Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
öffnete sich wie von Geisterhand die Hecke vor ihnen. Auch wenn Lena Derartiges schon einmal erlebt hatte, versetzte es sie abermals in Erstaunen. Nachdem sie einen guten Kilometer mitten durch Büsche und Unterholz geritten waren, wurde der Wald deutlich lichter, sodass sie zügig vorankamen. Die Pferde erklommen steile Berghänge, trabten an klaren Bergseen und sprudelnden Bächen vorbei. Irgendwann wurde das Unterholz wieder dichter, und sie ritten auf kaum erkennbaren Pfaden und kurz darauf durch eine Art Felsenlabyrinth. Die Felswände rückten immer enger zusammen, und Lena bekam schon Beklemmungen, aber dann erreichten sie ein von Bäumen und Buschland umrahmtes Plateau. Dahinter tat sich ein weiteres gewaltiges Felsmassiv auf, vor dem mehrere Lagerfeuer glommen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Lena auch mit Blattwerk und Moos bedeckte Hütten, die man kaum von den Büschen unterscheiden konnte. Manch eine schmiegte sich auch an einen der wenigen großen Bäume, die hier wuchsen und deren Blätterdach Schutz vor Regen spendete. Hier hielt Etron an, Eryn sprang vom Rücken des Grauen, und Morqua legte sich lang ausgestreckt auf den Boden.
    »Wir sind da.« Ragnar bedeutete Lena abzusteigen.
    Ihre Beine fühlten sich von dem langen und anstrengenden Ritt wie Gummi an, während Ragnar beneidenswert geschmeidig auf der Erde landete.
    »Wo sind wir hier?«
    »Das ist eines der Hauptlager der Tuavinn. Hier halten sich stets einige von uns auf, leiten Botschaften weiter, oder wir treffen uns, wenn wichtige Entscheidungen anstehen. Außerdem gibt es in den Höhlen eine Verbindung zu unserer alten Welt – nach Irland.«
    Bevor Lena nachfragen konnte, kam eine Frauengestalt herangeeilt, wie es aussah direkt aus dem Felsen.
    »Lena, Ragnar, ich bin so froh, dass ihr heil angekommen seid.« Amelias Blick wanderte prüfend über die Ankömmlinge. »Wo sind Maredd und die anderen?«
    »Sie verfolgen die Rodhakan.« Ragnar umarmte seine Großmutter flüchtig und erzählte ihr in aller Kürze von Lenas Entführung und ihrer Begegnung mit den Rodhakan.
    Sie lauschte, schüttelte hier und da ungläubig oder besorgt den Kopf, doch dann lächelte sie und strich Lena über die Wange. »Schön, dass du hier bist. Komm, ich zeige dir unsere Höhlen und die Hütte, die Maredd vor einiger Zeit für mich gebaut hat.«
    Sie nahm Lena an der Hand und zog sie mit sich. »Im Augenblick halten sich nur wenige Tuavinn in den Höhlen auf.« Sie öffnete eine aus Weidenbüschen geflochtene Tür und betrat das Innere der überraschend geräumigen Behausung. Bläulich leuchtende Kristalle spendeten sanftes Licht. Ein steinerner Tisch bildete das Zentrum des Raumes. Holzklötze, teilweise mit kunstvollen Zeichen verschönert, standen als Stühle um ihn herum. Auch einige Truhen sowie Regale mit Tonschüsseln gehörten zur Ausstattung. Ein Vorhang trennte einen weiteren Raum ab, der das Schlafzimmer bildete. Die Felle und Decken am Boden sahen einladend und bequem aus, und Amelia ließ sich lachend darauf fallen. »Ich hätte niemals gedacht, wie gemütlich diese Moosbetten sind.« Sie hob einige der Felle hoch. »Wir benutzen Holzrahmen und füllen sie mit einem bestimmten Moos aus den Bergen.«
    »Schön.« Lena konnte sich nicht so richtig vorstellen, wie es war, ohne Lattenrost und Matratze auszukommen, doch sie war müde von dem anstrengenden Ritt und hätte das Bett nur allzu gern ausprobiert. Aber noch war sie von all den Ereignissen zu aufgewühlt und viel zu neugierig, als dass sie sich hätte schlafen legen können. Langsam drehte sie sich im Kreis, betrachtete alles ganz genau, und schließlich musste sie grinsen. »Keine Küche? Keine Toilette?«
    Ein Schmunzeln erhellte Amelias Gesicht. »Wir Tuavinn kochen immer gemeinsam. Bei gutem Wetter im Freien, ansonsten in einer der Höhlen, die über einen guten Abzug verfügt. Und was das andere anbelangt«, sie zwinkerte Lena zu, »ist dir nicht aufgefallen, dass du kaum das Bedürfnis verspürst, eine Toilette aufzusuchen?«
    Mit einem Stirnrunzeln kratzte sich Lena am Kopf. »Doch, eigentlich schon. Ich habe mich gewundert. Nur in Talad, da war es anders …«
    Amelia seufzte tief. »Wenn du dich nur von dem ernährst, was Elvancor dir bietet, von Früchten, Kräutern und hin und wieder etwas Fleisch von Wildtieren, dann verwertest du alles so optimal, dass einfach nichts übrig bleibt. Für den Notfall haben wir auch eine Art Toilette, hauptsächlich für die menschlichen Gefährten

Weitere Kostenlose Bücher