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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Cara?«
    »Gavin.« Betrübt schüttelte Amelia den Kopf. »Ragnar will einfach nicht akzeptieren, dass Lucas den Rodhakan zum Opfer gefallen ist. Vielleicht kannst du helfen, ihn zur Vernunft zu bringen. Dich hat er gern, er vertraut dir.«
    »Ich kann es versuchen«, versprach Lena zögernd. Dann lauschte sie Amelia eine Weile, die ihr erzählte, wie Lucas nach Gavins Tod beinahe den Verstand verloren hatte und schließlich in dieser selbstmörderischen Aktion mitten in eine Gruppe Rodhakan galoppiert war.
    »Weißt du, Lena, auch wenn Ragnar …«
    Sie wurden unterbrochen, als Ragnar hereinkam. Da sie sich den ganzen Tag noch nicht gesehen hatten und sich schon wieder langsam der Abend über Elvancor senkte, freute sie sich. Ein strahlendes Lachen war auch auf seinem Gesicht zu sehen. Er fasste Lena an der Hand. »Großmutters Bilder. Sie sind beeindruckend, nicht wahr?«
    »Ja, unglaublich«, bestätigte sie.
    »Komm, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Seine Aufregung war spürbar, und so ließ sich Lena mit ins Freie ziehen.
    Auf dem Platz befanden sich mehrere Tuavinn mit ihren Pferden, darunter auch Maredd. Doch Ragnar steuerte geradewegs auf eine Tuavinn-Kriegerin zu, die mit Eryn am Feuer saß. Das Abendlicht tanzte auf ihrem hüftlangen Haar, das, ganz anders als bei den übrigen Tuavinn, von einem hellen Silberblond war. Genau wie bei Ragnar zierten Muster die Haut oberhalb ihrer Ohren. Ihre Tätowierung stellte ein Kunstwerk aus Linien und filigranen Blütenblättern dar. Ein feines, ebenmäßig geschnittenes Gesicht mit einer zierlichen Nase und langen Wimpern wurde von eisblauen Augen beherrscht. Selten hatte Lena eine derart attraktive Frau gesehen, und als sie nun gemeinsam mit Eryn über irgendetwas lachte, erhellte ein äußerst sympathisches Strahlen ihre gesamte Erscheinung.
    Doch was Ragnar ihr dann freudig zuraunte, ließ sie erstarren. »Das ist Aravyn.« Er beugte sich näher zu ihr. »Ich glaube, sie ist meine Anam Cara.«
    W ährend seiner mehrtägigen Reise nach Talad ging Lena Kianeinfach nicht aus dem Kopf. Kam sie tatsächlich aus einem fremden Land jenseits der Berge von Avarinn? Für ihn war das unvorstellbar. Natürlich kannte er die Geschichten der Fürsten, die von Kriegen in der alten Welt handelten, von den Tuavinn, die einigen der Fürsten geholfen hatten, die Schwelle zu dieser Welt zu überqueren. Legenden zufolge stammten allerdings auch die Rodhakan aus dieser Welt. Sprach Lena also die Wahrheit, und in ihrer Welt existierten gar keine Rodhakan? Sobald Kian die Grasebene erreicht hatte, fiel er in einen Laufschritt, um seine wirren Überlegungen, die er diesem Ragnar zu verdanken hatte, durch die Bewegung zu verdrängen. Doch ganz gleich, wie schnell er lief, es gelang ihm nicht. Wie es die Tradition verlangte, waren er und Lena nun miteinander verbunden. Sie hatten sich gegenseitig das Leben gerettet. Kian knirschte mit den Zähnen, als er an diesen arroganten Tuavinn dachte. Aber angeblich war er ja Lenas Freund. Außerdem hatten sie Frieden geschlossen, zumindest bis bestimmte Dinge geklärt waren. Schon lange hatte Kian an vielem gezweifelt, was die Bewohner Talads für richtig hielten. Zu eingefahren, ja teilweise sogar engstirnig kamen ihm deren Weltvorstellungen vor, und stets hatte es ihn angetrieben, auszuziehen, um etwas anderes zu finden, wenngleich er nicht wusste, was das sein mochte. Seitdem er Botenritte erledigte, hatte sich der Gedanke bei ihm festgesetzt, eines Tages zum Bergvolk überzusiedeln. Bisher hatte er sich nicht getraut, hatte es nicht einmal fertiggebracht, mit jemandem darüber zu reden. Schließlich wollte Ruven Stadtwache in Ceadd werden, Onkel Ureat war einer der Ältesten von Talad, und wenn er, Kian, nun in den Augen der Bewohner Talads ein Abtrünniger wurde, konnte das dem Ansehen seiner Familie schaden. Nachdem seine und Ruvens Eltern einem Rodhakan-Überfall zum Opfer gefallen waren, hatte Onkel Ureat sie bei sich aufgenommen, und das durfte Kian nicht vergessen. Andererseits konnte und wollte er nicht sein Leben in einer Stadt verbringen. Irgendetwas in ihm drängte stets in die Berge, selbst wenn das Gefahren durch die Schattenkreaturen bedeutete.
    Zielgerichtet steuerte er auf den Fluss zu. In der Ferne konnte er schon den Hügel von Talad erkennen. Würden Onkel Ureat und der Rat ihm Glauben schenken und einem Treffen mit den Tuavinn zustimmen? Immerhin war ein solcher Versuch schon einmal gescheitert.
    Bald entdeckte Kian eine

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