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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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lasst uns gehen? Ich danke Euch, Hauptmann.«
    Das Gesicht des Hauptmanns verdunkelte sich. »Es geschieht nicht um deinetwillen, alter Mann. Schließlich sind aufrührerische Bastarde wie du schuld an all dem, was hier gerade passiert. Ich würde dich am liebsten hier und jetzt auf einen Speer aufspießen.« Es sah so aus, als wollte er noch mehr sagen, und der Blick seiner Echsenaugen wanderte erneut zu Felisin, doch schließlich zog er einfach nur sein Pferd herum.
    Die beiden Flüchtlinge sahen zu, wie die Truppen zurück nach Schädelmulde ritten. Sie waren unterwegs zu einer Schlacht, wie Felisin instinktiv begriff. Eine andere, gleichsam aus dem Nichts kommende Gewissheit flüsterte ihr zu, dass sie alle sterben würden. Hauptmann Sawark. Pella. Jeder einzelne Malazaner. Sie blickte hinüber zu Heboric. Der alte Mann sah nachdenklich aus, während er den Soldaten nachblickte, bis sie den Stadtrand erreichten und in den Rauchschwaden verschwanden.
    Einen Augenblick später erhob sich Baudin inmitten der Schilfbüschel ganz in der Nähe.
    Felisin mühte sich auf die Beine und ging zu ihm. »Wo ist Beneth?«
    »Tot, Mädchen.«
    »Du ... du ...« Ihre Worte wurden von einer Woge aus Schmerz ertränkt, die über sie hinwegbrandete; es war ein Schmerz, der sie mehr erschütterte als alles, was sie bisher hatte durchmachen müssen. Sie taumelte einen Schritt zurück.
    Baudins kleine, matte Augen blieben unverwandt auf sie gerichtet.
    Heboric räusperte sich. »Wir sollten uns lieber beeilen, es wird bald hell. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass jemand es bemerkt, wenn wir den See überqueren – aber es wäre trotzdem dumm, unsere Absichten allzu deutlich zu machen. Schließlich sind wir immer noch Malazaner.« Er ging dorthin, wo die Blasen lagen und auf ihren Einsatz warteten. »Der Plan ist, am anderen Ende des Minenschachts den kommenden Tag abzuwarten und nach Sonnenuntergang loszumarschieren. Das macht es weniger wahrscheinlich, dass irgendwelche umherstreunenden Dosii-Banden uns zu Gesicht bekommen.«
    Noch immer betäubt, folgte Felisin den beiden Männern zum Seeufer. Baudin befestigte einen der Packen an Heborics Brust. Felisin wurde klar, dass sie sich die andere Blase mit Baudin würde teilen müssen. Sie musterte den großen Mann, der das Netzgeflecht um die Blasen ein letztes Mal überprüfte.
    Beneth ist tot. Sagt er zumindest. Wahrscheinlich hat er noch nicht einmal richtig nach ihm gesucht. Beneth lebt. Es kann gar nicht anders sein. Er hatte nur ein blutiges Gesicht, das war alles. Baudin lügt.
    Das Wasser des Abteufer-Sees spülte die letzten Reste des Schlamms und der Tinktur von Felisins Haut. Es war noch nicht einmal annähernd genug.
     
    Das Geräusch ihrer angestrengten Atemzüge hallte von der Klippe wider. Frierend und mit dem Gefühl, dass das Wasser sie unablässig nach unten zu ziehen versuchte, packte Felisin das Netz um die Blase fester. »Ich kann keine Höhle sehen«, sagte sie zwischen zwei keuchenden Atemzügen.
    Baudin grunzte. »Ich bin überrascht, dass du überhaupt etwas sehen kannst.«
    Sie antwortete nicht. Der Bereich um ihre Augen herum war so angeschwollen, dass schließlich nur noch schmale Schlitze übrig geblieben waren. Ihre Ohren fühlten sich wie Fleischfetzen an, groß und schwer, und das Fleisch in ihrem Mund hatte sich um ihre Zähne geschlossen. Sie hatte Schwierigkeiten beim Atmen, musste sich andauernd räuspern, ohne dass das irgendeine Wirkung gehabt hätte. Die Beschwerden sorgten dafür, dass sie sich völlig verwirrt fühlte; es schien, als wäre keine Eitelkeit mehr übrig, die hätte gekränkt werden können, was eine beinahe amüsierte Erleichterung mit sich brachte.
    Überleben – das ist das Einzige, was zählt. Ich werde Tavore all die Narben zeigen, für die sie verantwortlich ist, wenn wir uns eines Tages von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Und ich werde dann nichts mehr zu sagen brauchen, um meine Rache zu rechtfertigen.
    »Die Öffnung ist unter der Wasseroberfläche«, sagte Heboric. »Wir müssen ein Loch in diese Blasen stechen und tauchen. Baudin geht als Erster. Er wird ein Seil um seine Brust binden. Halt dich an dem Seil fest, Mädchen, sonst wirst du auf den Grund hinabgezogen.«
    Baudin gab ihr einen Dolch, legte dann das Seil über den auf und ab tanzenden Packen. Einen Augenblick später warf er sich in Richtung der Klippe und verschwand unter der Wasseroberfläche.
    Felisin packte das Seil, hielt es fest, als sie

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