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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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hier nicht unangenehm auf, selbst wenn sie außer dem Amulett keinen Schmuck trug. Aber dieses war bis auf die schmale Silberkette in ihrem Ausschnitt versteckt – und dort sollte es auch bleiben.
    »Das Herrscherhaus der Fürsten«, erklärte Kian. Er deutete auf das große Gebäude mit einer breiten, mit steinernen Ranken verzierten Balustrade. Dort führten gerade zwei Männer ihre Fertigkeiten mit dem Schwert vor. Das Herrscherhaus selbst bestand aus zwei runden Türmen, dazwischen ein zweistöckiges Gebäude. Auch hier war alles mit kunstvollen Reliefs geschmückt. Um den rechten Turm rankte sich gar ein kompletter steinerner Drache.
    Die Schwertkämpfer wurden von Tänzern und schließlich von drei Dudelsackspielern abgelöst, deren Instrumente jedwede Unterhaltung übertönten. Klagend hallten die Töne über das Land, verursachten Lena eine Gänsehaut, zumal es jetzt auch dunkelte und überall Fackeln entzündet wurden, was die besondere Stimmung noch unterstrich. Aus dem silbernen Turm in der Mitte des Platzes schoss plötzlich eine Feuerfontäne, die Dudelsäcke verstummten, und rundherum wurde es ganz leise.
    Nur Momente später wusste Lena, weshalb. Geleitet von einem Fackelzug traten drei Männer und zwei Frauen auf die Balustrade. Lena war sich sicher, es handelte sich um die Fürsten, deren Alter sie unmöglich schätzen konnte. Jung waren sie nicht mehr, sahen jedoch keinesfalls so alt aus, wie sie hätten sein müssen. Unbewegt, beinahe wie in Stein gemeißelt, muteten ihre Gesichter an. Der dunkelhaarige Fürst strich sich über seinen langen Schnurrbart. Anders als bei dem Hellhaarigen, der einen gestutzten Vollbart trug, reichte er bis auf die Brust. Arm- und Halsreifen wurden zur Schau gestellt, und den Gewändern sah man selbst auf die Entfernung an, dass sie aus edlem Stoff gefertigt waren. Brustpanzer aus Metall mit prächtigen Verzierungen vervollständigten die beeindruckende Erscheinung der Männer.
    »Bewohner Elvancors«, ließ der Fürst mit dem Vollbart seine Stimme über den Platz schallen, »es ist uns eine Freude und Ehre, dass ihr zu diesem Triadenfest den weiten Weg und die Gefahren auf euch genommen habt und nach Ceadd gereist seid.« Ein Windstoß wirbelte das graublonde Haar des Fürsten auf, und er warf es sich mit einer beiläufigen Geste zurück über die Schulter.
    Jubel ertönte, auch Kian riss seine Hände in die Höhe und klatschte. »Das ist Gobannitio, der Fürst von Ceadd«, schrie er ihr gegen den Tumult ins Ohr.
    »Uns allen, die hier in Elvancor, der Anderswelt, sind, wurde von den Göttern ein großartiges Geschenk gemacht.«
    Anderswelt? Lena blickte fragend zu Kian auf, aber der lauschte gebannt der Ansprache des Fürsten.
    Nun trat eine Frau vor, üppig gebaut mit flachsblondem, an den Seiten zu Grätenzöpfen geflochtenem Haar und einem recht freundlichen, runden Gesicht.
    »Wer ist das, Kian?«
    »Fürstin Tarenja von Ceadd.«
    »Lasst uns unseren Platz in Elvancor verteidigen. Gegen die Rodhakan, die Tuavinn und gegen alle, die zweifeln. Dies ist unsere Prüfung, die uns die Götter auferlegt haben.« Fürstin Tarenja neigte ihren Kopf in Richtung ihrer Begleiter, eine anmutige, doch wie es auf Lena wirkte, eingefleischte Geste. »Ich begrüße Fürstin Elgetia von Erborg.« Ihre mit Ringen und Armreifen herausgeputzte Hand deutete auf eine Frau von knochiger Gestalt, deren helles Haar zu einer pompösen Schnecke aufgetürmt war, und sie verbeugte sich. »Seid ebenso willkommen wie Fürst Nemetos von Crosgan!«
    Letzterer trat nach vorne an die Balustrade. Er war der größte der Anwesenden, muskulös und mit einer Haut, die Lena an einen Südländer ihrer Welt erinnerte. Ähnlich wie einige Wachen hatte er seine Haare nach hinten gekalkt. Für Lena stellte er die beeindruckendste Erscheinung unter den Fürsten dar. Sein Blick schweifte herrisch über das Volk, und sein energisches Kinn schob sich nach vorne, als er nun mit durchdringender Stimme sprach.
    »Bewohner Elvancors, viele von euch haben die beschwerliche Reise nach Ceadd auf sich genommen, um das Triadenfest zu feiern. Mut und Stärke waren eure Begleiter, und besonders meinen Untertanen aus Crosgan möchte ich meine Bewunderung aussprechen!«
    Hier und da wurden Fäuste und Schwerter in die Höhe gereckt, überwiegend von Männern, die mit ihren langen Schnurrbärten Fürst Nemetos sehr ähnelten. Ein Seitenblick auf Kian zeigte ihr, wie dieser die Augen verdrehte.
    »Nemetos – er und seine

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