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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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ärgerte er sich selbst am meisten, denn er blickte auf ein langes Dasein in Elvancor zurück, hatte viel gesehen und erlebt. So zwang sich Maredd zu berücksichtigen, dass Arihan Lena, Aravyn und Ragnar zu Hilfe geeilt war. Außerdem konnten sie es sich nicht erlauben, auch nur auf einen einzigen Tuavinn zu verzichten, ebenso wenig wie auf die Bergleute, die Arihan mithilfe von Berggeistern aus dem östlichen Bergdorf hierhergebracht hatte. Zu groß war die Gefahr, die ihnen durch die anrückende Fürstenarmee und die Rodhakan drohte. Ureat aus Talad, Neas, der kräftige Bergmann mit seinen Brüdern und Schwestern, und auch die energische Romba waren Verbündete, die sie dringend benötigten.
    »Ich sage, wir brauchen keinen Verräter in unseren Reihen«, erhob Targon das Wort.
    »Onkel!«, empörte sich seine Nichte, doch er schob sie ungeduldig zur Seite, als sie sich vor ihm aufbaute.
    Viele Tuavinn nickten mit den Köpfen, denn Targons Meinung hatte Gewicht unter ihnen. Arihan hingegen schwieg, betrachtete sie alle aus unergründlichen Augen, die eine gewisse Trauer in sich trugen.
    »Arihan hat seine Schuld eingesehen«, rief Maredd dazwischen, »was er als junger Tuavinn getan hat, war falsch und unbedacht. Doch nun lebt er schon seit vielen Generationen beim Bergvolk des Ostens, hat es geleitet und geführt.«
    »Richtig!« Nur schwer konnte sich Maredd ein Schmunzeln verkneifen, als die kleine, verhutzelte Irba vortrat. Sie hatte zwischen den anderen Bergleuten gestanden, die sich im Angesicht der vielen Tuavinn beinahe schon ängstlich an die Höhlenwand drängten.
    »Jeder macht Fehler, doch nicht alle sind bereit, sie auch einzugestehen und daraus zu lernen.« Ihr knochiger Finger deutete furchtlos in Targons Richtung. »Nicht einmal alle Tuavinn.«
    »Irba«, rief Arihan dazwischen, »es ehrt dich, dass du …«
    »Arihan hat einigen von uns geholfen«, unterbrach Maredd, »und das Bergvolk des Westens ist auf die Hilfe ihrer Brüder und Schwestern aus dem Osten angewiesen. Lasst uns zunächst die Bedrohung durch den Bund der Rodhakan und der Fürsten abwehren. Über Arihans lange vergangene Taten können wir später urteilen.« Maredd zuckte mit den Achseln. »Zumindest diejenigen von uns, die dann noch leben. Wärst du damit einverstanden, dass über deine Rückkehr in den Verbund der Tuavinn erst nach diesem Krieg entschieden wird?«
    »So soll es sein«, stimmte Arihan zu, »vielleicht kann ich euch bis dahin von meiner Loyalität überzeugen.«
    »Gut, wer dafür ist, dass Arihan mit uns kämpft, der hebe die Hand.«
    Viele tauschten unsichere Blicke, Targon hielt seine Arme weiterhin krampfhaft verschränkt, doch nach und nach reckten die meisten die Hände hoch. Arihans Erleichterung war deutlich zu erkennen, und er lächelte Irba zu. Nachdem die Entscheidung getroffen war, verteilten sich die Tuavinn rasch wieder, einige, um in den Bergen nach Rodhakan Ausschau zu halten, andere, um den Bergdörfern weiter unten im Tal zu helfen.
    »Maredd, ich danke dir für deine Fürsprache.«
    »Die hast du nur der Tatsache zu verdanken, dass du einige derer gerettet hast, die mir am Herzen liegen«, stellte Maredd kühl klar. Arihan hatte dem Ansehen seines Volkes sehr geschadet, außerdem wusste er nicht, ob er diesem alten, seit Generationen ausgestoßenen Mann wirklich trauen sollte.
    »Achtung und Vertrauen werde ich mir wieder verdienen müssen«, gab Arihan zu. »Maredd, ich muss mit dir wegen Ragnar sprechen!«
    »Leute, ich verstehe das alles nicht.« Lena fuhr sich über das Gesicht. Sie war hier, um eine unglaubliche Geschichte loszuwerden, und traf auf Oma Gisela, ihren Onkel und den General, die ein äußerst seltsames Treffen abhielten und mehr als geheimnisvoll taten.
    Tröstend drückte Carsten ihre Schulter. »Man muss nicht alles verstehen. Erzähl Oma, was dir auf dem Herzen liegt. Ich leiste dem General«, er zwinkerte ihr zu, »in der Küche Gesellschaft.«
    So sehr sie die Geheimniskrämerei wunderte, jetzt ging es um wichtigere Dinge. Lena atmete tief durch, ließ sich in einen der Sessel sinken und sah ihre Großmutter an.
    »Oma, bitte versprich mir, mich nicht einliefern zu lassen, wenn ich dir jetzt eine total abgefahrene Geschichte erzähle.«
    »Lena, du weißt, ich bin sehr tolerant!« Gisela faltete ihre Hände über dem Tisch zusammen und wirkte inzwischen deutlich gefasster.
    »Ich befürchte, diese Toleranz wird heute auf eine harte Probe gestellt.«
    Zunächst wusste Lena

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