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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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der Tuavinn, denn die essen oder trinken manchmal mehr, als sie eigentlich benötigen.«
    »Und die Tuavinn nicht?«, wunderte sich Lena.
    »Nein, sie wissen genau, wie viel gut für sie ist. Die Menschen in den Städten dagegen bauen Getreide an, züchten Tiere.« Bedauernd hob Amelia die Schultern. »Viele aus Maredds Volk sind sehr wütend darüber, dass sie die Erde aufreißen und Ackerbau betreiben.«
    »Na ja, wenn eigentlich alles hier wäre, was sie brauchten«, entgegnete Lena zögernd. »Dann wundert es mich nicht, dass die Tuavinn verärgert sind.«
    »So einfach ist das nicht. Lange haben sich die Menschen an die Lehren der Tuavinn gehalten. Besonders in Ceadd und Talad findet man noch Zeugnisse davon. Doch unter den Fürsten wie Nemetos und Gobannitio, die nicht weitergehen wollen, kamen diese Missverständnisse auf. Die Menschen haben sich zurückentwickelt, in ihren Städten verschanzt und leben so, wie sie es früher getan haben. Ich denke, sie tun das nicht mit böser Absicht.«
    »Vermutlich nicht«, stimmte Lena zu. Sie musste an Kian denken und fragte sich, ob er Talad bereits wieder erreicht hatte – und ob ihm auch nichts geschehen war.

Kapitel 10
    Auf neuen Pfaden
    W ahnsinn!« Staunend stand Lena in einer gewaltigen Höhle. Amelia hatte sie lange schlafen lassen, erst gegen Mittag geweckt, gemeinsam mit ihr gegessen und ihr anschließend das Areal gezeigt, das sich rund um das Lager erstreckte. Zwischen den Bäumen und Beerenbüschen standen fünfzehn Holzhütten auf dem Gelände verteilt, in der Nähe plätscherte ein Bach. Doch nun befanden sie sich in dieser faszinierenden Höhle. Das Deckengewölbe spannte sich einer Kuppel gleich an die zehn Meter über ihr. Doch weder die durchaus beeindruckenden Tropfsteine noch die glimmenden Kristalle, die man in Nischen und auf steinerne Tische gestellt hatte, begeisterten sie so sehr wie die Bilder. Hunderte Wandgemälde verzierten zu einem großen Teil die Höhle. Häufig waren Schlachten dargestellt, aber auch die Berge von Avarinn, riesige Seen, die Pferde der Tuavinn und ein Abbild von Ceadd waren auf den Fels gemalt worden. Als Lena näher heranging, erkannte sie sogar Ragnar, Maredd und einige andere Tuavinn.
    »Hast du die Bilder gemalt?«, fragte Lena atemlos.
    »Ja. Eine Tuavinn, die schon lange vor allen anderen hier gelebt hat, hat damit begonnen.« Amelia führte Lena zu einer Wand, wo – im Gegensatz zu Amelias Gemälden ausgesprochen stümperhaft – Szenen von Tuavinn aufgezeichnet waren, die Menschen durch die Berge führten oder sie zu den Nebeln der Ewigkeit geleiteten. »Ich habe diese Arbeit fortgeführt, als ich hierherkam.« Zärtlich strich Amelias Hand über ein noch nicht fertiggestelltes Bild von Morqua und Eryn. »Ich wollte das Leben derer darstellen, die momentan in Elvancor leben, um etwas für die nachkommenden Generationen zu erhalten.«
    »Du bist wirklich eine Meisterin.« Lena war begeistert, denn alles war so detailgenau und liebevoll dargestellt, selbst die Steinreliefs in Ceadds Mauern erkannte sie wieder.
    »Herzlichen Dank.« Sie bemerkte, wie Amelia leicht errötete, dann nahm sie einen Pinsel von einem Felssims, wo zahlreiche Tiegel mit Farben standen, kleine Hämmer und Spachteln. »Seitdem ich in Elvancor bin, sind meine Hände wieder ruhig, meine Augen schärfer.« Sie lachte leise auf. »Kein Wunder, denn nun bin ich ja auch wieder jung.«
    »Ich mochte deine Bilder schon früher, aber diese hier!« Lena vermochte kaum in Worte zu fassen, was sie empfand. »Es ist, als würde alles …«
    »Leben?«, ergänzte Amelia vorsichtig.
    »Genau! Ich habe beinahe den Eindruck, Morqua müsse jeden Augenblick aus der Wand herausspringen«, sagte Lena, während sie auf das Bild der Bergkatze deutete.
    Amelia drückte sie an sich. »Es freut mich, dass du das so empfindest. So wird die Erinnerung an jene bewahrt, die für Elvancor kämpfen.« Mit einem traurigen Lächeln ging sie zu dem Bild eines hochgewachsenen Tuavinn-Kriegers, der neben einem etwas kleineren Mann mit dunkleren Haaren stand. Einträchtig blickten sie über die Ebenen unterhalb der Berge von Avarinn. Lena trat näher heran, der eine Mann kam ihr bekannt vor, dann sah sie erschrocken zu Amelia. »Ist das Ragnars Vater?«
    »Ja, Lucas, unser Sohn«, bestätigte sie traurig.
    »Er sieht Ragnar ähnlich.«
    »Ja, das ist wahr.« Amelias Hand zitterte kaum merklich, als sie über das Gemälde fuhr.
    »Der andere, war das sein Anam

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