem Bogen in der Hand trat der Tuavinn aus dem Schutz des Unterholzes und verbeugte sich leicht.
    Beinahe hätte Lena laut gelacht, als sie Kevins Gesicht sah. Er war so bleich, dass sie schon befürchtete, er würde gleich in Ohnmacht fallen. Nun deutete er auf Etron, dann auf die Stelle, wo der Fuchs gestanden hatte, ein krächzendes Geräusch entstieg seiner Kehle, und jäh drehte er sich um und rannte davon – schneller, als er vermutlich je gelaufen war.
    Wenige Augenblicke später war Etron bei ihr, legte den Arm um ihre Schulter und blickte Kevin nach.
    »Ich hatte euch beobachtet, erkannte jedoch, dass du allein mit dieser unangenehmen Kreatur fertigwirst.«
    »Ja, und das macht mich unglaublich stolz«, lachte sie. »Nur bei dem Fuchs war ich mir nicht ganz sicher.«
    »Aber du hast ihm Widerstand geleistet«, sagte er beeindruckt. »Nur wenigen Menschen gelingt das. Das ist eine große Leistung, Lena.«
    »Ist Everon auch in der Nähe?«
    Etron reichte ihr ihren Bogen und den Köcher. Es fühlte sich gut und beruhigend an, ihn in den Händen zu halten.
    »Nein, aber nun gibt es schon einen Rodhakan weniger in deiner Welt. Luvett witterte in dir leichte Beute. Bei Ilragar und Wenlann ist das anders. Sie sind tödliche Jäger, und die Rodhakan werden alles tun, um eine Auseinandersetzung mit ihnen zu vermeiden.«
    »Etron, ich weiß, wo meine Oma ist.«
    »Dann lass uns schnell zu ihr gehen!«
    Viele Male war Lena diesen Weg mit Ragnar gelaufen oder geritten, und jetzt rannte sie, so schnell sie konnte. Etron war wachsam, und sie war froh um Graha, der hin und wieder an ihnen vorbeiflog und zusätzlich alles im Auge behielt. Unbehelligt erreichten sie das Örtchen Burggaillenreuth, verschlafen und

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