Das Reich der Sieben Städte
könntest das hier gar nicht mehr tun, Heboric, wenn ich nicht gewesen wäre. Und Beneth. Ich werde ihn suchen, und dann treffen wir uns am Ufer ...«
»Nein, du wirst ihn nicht suchen«, sagte Baudin. »Ich werde ihn suchen.« Er gab Felisin die Blase.
Sie sah zu, wie er durch eine Hintertür hinausschlüpfte, von der sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie da war. Dann drehte sie sich langsam um und schaute Heboric an. Er hatte sich hingehockt und untersuchte das lockere Netz, das um die Packen gewickelt war. »Ich habe nicht zu eurem Fluchtplan gehört, stimmt's, Heboric?«
Er blickte auf, zog die Brauen hoch. »Bis heute Nacht hat es so ausgesehen, als ob du Schädelmulde zu deinem Paradies gemacht hättest. Ich hatte nicht den Eindruck, dass du Interesse daran gehabt hättest, von hier zu verschwinden.«
»Mein Paradies!« Aus irgendeinem Grund erschütterte sie das Wort. Sie setzte sich auf die Koje.
Er betrachtete sie, zuckte schließlich die Schultern. »Beneth hat dich mit allem versorgt.«
Sie starrte ihm in die Augen, bis er schließlich, nach einem langen Moment, den Blick abwandte. Er stand auf und hob mit einem Grunzen den Packen hoch. »Wir sollten sehen, dass wir wegkommen«, sagte er schroff.
»In deinen Augen bin ich nicht mehr viel wert, was, Heboric? War ich es denn jemals?« Felisin aus dem Haus Paran. Ihre Schwester ist Mandata Tavore, ihr Bruder ist mit Mandata Lorn geritten. Eine Adlige, ein verzogenes kleines Mädchen. Eine Hure.
Er antwortete nicht, sondern trat auf die Öffnung in der hinteren Wand zu.
Die westliche Hälfte von Schädelmulde stand in Flammen, beleuchtete den ganzen Talkessel mit einem verschwommenen, flackernden roten Licht. Felisin und Heboric sahen Anzeichen von Handgemengen, als sie die Arbeitsstraße entlang auf den See zueilten – hingestreckte Pferde, tote Malazaner und Dosii. Bulas Schänke war verbarrikadiert worden, und dann waren die Barrieren niedergerissen worden. Aus der Dunkelheit hinter der Türöffnung kam ein leises Stöhnen, als sie vorbeigingen.
Felisin zögerte, doch Heboric hakte sich bei ihr unter. »Du solltest da besser nicht reingehen, Mädchen«, sagte er. »Gunnips Männer haben sich diesen Ort schon früh vorgenommen – und sie waren verdammt gründlich.«
Jenseits der Stadtgrenze erstreckte sich die Arbeitsstraße leer und dunkel bis zur Kreuzung der drei Schicksale. Durch die Binsen zu ihrer Linken schimmerte die ruhige Oberfläche des Abteufer-Sees.
Der Ex-Priester führte sie hinunter ins Gras, hieß sie sich hinkauern und tat dann das Gleiche. »Wir warten hier«, sagte er und wischte sich den Schweiß von der breiten tätowierten Stirn.
Der Schlamm unter ihren Knien war feucht und angenehm kühl. »Wir werden also zu dieser Höhle schwimmen ... und was dann?«
»Es ist der Schacht einer alten Mine, und er führt jenseits des Grats, weit hinter der Käferstraße, nach oben. Am anderen Ende sind Vorräte für uns bereitgelegt. Und von da aus geht es hinaus in die Wüste.«
»Nach Dosin Pali?«
Er schüttelte den Kopf. »Nach Westen. Zur Küste, die dem Festland gegenüberliegt. Neun, vielleicht auch zehn Tage. Es gibt verborgene Quellen – Baudin hat sich ihre Lage gemerkt. Wir werden von einem Boot aufgenommen und hinüber zum Festland gebracht werden.«
»Wie? Wer hat das arrangiert?«
Der Ex-Priester schnitt eine Grimasse. »Ein alter Freund, der mehr Loyalität besitzt, als wahrscheinlich gut für ihn ist. Aber der Vermummte weiß, ich will mich nicht beklagen.«
»Und Pella hat den Kontakt hergestellt?«
»Ja. Es gibt da eine obskure Verbindung; hat etwas mit den Freunden von Vätern und Onkeln und den Freunden von Freunden zu tun, so was in der Art. Er hat sich zuerst an dich gewandt, wie du weißt, aber du hast es nicht kapiert. Also hat er mich persönlich gesucht -und gefunden.«
»Ich kann mich an nichts erinnern.«
»Ein Zitat, das Kellanved zugeschrieben wird und das von dem Mann niedergeschrieben wurde, der unsere Flucht arrangiert hat -Duiker.«
»Ein vertrauter Name ...«
»Der imperiale Historiker. Er hat bei der Verhandlung zu meinen Gunsten ausgesagt. Danach hat er dann dafür gesorgt, dass er nach Hissar geschickt wurde, durch ein Gewirr.« Er verstummte, schüttelte langsam den Kopf. »Und das alles, um einen verbitterten alten Mann zu retten, der mehr als einmal seine Geschichtsschreibung öffentlich als Lüge angeprangert hat. Wenn ich das alles überleben und Duiker eines Tages wieder von
Weitere Kostenlose Bücher